Montag, 28. September 2015

Wie die Karnickel

„Untersucht werden solche Zusammenhänge heute vermehrt mit dem Ansatz der ‚sozialen Milieus’“.[1] Die Taliban sollen vermehrt Kinder einsetzen, Hitzewellen werden vermehrt zu Gesundheitsrisiko, und in einem „Terror-Ausbildungslager“ sind vermehrt deutsche Islamisten anzutreffen. Hunderttausende von Treffern ergibt „vermehrt“ in dieser Verwendungsweise bei Google
Wer hat dieses Monstrum erdacht? Ist das schon verjährt? Hoffentlich nicht, denn wenn es auch nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist – keiner merkt ja noch, daß da etwas gewaltig knarrt und quietscht –, so wäre doch der Gedanke tröstlich, daß jemand dafür belangt werden könnte.





[1] http://www.diezeitschrift.de/42007/bremer0701.pdf.

Samstag, 26. September 2015

Bedeutung von Bedeutung

„Auf der Forbesliste war Merkel vier Jahre in Folge (2006–2009) die mächtigste Frau der Welt.“ (Wikipedia[1])
Hätte sie vier Jahre an den Knöpfen gesessen, mit denen man einen Atomkrieg auslösen kann, oder vor den Papieren, mit denen man Finanzkrisen einleitet oder beendet, dann wäre sie vielleicht die mächtigste gewesen. Aber wenn man auf der Forbesliste steht – womit soll man denn da Macht ausüben?
Man kann es sich leicht machen und sich einreden, da habe einer nur versehentlich statt „nach“ „auf“ geschrieben oder statt „galt sie“ „war“. Aber so harmlos ist es nicht. Was uns hier vorgeführt wird, ist von allgemeiner Bedeutung, denn das Wissen darum, was Bedeutung bedeutet, schwindet zusehends. Früher meinte man, einer komme auf die Liste der Bedeutendsten oder auch Mächtigsten, Klügsten usw., weil er bedeutend, mächtig, klug usw. ist. Heute meint man, einer sei bedeutend, mächtig, klug usw., weil er auf einer Liste der Bedeutendsten, Mächtigsten, Klügsten usw. steht. Eine exzellente Universität z. B. ist eine, die man auf die Liste der Exzellenzuniversitäten gesetzt hat. Nur selten kommt es vor, daß eine auf diese Liste gesetzt wird, weil sie exzellent ist, und wenn ihr das passiert, dann ist sie von nun an kein bißchen mehr exzellent als eine, die es nur aufgrund besonderer Leistungsfähigkeit ihres Rektors im Fach Gschaftlhuberei oder ähnlichem dahin geschafft hat.



[1] Startseite 22.11.2010, „Artikel des Tages“

Freitag, 25. September 2015

Führerprinzip

„Kundenleitsystem (-führungssystem) ist die Gesamtheit aller Einrichtungen, die die Kunden unter verkaufsoptimalen Gesichtspunkten durch den Verkaufsraum führen sollen. Hierzu zählen Markierungen auf dem Boden, der Einsatz von Leuchtkörpern oder auch die Anordnung von Regalen. Die Wirkungsweise von Kundenleitsystemen kann in sog. Kundenlaufanalysen ermittelt werden. Siehe auch Wegführung.“[1]
Bei Woolworth haben sie offenbar eine sog. Kundenlaufanalyse gemacht und daraufhin die Wegführung so gestaltet, daß man auch dann, wenn man etwas kauft, das ganz vorn liegt, durch das ganze Kaufhaus bis nach hinten und in alle Ecken und Winkel geführt wird, weil man andernfalls aus dem Verkaufsraum nicht mehr herausfindet. Das führt bei mir dazu, daß ich mich ärgere und weit seltener in den Laden gehe als ich es täte, wenn man sich über meine Führung unter verkaufsoptimalen Gesichtspunkten gar keine Gedanken  gemacht hätte.





[1] http://www.handelswissen.de/data/handelslexikon/buchstabe_k/Kundenleitsystem.php

Freitag, 18. September 2015

Über alle Massen

"Das irritiert Israel – allerdings nicht über die Massen.“[1] Ich habe tatsächlich einige Zeit überlegen müssen. Wie kommt ein Wort – „Massen“ –, das man aus kommunistischen Parteizeitungen kennt, in so ein bürgerliches Blatt wie die NZZ? Und was bedeutet der Satz? Wurde Israel nicht auf dem Weg über Massen auf der Straße, sonden über die Eliten irritiert?



[1] Heute in der NZZ

Leaderqualitäten


„Die Leute wollen Leader, die das System verändern“ hat der taz von heute zufolge die US-amerikanische PräsidentschaftskandidatInnen-Kandidatin Carly Fiorina gesagt. 
„Leader“ hat sie natürlich nicht gesagt, sondern „Führer“, denn so heißt „Leader“ im Deutschen. Aber den politisch korrekten Hosenscheißern von der taz ist bei diesem Wort ein gewaltiger Schreck durch die Glieder gefahren. Darum haben sie „Leader“ nicht übersetzt und so einen großen Beitrag zur endgültigen Entnazifizierung der deutschen Sprache geleistet. Die wird erreicht sein, wenn eines Tages selbst der Führer „Leader“ heißt.
"Gott sagt: Es werde Licht - und es ward Licht."[1]
„Sagte“ Gott. Oh Gott.





[1] Jakob Augstein, heute in Spiegel-Online

Mittwoch, 16. September 2015

Die letzte Bastion wackelt

Dem Weltuntergang oder wenigstens seiner Vorstufe, dem die allgemeine Hirnerweichung, -zerbröselung und -zermalmung indizierenden und zugleich bewirkenden Sprachverfall fühlt man sich beim Lesen verschiedener Zeitungen unterschiedlich nahe, bei der taz ziemlich nahe. Dem Untergang stellte allerdings eben diese Zeitung in Gestalt ihrer Seite Die Wahrheit ein bisher stabiles Bollwerk entgegen. Doch auch dieses zeigt seit einiger Zeit Risse. „Dazu kommen Piratenfahnen, Piratenschweißbänder und selbst gebastelte Klaubautermänner“, konnte man am 2. Juli 2010 auf dieser Seite lesen. Vermutlich wollte man aber nicht sagen, daß man in dem beschriebenen Laden sogar gebastelte Klabautermänner bekommt.

Dienstag, 15. September 2015

Handlungsreisende

„Vertreter aus Politik und Religionen“ haben sich zur Verabschiedung des Bayerischen Landesbischofs versammelt, meldet vor einiger Zeit[1] der Bayerische Rundfunk.
Was die uns wohl andrehen wollen? Ein Abonnement des Bayernkuriers? Kreuze an Goldkettchen?
Wie das wohl passiert ist? Vielleicht hieß es erst: Vertreter der CSU und der Grünen sowie Vertreter der Katholischen Kirche und des Zentralrats der Muslime. Das wäre in Ordnung gewesen. Aber dann mußte gekürzt werden, um die Meldung vom Sieg eines Autorennfahrers unterzubringen, und das ging daneben.





[1] 9. Oktober, 16 Uhr


Dienstag, 8. September 2015

Angelologie für Fortgeschrittene

Unter der mir vollkommen unverständlichen Überschrift „Engel und Schutzengel Channeling“ wird uns folgendes mitgeteilt:
„Die Engel-Energie der Schutzengel ist eine friedliche, liebevolle Energie, die Euch fühlen lässt, als wäret ihr im Mutterschoße. Wie eine Mutter ihr Kind umhüllt, umsorgt und ihm Geborgenheit schenkt, so tun die Schutzengel dies für Euch aus den Lichtwelten. Ein Engel der Schutzengel zu sein, bedeutet in tiefer Liebe, in purer Liebe - GOTT ZU DIENEN.“[1]
Abgesehen davon, daß ich mich nicht fühlen möchte, als wäre ich im Mutterschoße, denn ich stelle mir’s dort ziemlich eng und finster vor: Ich vermisse die Eindeutigkeit, die man doch von Wesen, die auf der Leiter der Vollkommenheit fast ganz oben stehen, verlangen kann. Ist ein Engel der Schutzengel einer aus deren Reihen oder ist er ein Engel anderer Art, und zwar einer, der seinerseits über die Schutzengel wacht, damit die nichts falsch machen? Oder ist er vielleicht ein Engel, der, ohne einer der Schutzengel zu sein, für sie irgendwelche niederen Dienste verrichtet?

Freitag, 4. September 2015

Preiswürdig

„A-Connect setzt sich permanent mit den Erfordernissen des Personal Service Marktes auseinander. Ergebnis ist eine an den Bedürfnissen der Unternehmen und des Arbeitsmarktes konsequente orientierte  Personaldienstleistung. Sie ermöglicht ein Höchstmass an Flexibilität und Passgenauigkeit für den Erfolg unserer Kunden.“[1]


Donnerstag, 3. September 2015

Allene Gummibärchen

„Charleen ist 15, hat eine ganz okaye Familie, eine beste Freundin“[1]

Mein Opa hatte einen gröfazenen Schnurrbart, wie Charly Ch., aber ich gaub’, aus anderen Gründen.




[1] Spiegel.de, 8.8.15.