„Nie wäre ich für dieses arrogante Schickeria München, diese nimmersatten Titelabgreifer und protzreichen Duselweltmeister.“ Das schreibt Bernd Müllender in der taz vom 22. Mai 2010. Er meint den FC Bayern, und der Konjunktiv deutet schon an, daß er im Begriff ist, von seinem für jeden wahren Fußballfreund selbstverständlichen Glauben, von diesem Glauben im strengsten Sinne – ein solcher kann, nach Kant, durch kein sich auf Fakten berufendes Argument erschüttert werden, und dies mit vollem Recht – abzufallen, und der Artikel bestätigt es. Sprachlich ist zu bemängeln, daß es nicht das Schickeria, sondern die Schickeria heißen muß, und auch nicht die Schickeria München, sondern Münchens. Denn nicht München ist die Schickeria, sondern es beherbergt diese. Er meint es wahrscheinlich anders, kann aber nicht hinschreiben, was er meint.
Ein Großteil aller Fehler kommt dadurch zustande, daß man heute kaum mehr weiß, wann etwas zusammengeschrieben werden muß und wann nicht, wann ein Bindestrich zu setzen und wann er wegzubleiben hat. Ein anderer, auch nicht kleiner Teil kommt daher, daß man nicht mehr weiß, was bestimmte Wörter bedeuten. Über die verheerenden Wirkungen, die das in der Politik anrichten kann, hat uns Pascale Hugues im Tagesspiegel anhand des Beispiels der „jungen Wilden“ aufgeklärt.[1] Ein weiteres: Direkt neben dem taz-Artikel über das Schickeria München steht einer, in dem die Torhüterin von Turbine Potsdam als Frau bezeichnet wird. Bis vor etwa 40 Jahren war eine Frau ein verheiratetes weibliches Wesen, egal welchen Alters. Dann war eine Frau ein erwachsenes weibliches menschliches Wesen. Die Torhüterin ist 17. Das reicht noch nicht zur Frau. Sie ist ein Mädchen. Ausgewachsen mag sie sein, aber erwachsen ist sie noch nicht. Dem Durcheinander haben die Journalisten seit Jahrzehnten vorgearbeitet. Wenn ein Knabe etwas Schlimmes tut, z. B. jemanden brutal zusammenschlägt, und man möchte, daß er verurteilt wird, dann steht in der Zeitung „ein 17-jähriger Mann“. Wenn eine Menschenmenge von im Durchschnitt Dreißigjährigen für etwas demonstriert, was der Zeitung nicht gefällt, dann schreibt sie – ich habe das über viele Jahre beobachtet, es gibt nicht viele Ausnahmen – von „demonstrierenden Jugendlichen“.