Freitag, 19. Dezember 2014

Deutscher Knalltütenpreis


Mit Spaß kindgerecht Entspannung erlernen.“[1]
Durchaus preiswürdig, aber zwei der fünf Wörter stehen nicht in der zu erwartenden Neuauflage des Dummdeutsch-Wörterbuchs. Es gibt also noch Steigerungsmöglichkeiten.




[1] www.mehr-lachen.de

Sonntag, 7. Dezember 2014

Jugendliche Kinder


Professor  E. aus Mainz schrieb mir:
„ZDF, Heute: '... die Einbrecher schicken teilweise jugendliche Kinder’. 
Wie alt die wohl sind? Vielleicht gibt’s im Verbrechermilieu ja noch Alternativen, von denen wir nichts ahnen.“

Ich glaube, daß es einfacher ist: Es ist schlicht eine Folge der rasant voranschreitenden Vergreisung unserer Gesellschaft. Kinder sind, so ist’s offiziell definiert, unter 14, Jugendliche zwischen 14 und 18. Jetzt altern die Dreizehnjährigen halt rascher und sind schon 17. Nur was das „teilweise“ soll, versteht man nicht. Vielleicht sind nur manche Körperteile schon der Kindheit entwachsen?


Donnerstag, 27. November 2014

Überpapst


Diesmal geht es nicht um Sprachliches; Der Beitrag ist off topic, wie der Deutsche sagt.
Kürzlich hörte und sah und ich mir auf Youtube eine Aufnahme der Tannhäuser-Overtüre an. Da bemerkte ich im Publikum an herausgehobener Stelle eine kleine weiße Gestalt. Voller Freude erinnerte ich mich: Ich hatte diese Aufnahme schon einmal gesehen, vor einigen Jahren im Fernsehen. Es war eines der großen Bildschirmerlebnisse. Dem frischgebackenen bayerischen Papst gaben die Münchner Philharmoniker ein Konzert. Der Hl. Vater saß auf einem Thron mitten drin, um ihn herum ein Ring rotmütziger geistlicher Würdenträger, um oder unter diesen ein weiterer Ring, und zwar aus weltlichen Würdenträgern. Unter ihnen war Otto Schily, damals Minister einer Republik; er kauerte wie ein Hofschranze zu Füßen des Kirchenfürsten und nährte so meine Zweifel an seiner Verfassungstreue. Dann kam ein gehöriger Abstand, dann die Masse des Publikums.
Nun trat Christian Thielemann ans Pult. Straff aufrecht, federnden Schrittes, ein Herr von der Halsbinde bis zu den Frackschößen, wie es ihn heute nicht mehr gibt, bzw. eben nur noch in diesem einen Exemplar. Eine gebieterische Geste mit der Linken, die Rechte hob den Taktstock, alles duckte sich, Musiker und Publikum, und auch Herr Ratzinger. Man spürte: Es gab einen Stellvertreter des Allerhöchsten im Saal, aber das war jetzt nicht er.
Und mit dem, dem Allergrößten auf Erden, habe ich schon mehrmals zusammen gespeist, ja, man könnte fast sagen: pflege ich zusammen zu speisen! Zwar an verschiedenen Tischen, aber doch im Garten des gleichen Restaurants, eines Ausflugslokals in der Nähe von Bayreuth, wo er alljährlich während der Festspiele zu logieren geruht. Höher kann ich in diesem Leben nicht mehr steigen. Oder vielleicht doch? Er trägt kurze bunte Hosen wie ein deutscher Tourist in einer italienischen Kirche und sieht viel kleiner aus als am Pult. Ob ich ihn einfach mal anspreche, vielleicht sogar duze?

Sonntag, 16. November 2014

Wachstumsschmerzen


„Deutschland ist zuletzt weniger gewachsen als Griechenland“ schreibt heute die FAZ in ihrer Internetausgabe.[1]
Und wir dachten alle, das hätten wir hinter uns, das machen nur noch die Russen. – Wenig zwar, aber immerhin gewachsen. Man möchte natürlich wissen, was denn dazugekommen ist. Vielleicht Hinterpommern? Ostpreußen jedenfalls nicht, da war ich kürzlich, das ist immer noch teils polnisch, teils russisch. Aber Hinterpommern ist eigentlich auch zu groß, um „weniger gewachsen als Griechenland“ zu rechtfertigen, denn Griechenland ist garantiert nicht um eine noch größere Fläche gewachsen, davon hätte man gehört. Vielleicht fand das Wachstum ganz woanders statt als dort im Osten, woran der Deutsche nach alter Gewohnheit  zuerst denkt. Mallorca? Hat es endlich geklappt?




[1] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/stagnierende-wirtschaft-der-mindestlohn-ist-nicht-schuld-13267983.html


Donnerstag, 13. November 2014

Anything goes


„Warum werden im Zusammenhang mit gender und diversity so viele englische Begriffe verwendet? Der Gender Begriff bietet im Englischen die Möglichkeit den Begriff des sozialen Geschlechts vom biologischen abzugrenzen. Dies ist im Deutschen so einfach nicht möglich, da nur ein Wort zur Verfügung steht, und immer eine längere Erklärung angefügt werden müsste, um welchen Begriff es denn nun geht. Das Wort Gender ist also viel klarer zu gebrauchen, als das im Deutschen möglich wäre.“ Das fand ich auf einer Internetseite der Eliteuniversität TU München.[1]
Bisher dachte ich, es gäbe nur einen einzigen Grund, warum nicht nur im Zusammenhang mit gender und diversity, sondern auch sonst so viele englische Begriffe verwendet werden, nämlich die Angst, man könnte als Provinztrottel enttarnt werden. Aber es gibt, wie man an dem Zitat sieht, einen weiteren: Deutsch können sie einfach nicht mehr. Die neue Mischsprache hat fast keine Regeln, da kann jeder beim Schreiben mitmachen, sofern er nur in der Lage ist, Buchstaben aneinanderzureihen. Beim Verstehen wird’s schon schwieriger, da kann nicht jeder mitmachen, das ist wohl auf die Kreise unserer Eliten beschränkt.



[1] Frequently Asked Questions (FAQ) 1. Allgemeine Fragen, auf einer Seite namens „Gender Studies in Ingenieurwissenschaften“ der TU München (http://www.gender.edu.tum.de/faq.html).

Sonntag, 9. November 2014

Verkehrsunfall


„Verkehr ist die Bewegung von Personen, Gütern oder Nachrichten in einem definierten System.[1] Dabei werden Einheiten entlang von Kanten eines Netzwerks oder auf Routen einer Verkehrsinfrastruktur bewegt.“
Die Redaktion von Wikipedia hat darübergesetzt: „Dieser Artikel erläutert Verkehr im Sinne von Transport.“[1]
Das wird wohl als eine Nominaldefinition, eine Festsetzung des Sprachgebrauchs gedacht sein, denn eine Realdefinition, eine Feststellung des Sprachgebrauchs, ist es schwerlich. Bei einer Nominaldefinition ist man frei. Niemand kann einem verbieten, als Walfisch zu definieren, wozu bisher alle Welt Ameise gesagt hat. Sollte es aber doch als Realdefinition gemeint sein, und bei Wikipedia weiß man ja nie, stellen sich einige Fragen. Darf man es wirklich mit Fug und Recht einen Verkehr im Sinne von Transport nennen, wenn sich Nachrichten durch die Luft oder einen Draht von einem Mund zu einem Ohr bewegen? Und ist es denn kein Verkehr, wenn sich Personen nicht auf Kanten oder in einer Verkehrsinfrastruktur von einem Ort zum anderen bewegen, sondern z. B. einfach quer durchs Gelände fahren? Oder wenn ein Schiff übers Meer fährt und sich nicht an die Seefahrtsrouten hält? Oder wenn das alles nicht in einem Netzwerk oder einem definierten System geschieht?

Dienstag, 4. November 2014

Entspannung


In Henscheids Dummdeutsch-Lexikon fehlt zwischen Entsorgungspark und Erbrezeption die Entspannung, obwohl die damals, zu Beginn der 90er, ihr Unwesen schon trieb, und wie! (Segensreich wirkte sie 20 Jahre früher, in der Politik.) Nichts gab es und gibt es heute, von der Arbeit (für die Jüngeren unter Ihnen: dem Job) abgesehen, was nicht entweder der Entspannung wegen getan wird oder weil es Spaß macht. Diese beiden Wörtchen schließen die ganze Welt uns ein wie weiland dem Burschen das Ja und das Nein der geliebten Müllerin. Der Unterschied ist nur, daß zwischen diesen ein gewaltiger, ja unendlich großer Abstand lag, eben die ganze Welt, während zwischen Entspannung und Spaß eigentlich gar keiner besteht, weshalb die Welt ziemlich geschrumpft erscheint. „Spaß entspannt“, belehrt uns wirtschaftspsychologie-aktuell.de, und es gibt ein Hotel, das einen „Anfänger Bereich“ hat, und das ist ein „Bereich, in dem fun entspannt“.[1] Die italienischen Hotels scheinen noch nicht so weit zu sein. Spaß gibt es da scheint’s nicht, sondern außer der Entspannung bekommt man nur Relax: „Das herrliche Wellness Center des Hotel Carlos V sorgt bestimmt rundum für Relax und Entspannung.“[2] Aber vielleicht ist dort ja die Verschmelzung von Spaß und Entspannung schon so weit fortgeschritten, daß es reicht, nur eines von beidem zu erwähnen.
In dem Radioprogramm BR Klassik dürfen sich täglich Kinder ein Musikstück bestellen (für die Jüngeren unter Ihnen: ordern). Sie wünschen sich gern „etwas mit Geige“ von Mozart, weil sie selber Geige spielen, oder „etwas mit Klavier“ von Haydn, weil das entspannend ist. So bedrohlich, wie man glauben möchte, ist es aber noch nicht. Die Kinder plappern halt nach, was sie von den Erwachsenen hören, und in bildungsbürgerlichen Häusern redet man heute nun einmal so. Das Kind, das Musik hört oder überhaupt irgend etwas tut, weil es sich entspannen will, muß erst noch geboren werden. Sollte das geschehen, wäre den Eltern zu raten, einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Auch bei den Erwachsenen ist's nicht ganz so schlimm. Nur ein Bruchteil derer, die es behaupten, tut etwas wegen der Entspannung. Es ist durchaus fraglich, ob schon einmal jemand aus diesem Grund einen Spaziergang gemacht hat. Bei einem solchen kann zwar durchaus eine Entspannung eintreten, jedoch nur nebenher, sie ist keinesfalls das Motiv. Den Irrglauben, sie liefen ihretwegen, haben den Menschen die Vertreter der Lebenshilfeindustrie eingeschwatzt, um ihnen leichter ihre Produkte aufschwatzen zu können.
Die wahren Gründe sind ganz andere. „Ein Mann von Verstand und Logik“, schreibt Jean Paul, „würde meines Bedünkens alle Spazierer, wie die Ostindier, in vier Kasten zerwerfen.“[3] Die beiden oberen dürften heutzutage unter den aus der Logik bekannten Begriff der leeren Klasse fallen: Solche Spaziergänger gibt es nicht mehr, „in deren Kopfe die Augen des Landschaftmalers stehen, in deren Herz die großen Umrisse des Weltall dringen, und die der unermeßlichen Schönheitlinie nachblicken, welche mit Efeufasern um alle Wesen fließet“. Das wären die der zweiten Kaste von oben, und über ihnen stehen noch die „Menschen, die nicht bloß ein artistisches, sondern ein heiliges Auge auf die Schöpfung fallen lassen ... die den tiefen Tempel der Natur nicht als eine Villa voll Gemälde und Statuen, sondern als eine heilige Stätte der Andacht brauchen – kurz, die nicht bloß mit dem Auge, sondern auch mit dem Herzen spazieren gehen....“. Die kommen also nicht mehr vor, übrig geblieben sind die beiden unteren Kasten. Die Angehörigen der vorletzten spazieren „weniger, um zu genießen, als um zu verdauen, was sie schon genossen haben ... oder aus einem tierischen Wohlbehagen am schönen Wetter“, und schließlich,  ganz unten, da „laufen die jämmerlichsten, die es aus Eitelkeit und Mode tun und entweder ihr Gefühl oder ihre Kleidung oder ihren Gang zeigen wollen.“
Ich komme zurück. Entspannung und Spaß schließen, wie gesagt, die ganze Welt uns ein, allerdings nur, soweit sie nicht in Arbeit besteht. Doch man arbeitet emsig daran, diesem Mißstand abzuhelfen: Natürlich gibt es den entspannenden Job und den entspannten Job und seit langem die Entspannungsarbeit, schon gibt es aber auch den Entspannungsjob, und sogar den Funjob und die Funarbeit. – Entspannung und Spaß sind nicht, wie wir gesehen haben, zwei Pole, zwischen denen sich die Freizeitwelt aufspannt. Vielmehr bedeutet Entspannung tendenziell nichts anderes als Spaß und Spaß ist das, wozu man auch Entspannung sagen kann, zumindest ist Spaß entspannend, und genau deshalb möchte man Spaß haben, und Entspannung macht Spaß, genau darum entspannt man sich.
Nun mischt sich aber ein drittes Wort ein, so daß man vielleicht die These wagen könnte, die Welt werde nach eine Phase der Verödung wieder komplexer, nicht zwei-, sondern dreipolig: Spannung. Doch die Hoffung trügt. Es ist nur ein weiteres Wort, kein weiterer Begriff. Spannung bedeutet tendenziell eben das, was Entspannung bedeutet und was Spaß bedeutet: „Spannung entspannt“, haben die Top-Forscher von muellerscience.com herausgefunden, und wunderbar-media.at bittet uns: „Lassen Sie uns für Sie planen und organisieren, damit alle das Ereignis mit Spannung entspannt geniessen können“.[4] Sie hätten auch schreiben können: damit alle das Ereignis entspannt gespannt genießen können.
Einen Funken der Hoffnung aber läßt ein anderes Ereignis aufglimmen: In BR Klassik wünschte sich die elfjährige Laura aus dem Landauer Gymnasium das Air von Bach, und zwar nicht weil es entspannend, sondern weil es berühmt ist.[5] Ich schlage vor, das Mädchen umgehend aus seinem Lernumfeld, das sicher suboptimal ist, weil es dort von Underachievern nur so wimmelt, herauszulösen und in eine Hochbegabtenklasse aufzunehmen, und ich wünsche ihm eine glanzvolle Karriere.




[2] www.gioricohotels.it/de
[3] Darüber habe ich hier schon geschrieben.
[4] www.wunderbar-media.at/wm_event_und_Messeplanung.htm
[5] 11.6.2010, kurz nach 7 Uhr

Freitag, 31. Oktober 2014

Bilder, „Bilder“ und sogenannte „Bilder“


„...die Frömmigkeit, mit der wir RezipientInnen alle geschlossen vor den sogenannten „Bildern“ in die Knie gehen ...“, schrieb die taz in einer Filmkritik.[1]
Es geht um richtige, und zwar um sich bewegende Bilder, um einen Film halt. Im folgenden Text schreibt der Autor denn auch immer von Bildern, ohne Anführungszeichen und ohne „sogenannte“ davorzusetzen. Ja, er tut auch im Zitat im Grunde nichts anderes, denn sogenannte „Bilder“ sind einfach Bilder, „sogenannte“ und Anführungszeichen heben einander auf. Er hat wohl erst Bilder in Anführungszeichen gesetzt, dann aber gemerkt, daß das falsch ist, weil es ja Bilder sind und nicht sogenannte Bilder, und darum den Fehler durch „sogenannte“ wieder gelöscht. Das hätte er auch einfacher haben können.


[1] 15.6.2011

Montag, 27. Oktober 2014

Deutscher Provinzialismus


In anderen Ländern, etwa in England und Frankreich, gibt die Hauptstadt den Ton vor. Die Provinz bemüht sich, sich  so zu kleiden, wie man sich in Paris kleidet, und wie man da spricht, gilt dort als vorbildlich. Bei uns ist es anders. Man ißt wie in Oggersheim und sieht dann entsprechend aus, und man spricht eher wie in Rosenheim statt wie in Berlin. Wenigstens in unserem Fall:
Jeder Fußballkommentator in Presse, Funk und Fernsehen weiß, daß es „auf“ Schalke und nicht etwa „in“ Schalke zu heißen hat, weil man in Gelsenkirchen so spricht. Aber fast jeder Fußballkommentator sagt „die“ Hertha, obwohl kein Berliner so spricht. Das kommt daher: In Bayern sagt man nicht etwa „Uli sitzt“, sondern „der Uli sitzt“, und im Rheinland sagt man nicht „Erna ist beim Frisör“, sondern „dat Erna ist beim Friseur“. Und obwohl, eigens befragt, der Bayer und der Rheinländer nach kurzem Nachdenken einräumen würden, daß im Hochdeutschen da kein Artikel hingehört: Wenn's speziell darum geht, ob man sich nach der Hauptstadt richten soll, wird nicht nachgegeben.


Freitag, 24. Oktober 2014

Funspaß auf der Piste


„18 km markierte Routen mit Tiefschneeabfahrten sowie Funspaß im neuen Quality Snowpark ideal für alle Snowboarder und Freeskier“ hat's im Pinzgau.[1]
Das kam völlig überraschend. Mit Funjob hatte ich gerechnet (z. B. „Funjob: Helikopter Pilot“[2] – ich wußte gar nicht, daß Hubschrauber Namen haben wie Schiffe und ICE-Züge; dieser jedenfalls heißt Pilot), mit Funarbeit auch („war ne Funarbeit hab immer weng rumgemacht und das ist dan rausgekommen finde die einarbeitung krass, lg“, schreibt ein Johannes[3]). Überraschungen aber harren im Negativen ebenso wie im Positiven: Nicht weniger verblüffend als der Fund von „Funspaß“ war die Erkenntnis, daß es „leistungsträgergerecht“ bei Google nicht gibt.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Unterwegs ins Abseits


Zu den einlußreichsten Sprachneuerern gehören bekanntlich die Fußballreporter bzw. -kommentatoren, vielleicht die einzigen, die es mit den politischen Sprachkommissaren – den Leuten, die sich Wörter ausdenken wie „Studierende“ oder „Migranten“ – aufnehmen können. Vor kurzem noch, nach meiner Erinnerung bis ins vorige Jahr hinein, sagten sie, die Fußballreporter, „Der ist Stürmer“, wenn einer Stürmer war; jetzt sagen sie „Der ist als Stürmer unterwegs“. Und wenn der Torwart eine Mütze aufhatte, sagten sie „Der Torwart hat eine Mütze auf“; jetzt sagen sie „Der Torwart ist mit Mütze unterwegs“. Spielte einer in der Nationalmannschaft, sagten sie „Er spielt in der Nationalmanschaft“, manchmal auch „Er ist Nationalspieler“. Jetzt heißt es „Er ist in der Nationalmannschaft unterwegs“. In, nicht etwa mit. Das kommt zwar auch vor, aber selten; vielleicht, weil sie uns in der Tat nicht mitteilen wollen, daß er mit der Nationalmanschaft herumfährt oder herumfliegt, sondern eben, daß er in ihr spielt, vielleicht aber auch, weil ein Satz mit „mit“ zu sehr an richtiges Deutsch erinnert.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Titel geben


„Auch wird Ken Dukens Titel gebende Klugscheißer-Figur, die einem zunächst herzlich unsympathisch ist .....“[1]
Eine  Figur gibt also Titel. Wie das wohl zugehen mag? Sie vergibt nicht Titel, wie Königin Elisabeth oder die Fakultät einer Universität, sondern gibt Titel. Vielleicht  muß man es sich ähnlich vorstellen wie bei einem Hund, der Pfötchen gibt.



[1] http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-3309.html


Samstag, 18. Oktober 2014

Nato kleiner als alle glaubten


„Kobane: Lévy zweifelt Nato-Mitgliedschaft der Türkei an.“[1]
Also wohlgemerkt: Er zweifelt nicht etwa daran, daß es richtig ist, die Türkei in der Nato, zu der sie jetzt gehört, zu lassen, sondern daran, daß die Behauptung richtig ist, die Türkei sei Mitglied der Nato. Da bürdet er - oder der Spiegel-Journalist - sich aber einiges an Beweislast auf.




[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/kobane-bernard-henri-levy-zweifelt-nato-mitgliedschaft-der-tuerkei-an-a-996783.html


Donnerstag, 9. Oktober 2014

Bildungsnotstand bei der Zeit


„Viele junge Deutsche sind gebildeter als ihre Eltern – das belegt eine neue Studie. Seltsam nur: Kürzlich behauptete eine andere Studie das Gegenteil.“[1]
Welch ein Elend, und das im Zentralorgan des Bildungsbürgertums! Die Behauptung, viele junge Deutsche seien gebildeter als ihre Eltern, widerspricht keineswegs der Behauptung, viele junge Deutsche seien ungebildeter als ihre Eltern, selbst wenn man den gleichen Maßstab angelegt hat. Hundertausend junge Leute, die gebildeter sind als ihre Eltern, sind ziemlich viele. Die Behauptung wird nicht dadurch widerlegt, daß hundertausend andere junge Leute, also auch ziemlich viele, weniger gebildet sind als ihre Eltern.




[1] http://www.zeit.de/2013/08/Bildung-Absteiger-Studie


Dienstag, 30. September 2014

Journalisten


Das Wesen des Journalisten ist nicht so leicht zu ergründen. Er ordnet die Welt mittels weniger Begriffe, die er von anderen Journalisten aufgeschnappt hat und die sich im allgemeinen durch eine ungewöhnliche Dümmlichkeit auszeichnen, ähnlich wie die Worte des Jahres. Aber nach welchen Gesetzen geht es da zu? Ich dachte immer, es verstanden zu haben. Was sie mögen, wird, wenn sich nicht mehr länger verheimlichen läßt, daß da etwas faul daran ist, mit einem Euphemismus benannt, beispielsweise „Steuersünder“, damit die Leute denken, Verbrecher dieser Art seien ähnlich einzusortieren wie Parksünder. Mögen sie etwas nicht, machen sie es umgekehrt. Wer Putin analysiert, wird zum „Putinversteher“, damit man denkt, er hätte Verständnis für Putin. Das gibt es natürlich auch, aber „Putinversteher“ sind ja nicht nur Leute, die für ihn Verständnis haben, sondern auch solche, die sich seine Motive erklären wollen, ohne sie damit zu billigen. Aber warum, frage ich mich nun, gibt es „Europaskeptiker“? Der Journalist als solcher haßt  diese Leute, sonst wäre er keiner, jedenfalls wäre er nicht bei einem richtigen Medium wie etwa der Zeit oder der ARD, und er könnte doch, sollte man meinen, sich für sie einen Namen ausdenken, der dazu beiträgt, daß man sie haßt, z. B. „Europahasser“. Damit würden sie in die Nähe von anderen Europahassern gerückt, z. B. in die Nähe von Putin oder der Islamisten, und das müßte dem Journalisten doch recht sein. Aber Skeptiker zu sein ist an sich nichts Schlechtes, skeptisch ist sogar der Jounalist selber, jedenfalls manchmal. „Europaskeptiker“ müßte in seinen Augen doch eine Verniedlichung sein, die man auf keine Fall verwenden darf. Versteht das einer?


Sonntag, 28. September 2014

Sportreporteräre Probleme


Wenn sich ein Spieler an den Oberschenkel faßte, sagten die Sportreporter bisher: Der hat Muskelprobleme. Seit kurzer Zeit, meinem Eindruck nach erst seit der letzten Fußballweltmeisterschaft, sagen sie das nicht mehr, sondern behaupten, er habe muskuläre Probleme. Was werden sie wohl aus Knochenproblemen machen?



Mittwoch, 27. August 2014

Der Schokoriegel als Respektsperson


Manchmal hat die Vernunft sogar Wikipedia auf ihrer Seite. Wenn gilt
Respekt (lateinisch respectus ‚Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung’“, auch respecto ‚zurücksehen, berücksichtigen’) bezeichnet eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person (Respektsperson) oder Institution“,[1]
dann ist das:
„Satt zum Billigtarif. Wo bleibt der Respekt vor dem Essen?“[2]
Blödsinn.


[1] Wikipedia, Stichwort Respekt.
[2] „BürgerForum live“ 26.1.11, Bayerisches Fernsehen.

Donnerstag, 21. August 2014

Warum einfach?


„Die Interviewauswertungen weisen eher einen Notfallcharakter für dieses Netz aus: wenn dringend Hilfe in Form von Kinderbetreuung, Fahrdiensten oder emotionalem Beistand benötigt wird, wird auf diese personellen Ressourcen zurückgegriffen.“[1]
Gemeint sind Pflegedienste. Aber es bringt einen ja auf der Karriereleiter nicht voran, wenn man’s so einfach sagt, da greift man besser auf personelle Ressourcen zurück.


[1] https://www.yumpu.com/de/document/view/13212311/gesundheitliche-belastungen-und-ressourcen-allein-erziehender-/3

Freitag, 4. Juli 2014

Anstachelnder Zufluchtsort


„Privat geführtes Resort im Naturpark Oberer Bayerischer Wald mit vielfältigen Incentive-Möglichkeiten: Umgeben von Natur werden Wellness, authentisches Ayurveda, Golfsport und ausgewählte Teambuilding-Programme angeboten.“[1]
Die wichtigsten Wörter in diesem Satz waren mir unbekannt, darum hab’ ich nachgedacht und nachgesehen. Resort heißt Ferienort, Badeort, Zufluchtsort; Ayurveda ist eine traditionelle indische Heilkunst; normalerweise besteht eine Behandlung aus Medizin, spezieller Diät und vorgeschriebener Tagesroutine. Teambuilding müßte z. B. das sein, was ein Nationaltrainer tut, wenn er aus Spielern, die verschiedenen Vereinen entstammen, eine Mannschaft formt. Was Wellness heißt, glaubte ich schon zu wissen. Incentive aber, so erfuhr ich, heißt Anreiz, Ansporn, Aufreizen und wird darum sicher auch hier etwas Ähnliches bedeuten. Dann ist aber der Doppelpunkt fehl am Platz. Er bedeutet, daß Wellness, Ayurveda, Golfsport und Teambuilding Möglichkeiten des Anreizens sind. Nun sind aber, wenn meine Quellen nicht lügen, die drei erstgenannten doch eher mit der Vorstellung des Beruhigenden verbunden.