Montag, 27. Januar 2014

PISA-Test


Die deutschen Fünfzehnjährigen haben sich, unter frenetischem Jubel der Bildungspolitiker, im Fach Lesen um einige Promille verbessert. Die genaue Zahl hätte ich nicht schätzen können, aber daß sie sich verbessert haben, wußte ich auch ohne den Test: Sie können, was Gleichaltrigen früher nie und nimmer möglich gewesen wäre, Sätze lesen wie „Unendschuldiges Schwänzen haha seid wan gibt es den sowass gibt es den auch Entschudigtes Schwänzen + Krankenschein XD Aber alles solche Opfer echt kein wunder das immer weniger ohne Abschluss aus der schule gehen.“
Leider können sie solche Sätze auch schreiben. Aber Schreiben kommt ja im PISA-Test nicht dran. Der synchrone Vergleich ergäbe vielleicht auch nichts anderes als im Falle des Lesens, und die Bildungspolitiker wären zufrieden. Im diachronen Vergleich aber würde ein Riesenschritt hin auf die in globaler Frühdemenz bestehende erste Phase des Weltuntergangs sichtbar.


Dienstag, 14. Januar 2014

Verstärkte Frauen


„Zu Pro Familia kommen verstärkt ältere Frauen, die über Sexualität reden wollen“ (Unterüberschrift der taz[1]).
Was will uns die Zeitung wohl sagen? Wie stellt man es an, wenn man verstärkt kommen will? Bisher dachte man, das geht nur so: Man bringt Verstärkung mit. Oder ist’s ein Druckfehler, sollte es „gestärkt“ heißen? Auch das würfe Rätsel auf. Womit mögen sich die alten Damen gestärkt haben? Mit Schwarzwälder Kirschtorte? Aber darf man das sagen? Ist es nicht sexistisch oder gar rassistisch?





[1] 7.4.11


Dienstag, 7. Januar 2014

Abschuler


„Hier gilt es jetzt, sich auf konkrete Maßnahmen zu verständigen und auch darüber, welche geeigneten pädagogischen Maßnahmen zu treffen sind, um Klassenwiederholungen und Abschulungen zu vermeiden, ohne die Qualität der schulischen Leistung und den Wert der Abschlüsse zu beeinträchtigen“, sagte die Politikerin Sylvia Löhrmann – schon vor einiger Zeit, aber es soll nicht vergessen werden.[1]
Ich hätte gerade ihr diese Erfindung zugetraut. Doch sie kann sich ihrer nicht rühmen: 2530 Treffer ergab damals „Abschulung“ bei Google[2], in der Regel älter als die Rede der Schulministerin. In den meisten Fällen, doch nicht immer handelte es sich um einen medizinischen Fachausdruck, und dagegen habe ich wenig oder gar nichts. Die Ministerin, oder ihr Fachreferent für Pädagogikfragen, meinte mit „Abschulung“ jedoch, daß jemand z. B. vom Gymnasium fliegt und in die Realschule muß. Man faßt es nicht.
Aber, protestiert da einer, was Sie den Medizinern gönnen, nämlich Fachausdrücke zu von sich zu geben, die die richtige Sprache nicht verträgt, wollen Sie doch nicht etwa den Pädagogen verbieten? Doch, genau das. Wenn die etwas sagen, könnten ja Kinder mithören.



[1] http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Presse/Konferenzen15LP/Bildungskonferenz/23_9_2010_Bildungskonferenz.pdf
[2] 14.10.2010