Montag, 29. April 2013

Gott im Center des Stützpunkts


„Nach den Ansprachen und Glückwünschen segnete Ortspfarrer Heribert Schauer das Neue Agro-Center,“ das der Fliegl-Gruppe gehört, das „der wohl größte Stützpunkt für Agrartechnik in Deutschland“ ist und das in Kastl/Oberbayern die Gegend verschandelt. Das gibt fliegl.com bekannt.[1] Ich liege wohl richtig mit der Vermutung, daß einer nun schon an die zweitausend Jahre währenden Tradition folgend das Vaterunser im Center des Gottesdienstes stand.
Interessant ist die Verwendung von „Stützpunkt“ durch ein Organ des westdeutschen Kapitals. Stützpunkt ist DDR-Jargon und seine Verwendung also erfreulich, denn die Reste des letzteren haben Seltenheitswert. In der DDR gab es z. B. den Getränkestützpunkt. Das war meist eine Flaschenbierhandlung. An solchen Wörtern lag es übrigens, daß die DDR zugrundegegangen ist. Andere Erklärungen, beispielsweise daß der Sozialismus grundsätzlich nicht effizient zu wirtschaften versteht oder daß die Menschen sich halt nach Freiheit sehnen, halten einer nüchternen Überprüfung nicht stand; dergleichen ist nichts als westliche Propaganda. Aber Wörter zu erfinden wie Getränkestützpunkt, Jahresendflügelpuppe, Winkelement, Komplexannahmestelle oder Ferienobjekt, das beschwört den Zorn der Himmlischen herab.
Aus eben diesem Grund wird auch die BRD untergehen, wenn's auch andere Wörter sind. Im allgemeinen sind es schlimmere, denn was schon ist die Umbenennung des guten alten Altersheims in Feierabendheim gegen die Umbenennung in Seniorenresidenz?




[1] http://www.fliegl.com/content/index.cfm/fuseaction/57,dsp,0,2,0,126,1,0,home_fliegl_agro_center.html

Dienstag, 23. April 2013

Ressourcenquellen beim Bockspringen


„Weitere Ressourcenquellen bieten die aktuellen Partnerbeziehungen ... sowie Kontakte in der Nachbarschaft“. Das sind Ergebnisse des Forschungsprojekts „Lebenssituation allein erziehender Sozialhilfeempfängerinnen und ihrer Kinder unter besonderer Berücksichtigung ihrer Gesundheit“.[1]
Ressourcen hätte es auch getan, zumal die Hauptbedeutung von Ressourcen Quellen ist. – Jean Paul hat sich (in Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch) auch schon des Problems angenommen, wie man aus allem, nicht nur aus Partnerbeziehungen und Nachbarschaftskontakten, sondern auch beispielsweise  aus der Tatsache, daß man bei einer Handarbeit ja im allgemeinen zwei Füße frei hat, die sich in Tätigkeit setzen ließen, Ressourcen, d. h. Quellen für das wirtschaftliche Wachstum machen könnte; „ringsum springen die Quellen wie Böcke“, konnte er feststellen.
Den Namen des Projekts sollte man noch einmal überdenken. Nur selten nämlich sind alleinerziehende Sozialhilfeempfängerinnen allein erziehende. In aller Regel wirken nämlich an der Erziehung der Kinder alleinerziehender Sozialhilfeempfängerinnen Lehrer, Kindergärtnerinnen, Großeltern und einige andere mit.
Zurück zu den Ressourcen. Immerhin, in dem Forschungsprojekt hat man, das läßt die Formulierung erkennen, noch eine Vorstellung davon, wofür man das Wort Ressource so ganz, ganz ungefähr gebrauchen kann. Ganz anders bei Youtube: „Sind Sie ein Elternteil oder Pädagoge? Ressourcen für Eltern finden Sie hier, Ressourcen für Pädagogen hier.“[2] Und was findet der oder das Elternteil an Ressourcen? Informationen der Art, daß man Kindern erst erlauben soll, Youtube-Filme zu sehen, wenn sie 13 Jahre alt sind.
Kyrie eleison.


[2] http://www.google.com/support/youtube/bin/request.py?contact_type=abuse&hl=de_DE


Samstag, 20. April 2013

Englisch lernen Zuhause


Wall Street Institute ist „einer der meistbesuchten Anbieter für englischsprachige Weiterbildung und mit über 400 Standorten in 25 Ländern präsent.“ Die Methode dieses Anbieters, die er WSI Multimethod® nennt, wurde mit der „ISO 9001:2000 Qualitäts-Zertifizierung honoriert.“
Ich werde aber den Verdacht nicht los, daß es da nicht mit rechten Dingen zugeht. „In Ihrem persönlichen Trainingsbuch finden Sie schriftliche Aufgaben und Übungen für Englisch lernen Zuhause“ klingt doch verdächtig nach einem Computer-Übersetzungsprogramm. Damit soll das Wall Street Institute nicht schlechter gemacht werden als die Konkurrenz. Solche Praktiken scheinen in dieser Branche sehr verbreitet zu sein, z. B. bei der Firma sprachdirekt: „Der Englisch Intensivkurs wird für alle Kenntnisstufen, von Anfänger bis Fortgeschrittene angeboten. Kursbeginn ist jede Woche, jeweils montags möglich.“[1]


[1] http://www.sprachdirekt-london.de/englisch-sprachkurs/intensiv-sprachkurs.htm

Dienstag, 16. April 2013

Hilfeverläufe mit einbeziehen


„Dazu kann das Jugendamt in Absprache mit den Sorgeberechtigten und dem jungen Menschen im Prozeß der Hilfeplanung alle für die Lösung des Falles bedeutsamen Personen und Institutionen mit einbeziehen. In der Regel führt diese Arbeitsweise der Jugendämter zu erfolgreichen Hilfeverläufen... In Vertretung Zach Ministerialdirigent; Drucksache 14 / 4884 Landtag Baden-Württemberg.“[1]
Bei „Verläufe“ zuckt man schon zusammen, aber „Hilfeverläufe“ läßt einen um Hilfe schreien, die dann hoffentlich erfolgreiche Verläufe nimmt. Was kann man denn da tun? Kann man überhaupt noch etwas tun, wenn das Übel schon so weit fortgeschritten ist? – An einer anderen Stelle ist das Problem leicht zu lösen: Falls der Herr Ministerialdirigent zu Einsparungen gezwungen ist, kann ihm geholfen werden: „Mit einbeziehen“ bedeutet nichts anderes als „einbeziehen“.

Freitag, 12. April 2013

Beteiligungsbeteiligung


„Seit den 1950er Jahren beteiligen sich breite Schichten an Wohlstand und gesellschaftlicher Partizipation (»Teilhaberevolution«).“[1]
Daß man sich „an Wohlstand“ beteiligen kann, ist ja, wenn auch mit einer gewissen Mühe, einzusehen. Aber an Partizipation – also an Beteiligung – beteiligen?


[1] http://www.diezeitschrift.de/42007/bremer0701.pdf.

Dienstag, 9. April 2013

Einfach nur schön


„Die Präsides der Kreissynoden drehten eine Feedbackschleife mit dem Bischof.“[1]



[1] Die Kirche, 10. März 2013

Sonntag, 7. April 2013

Effektives Basentalent durch essentielles Wissensmanagement


„Während diese freiwilligen Abgänge durchaus auch vom Unternehmen gewollt und gefördert werden, um die eigene Talent Base zu diversifizieren, ist es dennoch unerlässlich, effektives Wissensmanagement zu betreiben, damit mit den Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen, nicht auch essentielles Wissen verloren geht.“ [1]
Früher, vor der Akademisierung der Betriebswirtschaftslehre, hätte man das etwa so ausgedrückt: Wenn wir jemanden loswerden wollen, weil an anderen mehr zu verdienen ist, dann machen wir das so, daß es nach einer freiwilligen Kündigung aussieht. Der zweite Teil des Satzes scheint ungefähr folgendes zu bedeuten: Man muß dabei aufpassen, daß man nicht solche entläßt, die man noch brauchen könnte.


[1] dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/hrm/stellen/download.php?id=1261493103