Freitag, 24. Juni 2011

Intelligenz

„Intelligenz ist des Menschen edler Vorzug“, meinte Herder vor über 200 Jahren.[1] Kein anderes endliches Wesen, so glaubten die Weisen über die Jahrtausende, hat Gott mit diesem Vorzug ausgestattet. Jetzt aber wissen wir: Er hat sich bloß lange Zeit gelassen, bis er den nächsten Schritt tat. Erst seit ganz wenigen Jahren gibt es nicht nur – womit ja fast zu rechnen war – intelligente Hunderassen, sondern auch intelligente Möbel, Küchen, Schlafzimmer, Autos, Tische, intelligente Rucksäcke mit wearable technology, intelligente Schuhe und Unterwäsche, intelligente Socken für aktive Leute, intelligentes Gemüse und Obst, intelligente Nägel, wobei ich nicht weiß, ob das Finger-, Fuß, Reiß- oder Sargnägel sind, intelligente Kissen und sogar intelligente Steine, und zwar bei Lego, aber auch bei der Pflastererfirma Schaffner-Maierhofer in Kaibing. Nur auf die Erschaffung intelligenten Strohs hat die oberste Intelligenz bisher mit Rücksicht auf unsere Sprachgewohnheiten verzichtet und es so dumm gelassen wie eh und je. Aber die Gentechniker, unter denen es ja auch intelligente, ja geradezu Intelligenzbestien geben soll, werden diese Lücke sicher bald schließen.



[1] Zehnte Sammlung,  Herder-HB Bd. 2, 310


1 Kommentar:

Wolfgang R. hat gesagt…

Anscheinend ist den Gentechnikern jetzt etwas ganz besonderes gelungen. Der Intelligenz wurde bisher ein hoher Stellenwert eingeräumt, obwohl sie noch nicht einmal sichtbar ist. Doch damit muss man sich nicht länger herumärgern: "Mit dem Intel Core i5 Prozessor der zweiten Generation! Das ist sichtbar intelligent!"
So steht es in einer Internet-Werbeanzeige. Die verspricht mir sogar, dass das mein PC-Erlebnis neu definieren würde. Das freut mich.