Samstag, 25. Juni 2011

Blog-Einbürgerung


Professor L. F.  aus Hamburg, Germanist, hat angeregt, nach einem Ersatz für "Blog" zu suchen (in einer Email am 2.2.2011). In der Tat, das ist dringend nötig. Blog klingt, wie übrigens Job auch, nach verstopfter Nase, ja überhaupt nach Verstopfung. 
Ich habe mich darum in der Welt umgesehen. Zwar scheinen die meisten Völker unter einer ähnlichen Last von Minderwertigkeitskomplexen zu stöhnen wie die Deutschen und trauen sich daher vom Englischen nicht abzuweichen, aber doch nicht alle, und so ist durchaus einiges im Angebot. Die größte Eigenständigkeit beweisen die Litauer; Blog heißt Dienorastis, mit einem Häkchen auf dem s vor dem t. Aber das befriedigt doch nicht alle Anforderungen, es klingt altgriechisch und weckt Assoziationen vornehm-würdiger, heroischer und tiefsinnig-bildungstriefender Art, die zum Begriff des Blogs nicht passen wollen. Gar nicht schlecht sind die Chinesen. Wie sie das Wort schreiben, habe ich mir nicht gemerkt, aber sie sprechen es etwa buöklchö oder büochlkjöl; ein Einbürgerungsversuch dürfte leider aussichtslos sein. Die Holländer schreiben blog, sagen aber bloch, manche Skandinavier schreiben auch blog, sprechen aber blok. Am besten gefallen mir die Finnen. Bei denen heißt es blogi. Das hört sich nach Verkleinerungsform an, und man könnte sich davon bei uns zu einem regional differenzierten Sprachgebrauch anregen lassen: Blöggli (oder Blökchli) in der Schweiz, Blögle oder Blögele in Schwaben, Blöggerl in Bayern und Österreich, Blöggla in einigen, Bleggla in anderen Teilen Frankens, Blöggsche in Teilen des Rheinlandes, Blöggeken in manchen norddeutschen Gegenden usw. So könnte man die Diversity (siehe Perlenfischen im Diversity Management) der Welt um einiges anheben.





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