In den Nachrichten kam, daß die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Frau Maria Böhmer (CDU), möchte, daß für die Bildung der Migranten[1] mehr getan werde.
Sehr gut, Frau Integrationsbeauftragte, denn das ist bitter nötig! Was waren die Migranten, also die Wanderer, früher doch für gebildete Leute! Und wenn sie nicht gebildet waren, so waren sie doch wenigstens bildungshungrig. Sie migrierten mit der Wanderkarte in der Hand von Ritterburg zu Hünengrab und von Hünengrab zu Wehrkirche, um sich zu bilden, und manche unter ihnen, die sogenannten fahrenden Scholaren, zogen sogar von Universität zu Universität. Und heute? Sie tun’s nur noch, um ab- oder nicht zuzunehmen und aus ähnlichen bildungsfernen Gründen. Früge man sie, erführe man gewiß Erschreckendes. Viele wüßten wohl nicht einmal, daß das, was sie tun, wandern heißt, gar das Fremdwort migrieren dürfte ihnen gänzlich unbekannt sein. Walken würden sie ihre Tätigkeit vielleicht nennen, besonders wenn sie dazu zwei Stecken benutzen.[2]
Jean Paul hat zwar nicht die Wanderer, sondern die Spaziergänger in vier Kasten eingeteilt, doch das paßt auf unseren Fall auch: Die heutigen Migranten fallen alle in die unteren beiden. In der zweituntersten Kaste „rennen die Gelehrten und die Fetten, um sich eine Motion zu machen“, in der untersten aber die „jämmerlichsten, die es aus Eitelkeit und Mode tun“. Hätte er die heutige Mode nicht nur der Spaziergänger und Migranten, sondern der sich in der Freizeit Bewegenden insgesamt gekannt: Er hätte noch eine weitere, allerunterste Kaste gebildet.
[2] Man nennt das darum auch Steckeleslauf, siehe http://deutsche-sprak.blogspot.com/2011/02/nordic-walking.html
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