Donnerstag, 9. Juni 2011

Wetterkünstler

„Teils Unwettergefahr durch Regenfluten“, schreibt die taz in ihrer Wetterberichtsüberschrift gestern, dem 8.6.2011. Und im Text steht: „Dabei besteht gebietsweise Unwettergefahr durch lokale Überflutungen.“
Seit Kachelmann wieder draußen ist, strengen sich die Wetterfachjournalisten offenbar besonders an und wagen sich auf das Gebiet der Kunst. Ich dachte bisher, ein Unwetter bestehe darin, daß Regenfluten vom Himmel stürzen, die Unwettergefahr aber unter anderem darin, daß sich Wolken zusammenballen, so daß eben die Regenflutengefahr wächst. Nun scheinen unsere Wetterkünstler aber zu meinen, daß die Gefahr eines Unwetters erst dann droht, wenn der Regen bereits herabprasselt, also das Unwetter schon da ist. Andererseits wird behauptet, daß die Unwettergefahr gar nicht aufgrund der Regenfluten, sondern wegen der auf die Regenfluten folgenden lokalen Überflutungen besteht. Das Unwetter ist also bereits vorüber, wenn die Unwettergefahr eintritt. Besonders schlimm ist das aber nicht, denn lokale Überflutungen sorgen nur gebietsweise dafür, daß Unwetter drohen, während man bisher wohl dachte, lokale Überflutungen erhöhen im ganzen Land flächendeckend die Unwettergefahr. Rätsel über Rätsel, man kommt aus dem Denken gar nicht mehr heraus. Das ist es eben, was den Künstler ausmacht: Er gibt ästhetischen Ideen Gestalt. Unter einer ästhetischen Idee aber, schreibt Kant in der Kritik der Urteilskraft, „verstehe ich diejenige Vorstellung der Einbildungskraft, die viel zu denken veranlaßt, ohne daß ihr doch irgend ein bestimmter Gedanke, d.i. Begriff adäquat sein kann, die folglich keine Sprache völlig erreicht und verständlich machen kann“.




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