Mittwoch, 26. August 2015

Inhalte

Was die Politiker mit dem guten alten Wort „Inhalt“ anstellen, ist schon schwer zu ertragen. Facebook aber setzt – gleich auf der Eingangsseite – noch eins drauf:
„Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“
Da „Inhalt“ nun man ein Singularetantum ist, hätte Facebook ja schreiben können: „Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und den Inhalt von diesem oder jenem mit diesen zu teilen“; etwas verquast, aber es geht.

Man muß nicht so ein Getue wie Facebook veranstalten. St. Martin hat schon vor vielen Jahrhunderten gezeigt, wie das Teilen von „Inhalten“geht. Auch wenn wir den Plural akzeptieren sollten – er hat seinen Mantel, worin, nebst ein paar Taschentüchern und anderem Kleinkram, vorher vielleicht die Inhalte seines Koffers bestanden, einfach in zwei Teile geschnitten.

Sonntag, 9. August 2015

Forscherdrang

„Die Suche nach Spuren von Intelligenz ist ein Forscherdrang, den Menschen in allen möglichen Alltagssituationen ausgesetzt sind, mit mehr oder weniger befriedigenden Ergebnissen.“ (Telepolis, 27.5.11)


Das „den“ ist sicher ein Flüchtigkeitsfehler, da wollen wir nicht so sein. Aber daß eine Suche ein Drang sein soll, will mir gar nicht in den Kopf. Ich dachte immer: Einen Drang zu suchen kann man zwar verspüren, aber das ändert nichts daran, daß eine Suche und ein Drang ihrem Wesen nach doch höchst verschiedene Dinge sind. – Na ja, auch das könnte man hinnehmen, wenn nicht Murks dieser Art so typisch wäre für den engagierten Journalismus. Wenn man mal vom Sprachlichen absieht und sich gleich an das vermutlich Gemeinte hält: Den Drang, Spuren von Intelligenz zu entdecken, verspüre ich hauptsächlich beim Lesen von Zeitungen und ganz besonders von Internetzeitungen, also in der Tat in Alltagssituationen, und die Ergebnisse sind eher weniger als mehr befriedigend.

Donnerstag, 6. August 2015

Zielsichere Politik

"Bonn/Berlin – Anlässlich der Verabschiedung der Nationalen Biodiversitätsstrategie im Bundeskabinett am 7. November 2007 fordert die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marie-Luise Dött MdB: Naturschutz ins Zieldreieck von Ökologie, wirtschaftlicher Verträglichkeit und sozialer Verantwortung bringen."[1] 
Wie das wohl zugehen mag? Und ob der Aufenthalt in einem Zieldreieck dem Naturschutz gut tut? Kann  er da nicht getroffen werden?

Mittwoch, 5. August 2015

Angesehene USA

„Das Ansehen der USA ist bei den Deutschen erneut gesunken. Nur noch 35 Prozent bewerten die USA im ARD-Deutschlandtrend als vertrauensvollen Partner. Dies sind im Vergleich zum Juli 14 Punkte weniger. 61 Prozent sagen, die USA seien kein Partner, dem man vertrauen könne.“[1]

Früher war zwar nicht alles besser, aber die allgemeinen Denkfähigkeiten scheinen doch etwas besser entwickelt gewesen zu sein. Da hätte jeder, der die Volksschule erfolgreich hinter sich gebracht hat, diese Sätze als vollkommen blödsinnig erkannt und sich anderen Dingen zugewandt. Heute sitzt er davor und grübelt. Die Sätze stehen in der Zeit, da schreibt die Crème de la Crème des Bildungsbürgertums. Wie man da schreibt, so schreibt man.
Liebe Zeit-Leser,  bitte merken Sie sich: Ein vertrauensvoller Partner ist voller Vertrauen. Z. B. kann die USA vertrauensvoll sein, in diesem Fall Deutschland, d. h. seiner Regierung, vertrauen. Im Juli meinten 49 % der befragten Deutschen, das sei so.
Der letzte Satz hat aber ein ganz anderes Thema. Da geht es nicht darum, ob die Deutschen die Amerikaner für Leute halten, die voller Vertrauen in den Rest der Welt oder wenigstens die Deutschen sind, sondern darum, ob die Deutschen in den USA einen Partner sehen, dem man vertrauen kann.



[1] http://www.zeit.de/politik/2013-11/deutschlandtrend-obama-snowden-nsa

Sonntag, 2. August 2015

Universalstars

Alle paar Monate lassen die Journalisten „einen der letzten“ Universalgelehrten sterben oder sie erinnern daran, daß vor 50 oder 100 oder 200 Jahren einer der letzten gestorben ist. Ein Universalgelehrter ist einer, der sich nicht nur in einem Fach auskennt, sondern in einem, zwei oder drei anderen auch noch ein bißchen oder, wie ein Journalist, in allen, aber eigentlich in gar keinem. Jetzt aber gibt’s auch noch Universalkünstler. Schinkel war einer, schreibt die taz[1]. Die Kriterien für die Ernennung sind die gleichen. Man hat zwar noch nicht davon gehört, daß Schinkel als Sänger, Tänzer, Komponist, Pianist, Romanschreiber oder Lyriker Nennenswertes geleistet hat, aber immerhin, er war Architekt, Maler, Bühnenbildner und Designer. (Auch wenn man bisher noch nicht wußte, daß es letztere damals schon gab: Designer war er, liest man neuerdings, auch.)
Ein Wort wie „universal“ hinzuschreiben hebt einen Journalisten halt gleich in eine ganz andere Sphäre.






[1] 12.9.12