Dienstag, 31. Mai 2011

Lange Nächte

Medien allerlei christlicher Konfessionen waren hier schon häufiger Gegenstand unserer - Gott sei's geklagt, aber es ging nicht anders - immer sehr besorgten Betrachtung. Hier ist mal eine Ausnahme:


http://chrismon.evangelisch.de/blog/erledigt/frau-otts-endgueltige-ablage-diesmal-lange-naechte-11237



Spielkriegsspiele in Neuseeland

„Pseudokriegsspiele“ steht fett als Überschrift in der taz von heute (31. Mai 2011). In dem Artikel geht es um politische Aktivisten in Neuseeland, die nicht Krieg führen, sondern nur Krieg spielen.
Früher haben wir Ritter oder Indianer gespielt, das nannte man Ritter- oder Indianerspiele. Die taz-Journalisten aber kommen sich klein vor und müssen sich darum aufblasen. Deshalb verdoppeln sie „Spiel“ und weil sie ja gebildet sind, sagen sie nicht einfach Spielindianerspiele, womit man auch zum Ausdruck gebracht hätte, was sonst im Dunkeln bliebe, nämlich daß indianerspielende Kinder keine echten Indianer sind. Nein, da muß schon ein Wort altgriechischer Herkunft her. 


Nun machen aber das, was die taz vormacht, nach einiger Zeit alle nach. Die taz war die erste Zeitung, die forderte, die Atomkraftwerke abzuschalten, die taz hat das große I in PraktikantInnen usw. erfunden. Darum ist damit zu rechnen, daß es bald keine Kriegs-, Indianer-, Ritterspiele usw. mehr geben wird. Alles nur noch Pseudo. Eine Frage wird dann aber an Brisanz gewinnen: Kann man beim Pseudoroulettespiel echtes Geld verlieren? Das ist wenig wahrscheinlich, denn ein Pseudoroulettespiel ist etwas anderes als ein Roulettespiel.

Montag, 30. Mai 2011

Moderne Performer

„Moderne Performer ... Anteil an der Bevölkerung 8%. ... Hohes Bildungsniveau; (noch) viele Schüler und Studenten, zum Teil aber mit Jobs ....Die Modernen Performer sind die junge, unkonventionelle Leistungselite. Sie wollen ein intensives Leben, in dem sie ihre Multioptionalität und Flexibilität ausleben und ihre beruflichen wie sportlichen Leistungsgrenzen erfahren können.“[1]
Acht Prozent! Und dann gibt es ja noch die junge konventionelle und die alte unkonventionelle und vor allem die sicher weit zahlreichere alte konventionelle Elite. Wieviel Prozent mögen das zusammen sein? Auf ein Drittel oder die Hälfte der Bevölkerung kommt man bestimmt, wenn's nicht gar die Mehrheit ist. Da strampelt man sich ab, um in die Elite vorzurücken, und was hat man davon? Millionen und Abermillionen anderer drängeln sich da bereits! Und dabei dachte man: Wenn man dort angekommen ist, kennt man alle Gleichrangigen persönlich, duzt sie vielleicht sogar. So wie seinerzeit in Wien zwar die normalen Leute Herr Graf oder Seine Hochwohlgeboren sagten, die anderen Elitemitglieder aber einfach Bobby. Und jetzt? Also lieber gar nicht erst anfangen mit dem Aufsteigen, unten ist's in dieser Hinsicht eher elitärer.
Selten aber freut man sich so darüber, daß die Jugend vorbei ist. Nicht auszudenken das Schicksal, vom sozialen Druck in die Kreise dieser jungmodernen Performer – für die Älteren unter Ihnen: Vollzieher, Verrichter, Schauspieler; vielleicht trifft’s Selbstdarsteller am besten – gezwungen zu werden! An Multioptionalität leiden und die auch noch ausleben müssen! Statt Tabletten zu nehmen, die es dagegen sicher gibt.
Möglicherweise ist es aber gar nicht so furchtbar und gemeint ist damit nur, daß diese Knaben und Mädchen halt gern allerlei Verschiedenes tun. Das ging den meisten von uns damals auch schon so. Die beruflichen und sportlichen Leistungsgrenzen erfahren wollten wir allerdings nicht. Nicht nur, daß uns Beruf und Sport alles in allem verglichen mit den wichtigeren Dingen, wie Lust und Liebe und der Weltrevolution oder, etwas später, der Weltrettung, doch viel weniger verlockend erschienen: Wir wollten, wenn schon, die Grenzen entweder gar nicht erleben oder sie überschreiten. Erfahren wollten wir sie jedenfalls nicht.
Das scheint mir heute allerdings auch nicht anders. Daß jemand etwas tut, um seine Grenzen zu erfahren, ist eine Phrase der Dummköpfe, die für das Phrasenschmieden bezahlt werden. Im wirklichen Leben kommt es kaum vor. Wer Ski fahren möchte, um sich die Knochen zu brechen, damit er auf eine ihn selbst überzeugende Weise seine Leistungsgrenzen erfährt, sollte lieber vorher zum Nervenarzt gehen. Aber, wie gesagt, das sind auch heute verschwindend wenige. – Nebenbei: Diese Phrase ist nach meiner Erinnerung im Kampf gegen die antiautoritäre Erziehung entstanden, der unmittelbar nach ihrer Erfindung mit größter Heftigkeit losbrach. Die Kinder, so log man, daß sich die Balken bogen, möchten ihre Grenzen erfahren. Klar, deshalb sehen Kinder im Stubenarrestvollzug immer so besonders zufrieden aus. Sie haben erreicht, was sie immer schon wollten, sie haben ihre Grenzen erfahren.

Hier noch die Fortsetzung des Eingangszitats, weil's gar zu schön ist:
„Ihr [der Performer] ausgeprägter Ehrgeiz richtet sich auf ‚das eigene Ding’, oft die eigene Selbständigkeit (Start-ups). Dabei haben sie nicht nur den materiellen Erfolg im Auge. Treibendes Motiv ist ebenso, zu experimentieren, spontan Chancen zu nutzen, wenn sie sich auftun, und die eigenen Fähigkeiten zu erproben (‚lch-AG’).
Die Modernen Performer sind mit Multimedia groß geworden. Die modernen Kommunikationstechnologien nutzen sie intensiv und lustvoll, im beruflichen wie im privaten Leben.
Neben der Multimedia-Begeisterung zeigen sie großes Interesse an sportlicher Betätigung und Outdoor-Aktivitäten (Kino, Kneipe, Kunst).“

Das meiste will ich nicht kommentieren, es wirkt auch so; nur dies: Wenn ich im Konzertsaal sitze, dann ist das eine Outdoor-Aktivität, steht da. Ich dachte bisher, damit sind Bergtouren, Inlandeis-Durchquerungen und ähnliches gemeint, Unternehmungen also, die man ohne Jack-Wolfskin-Kleidung nicht durchsteht. Aber nun: Konzert? Skat in der Kneipe? Kann mir jemand helfen? Ist das wirklich so?

Was Multimedia ist, wußte ich nicht, wenn ich es auch oft lesen mußte, und darum habe ich im Internet gesucht. Gefunden habe ich dies:
Die Kombination und die Benutzung von verschiedenen Medien wie Text, Grafik, Klang (Sounds), 3-D Objekte oder Video in einem Dokument. Ein interaktiver Dialog ist möglich.“[2]
Das hat mich irritiert. Kombination und Benutzung von verschiedenen Medien wie Text, Grafik usw. – das machten wir damals auch schon. Manche drehten Schmalspurfilme. Da gab es einen Text zum Lesen im Vorspann, es gab einen gesprochenen Text, Bilder waren zu sehen, die sich bewegten, Musik wurde gespielt und was weiß ich noch alles. Wenn das nicht Multimedia war! Ob wir, so die fürchterliche Ahnung, moderne Performer waren, ohne es zu wissen?
Immerhin, ein paar Unterschiede lassen sich finden: Klang mußte man damals nicht ins Englische übersetzen, das Wort wurde ohne weiteres verstanden. 3-D-Objekte – wenn es sie denn gegeben hat, was ich nicht weiß – hätte jeder, der sich getraut hätte, einen Satz zu schreiben, den jeder lesen kann, damals bestimmt richtig geschrieben, nämlich eben 3-D-Objekte. In einem Dokument hat man, anders als auf dem Schmalspurfilm, die verschiedenen Medien damals nicht benutzt. Überhaupt beschäftigten sich seinerzeit mit Dokumenten kaum jemals junge Selbstdarsteller, sondern fast nur gestandene Leute, Notare beispielsweise. Und ein Dialog war zwar zu jener Zeit schon möglich, doch meist zogen wir es vor, uns zu dritt, viert usw. zu unterhalten. Daß „interaktiver Dialog“ Blödsinn ist, weil ein Dialog, bei dem nur einer redet, kein Dialog ist, war damals, glaub’ ich, jedem klar.
Na ja, es kommt schon einiges zusammen, die böse Ahnung hat vielleicht doch getrogen.

Lesenswert

http://taz.de/1/wahrheit/artikel/1/einer-der-liefert/

Sonntag, 29. Mai 2011

Krone der Schöpfung

„Ein Bakterium, das Leben neu definiert“, hat Zeit.de am 2. Dezember 2010 entdeckt.
Da müht man sich ein Leben lang ab, Studenten beizubringen, was man beim Definieren alles beachten muß, damit nicht völliger Blödsinn rauskommt, erklärt ihnen den Unterschied zwischen Realdefinition und Nominaldefinition und was weiß ich noch alles. Und nun können es sogar die Bakterien. 

Freitag, 27. Mai 2011

Von der Brüll- zur Hüpfsprache

Deutsch schreiben ist schwer, sprechen aber auch, vor allem für Rundfunksprecher. Ganz früher, bis in die ersten Nachkriegsjahre, brüllten sie. Jeder kennt das aus alten Wochenschaufilmen. Ich vermute, es kam daher, daß sie sich vorstellten, wie weit weg ihre Hörer sind, und da lag es nahe, die Lautstärke zu erhöhen. Das hilft, das wußten sie aus der Zeit, als die Sprache noch nicht durch den Äther übertragen werden konnte, und diese Zeit war ja noch nicht lang her. Dann aber, irgendwann in den 50er Jahren, begannen sie normal zu sprechen. Nicht nur, was die Lautstärke angeht: Sie betonten, was betont werden muß, hoben und senkten die Stimme da, wo der Sinn des Textes das verlangt. Es war ihr goldenes Zeitalter.
In den 80er Jahren war es vorbei. Zunächst in den Sendern, für die Harald Schmidt später den Begriff „Unterschichtfernsehen“ (siehe Umschichtungen) einführte und in entsprechenden Radiosendern setzte sich der merkwürdige Brauch durch, grundsätzlich ein Wort oder eine Silbe kurz vor dem Satzende zu betonen, an dieser Stelle fast so laut zu sprechen wie in der Brüllzeit bei jedem Wort: „Heute mittag ist Bundeskanzler Kohl in Begleitung seiner Frau Hannelore in Washington“ – kurze Pause – „EINgetroffen.“ Ich glaube mich zu erinnern, daß die entscheidende Pionierarbeit der berühmte dunkel-solariumbraune Sportreporter Gerd Rubenbauer leistete. Wenig später griff das über auf die Zugschaffner – man fing eben an, sie in „Kundenbetreuer“ umzubenennen –, wenn sie durch den Lautsprecher den „Kunden“ etwas bekanntgaben: „ … Bordrestaurant, wo Sie unsere freundlichen Mitarbeiter gerne be- DIEnen“.
Etwa um das Jahr 2000, vielleicht schon etwas früher, folgte die nächste Revolution. Sie begann, wenn ich mich richtig entsinne, mit dem Wetterbericht. Im Fernsehen war es schon vor geraumer Zeit üblich geworden, ihn nicht mehr von einem sitzenden Nachrichtensprecher verlesen zu lassen. Statt dessen hüpfte jemand – vermutlich ein abgebrochener Meteorologiestudent mit einem Schauspielkunst-Zusatzkurzstudium – wild gestikulierend vor einer Schautafel auf und ab, auf der ebenso wilde Wirbel sich vor Island drehten. Und diesem Hüpfen paßte sich nun die Sprache der Hüpfenden an. Sie betonten die Präpositionen und nichts anderes, egal wo im Satz sie gerade eingefügt waren. „Morgen wird es IN den Alpen kräftig schneien und AUF der Zugspitze ist mit orkanartigen Böen zu rechnen.“
Es dauerte nicht lange, da machten das die Sprecher in Funk und Fernsehen schlechthin nach, z. B. auf Bayern 4 Klassik: „AM morgigen Dienstagabend wird Lang Lang IN der Philharmonie am Gasteig ein Konzert geben. Tickets erhalten Sie IN allen Vorverkaufsstellen.“ Während bei den Wetterberichtsprechern keinerlei Sinn in der eigenartigen Weise des Betonens zu erkennen ist, ich sie mir nur als eine Nebenwirkung der Hüpfbewegungen, die ohnehin stattfinden, erklären kann, ist es bei den Konzertansagern anders: Sie sind fürsorglich und geben uns zu verstehen, daß Lang Lang eben IN der Philharmonie auftritt, damit nicht jemand hinter, vor oder neben dieser auf den Weltstar wartet. Die Betonung ist also wieder, wie in jener goldenen Zeit, dem Sinn der Rede angemessen. Es hat sich alles wieder zum Guten gewendet. Das wiederum läßt hoffen, daß es doch einen Sinn in der Geschichte geben könnte und sämtliche Miesmacher seit Nietzsche sich irren.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Das Menschsein des Gutmenschen

Eine neue Art von Verbrechen hat die taz gestern (25.5.2011) entdeckt: „Verbrechen gegen das Menschsein“.[1] Es geht in dem Artikel um sexuellen Mißbrauch Minderjähriger – ja, ich weiß, wenn es Mißbrauch gibt, dann auch Gebrauch usw., aber wie soll ich das sonst nennen? –, vor allem an der Odenwaldschule.
Soll mir da gesagt werden, daß die Mißbrauchsopfer keine richtigen Menschen sind, weil ja ihr „Menschsein“ irgendwie kaputt ist? Da sollte schleunigst der Antidiskriminierungsbeauftragte, den wird es doch wohl geben, tätig werden.
„Das Menschsein“, Steigerung „mein Menschsein“ gehört wie „das Schwulsein“, „das Frausein“ und „mein Christsein“, das man gerne „leben“ möchte, zu den schlimmsten Attacken des Gutmenschentums auf meine Geschmacksnerven. Bevor jetzt einer loszetert („lieber Gutmensch als Schlechtmensch“): Ich hab’ überhaupt nichts gegen Gutmenschen, ja, ich wäre selber gern einer, bekomme es nur nicht so richtig hin. Aber müssen die denn so reden?




Mittwoch, 25. Mai 2011

Landschaftsmanager

An manchen Hochschulen kann man seit einigen Jahren „Landschaftsmanagement“ studieren; es gibt Vorlesungen und auch Lehrstühle mit diesem Wort im Titel. Man fragt sich, was einen Landschaftsmanager wohl von einem Landschaftsplaner oder einem Landschaftsarchitekten unterscheidet. Das wird’s wohl sein: Wenn einer von diesen die Landschaft ruiniert hat, bekommt er Ärger. Der Landschaftsmanager aber bekommt eine fette Abfindung.[1]



[1] Den Hinweis habe ich von Frau Dr. A. V. von der Universität Salzburg.

Dienstag, 24. Mai 2011

Lesenswert

Das Elend der Kritiker

„Gebriefte Studenten, die die Sichtweise der Kuratoren wiedergeben, sind für die Museen bequemer als alternative, kritische Blickwinkel“. Das steht in der taz von heute, dem 24. Mai 2011. Darunter steht „M. Leuneberg, Kunsthistorikerin“, und in der Fußnote wird uns mitgeteilt, daß der Name von der Redaktion geändert worden ist.
Das ist auch nötig, wenn auch weniger, um die Kunsthistorikerin vor der Meute aufgebrachter Museumsdirektoren zu schützen.
Immerhin, man weiß nun: Früher gab es kritische Studenten, die hat man mittels einer Reihe von Hochschulreformen abgeschafft. Oder vielleicht auch: Sie haben sich selbst abgeschafft, und eben darum wurden die Hochschulreformen möglich. Jetzt sind statt der Studenten die Blickwinkel kritisch geworden, aber gegen die wird neuerdings auch schon mobilgemacht.

Montag, 23. Mai 2011

Absturz einer Spitzen-Universität

„Die Einschreibung muss durch eine persönliche Anwesenheit beim ersten Veranstaltungstermin bestätigt werden. Der Studierendenausweis bzw. Beschäftigtenausweis ist erforderlich.“ Das verlangt die Universität Tübingen.[1]
Hätte man sich „eine“ nicht sparen können? Und „persönliche“ auch? Ich glaube nicht, daß eine nennenswerte Anzahl von Studenten auf den Gedanken gekommen wäre, gedankliche oder rein leibliche, also nicht persönliche Anwesenheit sei ausreichend, wenn da nur „Anwesenheit“ gestanden hätte.
Das also ärgerte mich. In süße Tagträume wiegt mich dagegen die Vorstellung, die Universität Tübingen habe trotz beachtlicher Leistungen, ja ungeachtet der über Jahrhunderte anhaltenden Top-Exzellenz den Status einer Eliteuniversität deshalb nicht erhalten, weil sie den Studentenausweis durch den Studierendenausweis ersetzt hat.[2]

Sonntag, 22. Mai 2011

Sic transit gloria mundi


„… und fahren bis zum Kurt-Schumacher-Platz. Von dort laufen Sie in die Ollenhauer Straße.“[1] So gründlich vergessen hat man Ollenhauer, der doch in der frühen Bundesrepublik wenn überhaupt, so doch nur unerheblich weniger wichtig war als Adenauer oder Erhard, daß man meint, die Ollenhauer-Strasse heiße Ollenhauer Straße, sei also nach einem Ort namens Ollenhau benannt. So vergeht der Ruhm der Welt.

Samstag, 21. Mai 2011

Spaßgesundheit

Henscheids Dummdeutsch-Lexikon zufolge gibt es ein „Hemd mit Gesundheitspaß“, und zwar bei der Metro. Und zwar Gesundheits-Paß. Dagegen gibt’s Gesundheitspaß, und zwar Gesundheit-Spaß, beim TSV Wertingen; sichtlich fröhliche, meist etwas rundliche Damen mittleren Alters hüpfen, wie die homepage zeigt, in einer Turnhalle[1]. Mit einem „s“ mehr, nämlich als Gesundheitsspaß, findet man diese Gaudi und manche ähnliche recht häufig. Zum Beispiel ist sie in einem „Knüllwald Saunahaus“ zu haben.[2] Daß, wie, wo und warum Gesundheit Spaß macht, kann man auf Tausenden von Internetseiten erfahren; weit scheinen wir nicht mehr davon, daß man nur noch zum Spaß gesund ist. 
Mich wundert das. Mir hat Gesundheit noch nie Spaß gemacht, wenn ich auch froh bin, gesund zu sein und die gegenteilige Behauptung, nämlich daß Krankheit Spaß macht, mich noch mehr erstaunt hätte. 








Freitag, 20. Mai 2011

Wirtschaftsweise

Weise pflegten die letzten zweieinhalb Jahrtausende hindurch Sätze zu sagen wie diese: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“, „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ oder auch, nur scheinbar schlichter, „Geh mir aus der Sonne“. Nun haben die Journalisten die Wirtschaftsweisen erfunden und von denen hört man z. B. folgendes: „Schmidt“ – das ist so einer – „befürchtete außerdem, wenn der Staat einen Eingriff in die Realwirtschaft vornehme, ‚der sich nicht wirklich absolut rechtfertigen lässt’ ....“.[1]
Sich mit dem Absoluten und dem Wirklichen und mit der Rechtfertigungslehre zu befassen hat unter Weisen Tradition. Jenseits des Absoluten ein noch Höheres, das wirklich Absolute, zu entdecken ist aber bisher keinem gelungen und man mag es auch dem Weisen Schmidt nicht glauben.
Die Sache klärt sich so, daß die Wirtschaftsweisen gar keine Weisen sind, ja daß selten die völlige Verkehrung einer Wortbedeutung so gründlich gelungen ist wie in diesem Fall.
Weisheit ist, schreibt Kant, „theoretisch betrachtet, die Erkenntnis des höchsten Guts“.[2] Eben, werden unsere Verkehrer sagen, um genau das zu erkennen halten wir uns doch unsere Wirtschaftsweisen. Den Weisen macht aber nicht nur aus, daß er eine etwas andere Meinung als die Wirtschaftsfachjournalisten dazu hat, worin dieses Gut besteht, sondern auch, daß er sich um die Würdigkeit, dieses Guts teilhaftig zu werden, bemüht.
Zur Kernkompetenz – was das genau ist, weiß ich nicht, aber die reden halt so – unserer Wirtschaftsweisen gehört das ganz und gar nicht. Ihr Metier fällt vielmehr in das Feld der der Weisheit ganz entgegengesetzten Klugheit. Diese teilt sich in Weltklugheit“ und „Privatklugheit“. Weltklugheit besteht in der „Geschicklichkeit eines Menschen, auf andere Einfluß zu haben, um sie zu seinen Absichten zu gebrauchen.“ Privatklugheit besteht in der „Einsicht, alle diese Absichten zu seinem eigenen [dauernden] Vorteil zu vereinigen“.[3] Unsere Wirtschaftsweisen haben eine sehr dezidierte Meinung davon, wo das höchste Gut sich anhäufen sollte – nicht unbedingt alles in der eigenen Tasche, aber doch in den Taschen der Klasse derer, von denen sie ausgehalten werden. Privatklug sind sie also irgendwie schon, aber doch nicht ganz  egoistisch. Wirtschaftsprivatkollektivkluge wäre darum eine angemessene Bezeichnung, wenn es nicht so umständlich wäre.
Außer den Wirtschaftsweisen, die in Wirklichkeit keine sind, gibt es heutzutage Fußballweise. Ein solcher ist nach bild.de Paul Breitner, aber eigentlich hat nur Sepp Maier, dem wir hier demnächst einige Zeilen widmen müssen, diesen Titel verdient. Er scheint mir zudem die Weisheit sehr gut mit der Privatklugheit in Einklang zu bringen.




[1] http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/934463/
[2] Kritik der praktischen Vernunft, in Kapitel V Das Dasein Gottes, als ein Postulat der reinen praktischen Vernunft.
[3] Grundlagen zur Metaphysik der Sitten, Fußnote im zweiten Abschnitt (Übergang...).

In Nachhaltigkeit

„Wird Europa in Ökologie und Nachhaltigkeit überholt?“, haben die Tagesspiegel-Praktikanten[1] als Unterüberschrift unter einen Artikel mit dem Titel „Grünes Asien“ gesetzt (20.5.2011). Ich bin mir nicht sicher, ob das inzwischen als deutsch gelten kann. Geht denn „Die Bayern wurden in Fußball von Dortmund überholt“?

Donnerstag, 19. Mai 2011

Sterblichkeitsrisiko

„Arbeitslosigkeit erhöht das Sterblichkeitsrisiko“. So die Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung e.V.[1]
Da irrt die Bundesvereinigung. Arbeitslosigkeit erhöht das Sterberisiko. Das Sterblichkeitsrisiko kann sie gar nicht erhöhen. Das beträgt selbst bei unkündbaren Vollzeitbeschäftigten 100 %, d. h. es handelt sich gar nicht um ein Risiko, sondern um eine Gewißheit. Denn sterblich sind wir allzumal.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Eliten-In- und Unzucht

Singles müssen also Niveau haben, aber Akademiker vielleicht nicht, da bleibt ElitePartner etwas dunkel. Vor allem aber, das scheint uns diese Firma mitteilen zu wollen, werden Akademikern Partner vermittelt, auch wenn sie keine Singles sind. Was man davon halten soll? Ich schwanke. Der Polygynie und Polyandrie, ja der hemmungslosen Promiskuität werden die Tore geöffnet. Aber wenigstens bleibt die Elite unter sich. Eine gewisse Ordnung hält man also doch noch ein.



[1] Werbung auf der GMX-Eingangsseite

Dienstag, 17. Mai 2011

Tiefstsinn

Manchmal widerfährt es einem, daß man Sätze liest von dieser Art: „Ge-stell heißt das Versammelnde jenes Stellens, das den Menschen stellt, d. h. herausfordert, das Wirkliche in der Weise des Bestellens zu entbergen.“ Oder: „Die Freiheit ist das lichtend Verbergende, in dessen Lichtung jener Schleier weht, der das Wesen aller Wahrheit verhüllt und den Schleier als den verhüllenden erscheinen läßt.“ Man sieht sich von verborgenen Kräften, die sich ganz unbestellt um einen versammeln und deren Entbergen einem nicht gelingen will, hingestellt vor eine Kette von Wörtern, und fühlt, daß hier höchster Tiefsinn west, auch oder gerade weil der Schleier als ein verhüllender weht und weht und sich nicht heben will und man rein gar nichts kapiert.
Ganz ähnlich geht es mir bei Sätzen wie diesem: „Erfahrung in jedem Fall ist eine – wie eine Energie, die aufgenommen wird – von deinem Körper im Hier und Jetzt – in der Materie – so du willst, aber auch von deinem Selbst, da drin.“ Das steht auf esoterikforum.net.[1]
Es kann einfach nicht sein, daß etwas, was derart an den Grundfesten, an dem am tiefsten und festesten Gegründeten alles Denkens mindestens seit Platon und Aristoteles und alles Sprechens nun, sagen wir mal, seit Goethe rüttelt, einfach nur Geschwätz ist. Und in der Tat: Nach langem Grübeln konnte ich, was den ersten, sich mir so lange hartnäckig entziehenden Satz angeht, diesen stellen, den Schleier lichten und einen verborgenen Sinn entbergen, und es ist nur das Wissen um die politische Rolle sowie der Stil Heideggers, das mich daran hindert, mich auf ihn, wie es in diesem Jargon der Eigentlichkeit (Adorno über Heidegger) heißt, „einzulassen“. Mal sehen, wie es mit dem Satz des Esoterikforums weitergeht.

Montag, 16. Mai 2011

Das Schickeria München

„Nie wäre ich für dieses arrogante Schickeria München, diese nimmersatten Titelabgreifer und protzreichen Duselweltmeister.“ Das schreibt Bernd Müllender in der taz vom 22. Mai 2010. Er meint den FC Bayern, und der Konjunktiv deutet schon an, daß er im Begriff ist, von seinem für jeden wahren Fußballfreund selbstverständlichen Glauben, von diesem Glauben im strengsten Sinne – ein solcher kann, nach Kant, durch kein sich auf Fakten berufendes Argument erschüttert werden, und dies mit vollem Recht – abzufallen, und der Artikel bestätigt es. Sprachlich ist zu bemängeln, daß es nicht das Schickeria, sondern die Schickeria heißen muß, und auch nicht die Schickeria München, sondern Münchens. Denn nicht München ist die Schickeria, sondern es beherbergt diese. Er meint es wahrscheinlich anders, kann aber nicht hinschreiben, was er meint.
Ein Großteil aller Fehler kommt dadurch zustande, daß man heute kaum mehr weiß, wann etwas zusammengeschrieben werden muß und wann nicht, wann ein Bindestrich zu setzen und wann er wegzubleiben hat. Ein anderer, auch nicht kleiner Teil kommt daher, daß man nicht mehr weiß, was bestimmte Wörter bedeuten. Über die verheerenden Wirkungen, die das in der Politik anrichten kann, hat uns Pascale Hugues im Tagesspiegel anhand des Beispiels der „jungen Wilden“ aufgeklärt.[1] Ein weiteres: Direkt neben dem taz-Artikel über das Schickeria München steht einer, in dem die Torhüterin von Turbine Potsdam als Frau bezeichnet wird. Bis vor etwa 40 Jahren war eine Frau ein verheiratetes weibliches Wesen, egal welchen Alters. Dann war eine Frau ein erwachsenes weibliches menschliches Wesen. Die Torhüterin ist 17. Das reicht noch nicht zur Frau. Sie ist ein Mädchen. Ausgewachsen mag sie sein, aber erwachsen ist sie noch nicht. Dem Durcheinander haben die Journalisten seit Jahrzehnten vorgearbeitet. Wenn ein Knabe etwas Schlimmes tut, z. B. jemanden brutal zusammenschlägt, und man möchte, daß er verurteilt wird, dann steht in der Zeitung „ein 17-jähriger Mann“. Wenn eine Menschenmenge von im Durchschnitt Dreißigjährigen für etwas demonstriert, was der Zeitung nicht gefällt, dann schreibt sie – ich habe das über viele Jahre beobachtet, es gibt nicht viele Ausnahmen – von „demonstrierenden Jugendlichen“.



[1] http://www.tagesspiegel.de/meinung/diese-jungen-wilden-riechen-noch-nach-milch/4041626.html

Sonntag, 15. Mai 2011

Explodierende Politiker


„Der explosivste Vorschlag, der zahllose Debatten und hitzige Zeitungskommentare verursachte, betraf die Wahlpflicht.“[1]
Damit ruft uns politische Bildung.com ein in Vergessenheit geratenes Ereignis aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ins Gedächtnis, macht sich also zweifellos um die politische Bildung verdient. Aber indem sie sich des Jargons heutiger Politiker bedient, macht sie sich um die sprachliche Bildung keineswegs verdient. Der Vorschlag ist ja nicht explodiert. Nicht die Zündschnur ist explosiv, sondern das Pulver.

Samstag, 14. Mai 2011

Partei der Versicherer


„Die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag versichert den Menschen im Ländlichen Raum ihre volle Unterstützung“, versichert uns der Abgeordnete Thomas Dechant.[1]
Das freut einen aber. Sonst wollen die Parteipolitiker immer nur unsere Unterstützung haben, bitten und betteln um sie, fordern sie gar. Die FDP-Fraktion dagegen versichert sie den Menschen. Aber wie man diese Partei kennt, tut sie nichts umsonst. „Wenn ein Wagen rollt, legt der Hund trotz längst erkannter Aussichtslosigkeit immer wieder seine prinzipielle Verwahrung ein. Das ist reiner Idealismus, während die Unentwegtheit des liberalen Politikers den Staatswagen nie ohne eigensüchtigen Zweck umbellt.“ (Karl Kraus)
Die Sache hat also wohl einen Pferdefuß. Wahrscheinlich zahlt die Versicherung nur bei Kleinigkeiten, z. B., wenn man sich beim Wahlplakatekleben im ländlichen Raum, was ja zur vollen Unterstützung gehört, erkältet. Aber bei den großen Risiken steht man dann doch im Regen. Wenn man sich auf die Ideologie dieser Partei einläßt, kann es einem ja leicht passieren, daß man unversehens ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung am Hals hat, oder daß man der Partei eine kleine Spende zukommen läßt und erst hinterher, vom Staatsanwalt, erfährt, daß das verboten ist. Ob einen da die Versicherung unterstützt? Man sollte also das Kleingedruckte genau lesen.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Einer der letzten

Der Franzose Johannes Calvin (1509-1564) war neben Luther einer der bedeutendsten Reformatoren.[1]
 Immer wenn einer stirbt oder zurücktritt, der ein Werk hinterläßt, das in der Welt der Medien für bedeutend gehalten wird, was es manchmal sogar wirklich ist, heißt es: „einer der letzten“.
Wenn es sich um Maßschuhmacher, Puppendoktoren, Schuhputzer, Zeitzeugen, Spätheimkehrer, Wanderhirten, Bürstenmacher, Rheinfischer oder Hufschmiede handelt, ist „einer der letzten“ sicher meist angebracht. Anders ist es jedoch bei „einem der letzten“ großen Denker, Universalgelehrten, Generalisten, wahrhaft unabhängigen Köpfe, Intellektuellen von Weltrang, Komponisten von Weltgeltung, Tenöre mit weltweiter Ausstrahlung, Boxhelden, Lebemänner, umfassend gebildeten Romanisten, großen Superstars, großen Rennfahrer, großen Geiger, großen Stars des Showbusiness, großen Unternehmerpersönlichkeiten, großen Charismatikern der CDU (Roland Koch) oder einfach einem der letzten Großen (Oskar Lafontaine).
Gemacht haben das die Journalisten vor hundert Jahren auch schon so und sie werden es sicher, wenn es dann noch Journalisten gibt, in hundert Jahren auch noch tun. Aber es ist falsch. Die Letzten sterben wie die Fliegen, alle paar Wochen ist wieder einer dran. Doch sie wachsen immer wieder nach. Allerdings werden sie nie so zahlreich, daß es nicht einen Artikel wert wäre, wenn wieder einmal einer sich von der Welt oder vom Amt verabschiedet. Warum die Journalisten sich so ausdrücken, ist mir ein Rätsel. Was haben sie davon? Es muß tief im Wesen einer Zunft verankert sein, die für den Tag schreibt.
Überhaupt haben sie es mit „einer der“. „Einer der bedeutendsten“ schreiben sie selbst dann, wenn es auch nach ihren eigenen Maßstäben – Ranglistenplätzen beispielsweise, die auf Umfragen unter Journalisten beruhen – der aller-aller-bedeutendste ist. Eben jetzt sagt einer im Radio (BR Klassik), daß man die Wiener und die Berliner Philharmoniker seinerzeit, in den 30er Jahren, zu den bedeutendsten Orchestern im deutschsprachigen Raum zählte, wo doch damals jeder einschließlich der Journalisten selbst, wenn sie gerade nicht als solche tätig waren, zu der Auffassung neigte, daß sie die bedeutendsten der Welt sind. Und in den Nachrufen auf Habermas wird man sicher finden, daß er einer der bedeutendsten oder bekanntesten oder berühmtesten deutschen Philosophen des 21. Jahrhunderts war.
Man sollte auch nicht erschrecken, wenn es beim Ableben des Herrn Ratzinger heißt, einer der bedeutendsten deutschen Päpste der letzten Jahrzehnte sei von uns gegangen. Das ist kein sonderlich beunruhigendes Zeichen, so waren die schon immer. Sie können nicht anders. Sie müssen versuchen auszugleichen, was sie mit der Blähsprache, der sie sonst die Treue halten und die sie dazu verdammt, einen Superlativ auf den anderen zu setzen, angerichtet haben.





[1] http://www.evangelisch.de/kompass/wegweiser-kirche/kirche-im-netz-links-und-surftipps19524

Dienstag, 10. Mai 2011

Das große Gehowle


Unter dem Titel „Howl – das Geheul“ läuft eben ein amerikanischer Film über Allen Ginsberg bei uns an. Solche zweisprachigen Titel haben seit einigen Jahren viele Filme, allerdings nur, wenn die Originalsprache Englisch ist. Der Grund kann also nicht sein, durch gleichzeitiges Verwenden der Originalsprache gewisse Feinheiten erhalten zu wollen, die in der Übersetzung verlorengingen, sonst müßte es ja auch russisch-deutsche Titel geben.
Warum macht man es dann? Will man uns darauf vorbereiten, daß es bald nur noch englische Titel geben wird, so wie man die Leute bei einer Währungsumstellung eine Zeitlang mit dem alten und dem neuen Geld zahlen läßt? Oder rechnet man damit, daß jüngere Deutsche Wörter wie Geheul nicht mehr kennen, möchte diese aber doch aus irgendeinem sentimentalen Grund bewahren, verwendet sie daher weiter und bietet dem deutschen Leser freundlicherweise die Übersetzung in eine Sprache, die er versteht?

Sonntag, 8. Mai 2011

Beförderungstheorie




„’Man hat die Täterkarrieren nicht unbedingt befördert. Man hat sie aber auch nicht besonders verhindert’, sagt Raue“. Raue ist die „Sonderermittlerin zum Mißbrauch an Jesuitenschulen“. Sie „sieht einen besonders großen Nachholbedarf bei der sexuellen Reife der Pater.“ (taz vom 28. Mai 2010, S. 7)

Man hat also Täter zwar befördert, aber nicht unbedingt, sondern nur bedingt. Was mögen wohl die Bedingungen gewesen sein? Ich vermute, Bedingung der Beförderung war, daß alles schön unter der Decke bleibt. Wohin hat man sie befördert? Von Westfalen nach Bayern? Das ist in der Tat geschehen. Vielleicht ist aber gar nicht „befördern nach“ gemeint, sondern „befördern zum“. In diesem Falle läge beispielsweise nahe: vom Frater zum Pater. Allerdings hätte man dann nicht die Karriere befördert. Diese hätte man vielmehr gefördert, befördert hätte man den Frater. Statt „besonders verhindert“ sollte es sicher „besonders behindert“ heißen. Eine Ermittlerin zum Mißbrauch gibt es so wenig wie es einen Ermittler zum Mord gibt oder einen Forscher zur Abstammung des Menschen. Auch einen Bedarf bei der sexuellen Reife der Pater gibt es nicht; der ADAC beklagt ja auch nicht einen Bedarf bei den Straßen, wenn er meint, daß es davon zu wenige gebe. Allenfalls könnte es einen Bedarf nach oder an irgendwas bei den Patres geben.
Findet jemand noch mehr? Wer derart loslegt, kann doch nicht bereits bei so wenigen Fehlern aufhören.

Freitag, 6. Mai 2011

Volk der Denke


Am Tag, als verkündet wurde, daß Christian Wulff Bundespräsident werden wird, versuchte sein designierter Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten von Niedersachsen den Leuten in einer Fernsehsendung einzureden, er sei gar nicht so schlimm wie man denkt. Er habe vielmehr „die gleiche Denke“ wie Herr Wulff.
Der Bundespräsident hat also eine Denke. Wem von denen, die dieses Amt in die Verfassung geschrieben haben, wäre auch nur im hintersten Winkel seines Gehirns der Gedanke gekommen, daß dergleichen dereinst geschehen könnte? Wahrscheinlich hätte man eine konstitutionelle Erbmonarchie gegründet und nach langer und sorgfältiger Suche eine Herrscherfamilie eingesetzt, die nicht das geringste Risiko in sich getragen hätte, daß jemals einer auf den Thron kommt, der zu einem Gedanken, geschweige denn zu einer Denke Anstalten macht.

Siehe auch: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,733290,00.html

Donnerstag, 5. Mai 2011

Erdbebenkunde


„Neues Erdbeben erschüttert Region“, schrieb die Allgemeine Zeitung Mainz am 15.2.2011.
Herr Professor U. E. aus Mainz schrieb mir dazu: Wie ich mir ein altes Erdbeben vorstellen soll, bin ich noch unschlüssig; aber ein neues ist wohl in jedem Falle besser, weil's noch frischer und nicht so durchgeschüttelt ist.“

Mittwoch, 4. Mai 2011

Migrant Quote

„Bundesregierung will Migranten Quote fuer den oeffentlichen Dienst“, steht in einem „Blog“.[1] Ich frage mich, wo der Mann herkommt. Ein deutscher Name ist das nicht, obwohl in Deutschland, dem Land der Romantik, sicher die meisten Migranten (Wanderer)[2] zuhause sind. Sicher ist es auch kein englischer, russischer oder arabischer. Vielleicht ein altmexikanischer? Da fangen ja viele Wörter mit Q an, z. B. Quauhtlehuanitzin. Gestern lese ich, daß auch die SPD an dem Herren interessiert ist: „SPD will Migranten Quote in Parteiämtern einführen.“[3] Etwas dunkel ist die Mitteilung allerdings. In was will sie ihn einführen, wenn er in den Parteiämtern ist? Das möchte man schon gern wissen.

Dienstag, 3. Mai 2011

Super-Osama

Zehn Jahre hat man gebraucht, um Bin Laden zu finden. Lang hat man also gesucht, alle Ecken der Welt hat man durchstöbert. Das macht man nicht bei einem, der bloß der meistgesuchte Terrorist ist. Es muß schon, wie uns der CDU-Politiker Bosbach gestern in Phoenix erklärte, der meistgesuchteste sein.

Montag, 2. Mai 2011

Garantiert hundertprozentig

„Auf taz-Nachfrage teilt das Unternehmen mit, daß sich ‚derartige Fälle im Einzelfall trotz aller Sorgfalt nicht immer zu 100 Prozent ausschließen lassen’“ (taz, 28./29. August 2010).
Das Unternehmen ist die Schuldeneintreibfirma Schufa. Die schließt derartige Fälle also nicht nur überhaupt nicht aus, sondern sogar im Einzelfall. Und sie kann solche Fälle nicht nur nicht ausschließen, sondern sogar nicht immer ausschließen, und nicht nur nicht immer, d. h. nicht zu 100 Prozent, sondern sogar nicht immer zu 100 Prozent. Dieser Firma darf man höchstes Vertrauen entgegenbringen. Da gibt’s nichts, was nicht doppelt und dreifach genäht wird.
Die Schufa möchte aber, daß man’s anders liest: Derartige Fälle werden bei der Firma, die ja alle nur erdenkliche Sorgfalt walten läßt, ausgeschlossen. Punkt. Allerdings nicht immer, sondern im Einzelfall manchmal doch nicht. Oder richtiger: durchaus immer, also auch im Einzelfall, aber im Einzelfall nicht immer zu 100 Prozent. Das wird schon seine Ordnung haben, den Satz haben ja sicher Juristen geschrieben.

Sonntag, 1. Mai 2011

Zu empfehlen

http://blogs.taz.de/wortistik/2011/04/24/transformaten/

Kräftesport am 1. Mai

Auf der den Seiten des Internetauftritts infopartisan.net schrieb einer über die „Maifestspiele Berlin-Kreuzberg“. Die Seiten scheinen von den Veranstaltern dieser in Berlin und weit darüber hinaus so beliebten Festspiele gestaltet zu werden. In dem folgenden Zitat lassen sie aber den Polizeifunk zu Wort kommen. „Amsel 19, unterbreche, Ausschreitungen Oranienplatz. Angriffe auf Polizeibeamte, es fehlen Kräfte.“[1]
Das wundert einen nicht, heutzutage. Die Bereitschaftspolizisten, die bei den Maifestspielen eingesetzt werden, sind meist blutjung, kommen gerade von der Schule, und man weiß ja, wovon sich die heutige Jugend ernährt: Pommes frites und Gummibärchen, viel mehr ist da nicht. Sport treiben sie auch kaum, hängen immer nur am Computer rum und spielen Gewaltspiele. Wie sollen die Jungs und Mädels da zu den Kräften kommen, die sie brauchen, wenn es im richtigen Leben mal gewalttätig zugeht? Der Polizeifunksprecher meinte es vielleicht anders, wollte statt Kräfte Leute sagen oder Beamte, aber mit dem, was er gesagt hat, hat er’s auch getroffen.
Mehr Mühe hat man mit dem folgenden Satz der Grünen: „Angemessene Ersatzkräfte sollten jederzeit verfügbar sein, um die Personalschlüssel aufrechtzuerhalten.“[2] Was mögen das für Schlüssel sein? Riesendinger, bei denen die eigenen Kräfte nicht ausreichen, so daß man Ersatzkräfte braucht, damit sie nicht umkippen? Seltsam, davon hat man noch nie gehört. Auch müßte es dann doch aufrecht zu halten heißen, nicht aufrechtzuerhalten.