„Papst Benedikt XVI. hat sich beim Besuch der evangelischen Kirche Roms als Glaubensmodell auch für Lutheraner präsentiert. Das betonte der Pfarrer der römischen Christus-Kirche, Jens-Martin Kruse, in einem Beitrag für die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ vom Samstag.“[1]
Der lutherische Pfarrer von Rom scheint mir ein innerlich tief und mehrfach gespaltener Mensch zu sein. Einerseits verehrt er den Herrn Ratzinger und möchte am liebsten katholisch werden, andererseits wagt er es nicht, sich aus seinem vertrauten Milieu zu lösen. Darum läßt er sich an die lutherische Kirche von Rom versetzen, um seinem großen Vorbild bei Aufrechterhaltung der theologischen Differenz möglichst nahe zu sein. Einerseits fasziniert ihn die antike Welt der Priesterornate und die mittelalterliche Sprache ihrer Träger, andererseits ist ihm der aus dem Detritus der modernen Wissenschaftssprachen zusammengerührte Jargon doch zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen. Und so wird aus dem Vorbild ein Modell.