Mittwoch, 6. April 2011

Die Inhalte der FDP und der Grünen

„Ich nehme schon nach zehn Monaten als Fraktionsvorsitzender wahr, dass uns die Menschen deutlich mehr zuhören und wir dadurch unsere Inhalte deutlich besser transportieren“, sagte der Berliner FDP-Politiker Christoph Meyer.[1]
Wie man deutlich besser transportiert, weiß ich nicht, und wieso das so sein soll, weil „die Menschen“ (darunter tun sie’s nicht, die Politiker) deutlich mehr zuhören, weiß ich auch nicht. Ich weiß nicht einmal, was ich mir unter „deutlich mehr zuhören“ vorstellen soll. Zwar ahne ich etwas, doch nur undeutlich, während ich durchaus eine deutliche Vorstellung davon habe, was  „deutlich hören“ heißt. Vor allem aber frage ich mich, was „unsere Inhalte“ bedeuten soll. Was ist drin in der FDP? Die Summe dessen, was in den einzelnen Mitgliedern drin ist? Was diese am Tag vorher in sich aufgenommen haben?
Die Grünen werden da schon deutlicher: „Unsere Inhalte Klima, Bildung, soziale Gerechtigkeit und kommunale Finanzen bleiben unser Maßstab.“ (Sylvia Löhrmann nach faz.net[2].) Trotzdem bleiben Rätsel. Wie kann das Klima Inhalt der Grünen sein? Paßt es denn in die hinein? Bildung schon eher, die kann man einem ja, jedenfalls nach Meinung mancher, geradezu eintrichtern. Den Sinn der Behauptung, daß Bildung der Maßstab der Partei bleiben soll, glaube ich zu verstehen, auch wenn der Ausdruck etwas arg schief geraten ist. Bei der sozialen Gerechtigkeit geht es mir ebenso, bei den kommunalen Finanzen wird’s schon schwieriger und beim Klima will sich das Dunkel gar nicht lichten.
Und wenn wir das ernst meinen, dass unsere Inhalte entscheiden, dann müssen wir erst nach der Wahl entscheiden, wer die meisten unserer Inhalte gemeinsam mit uns umsetzen wird.“ (Ebenfalls Sylvia Löhrmann.)[3]
Die Inhalte entscheiden also. Wird man das Klima nun einen Entscheidungsträger nennen müssen? Die Grünen entscheiden auch, und zwar angeblich, „wer die meisten unserer Inhalte gemeinsam mit uns umsetzen wird“. Da überschätzen sie ihre Entscheidungsmacht. Ob sie überhaupt etwas mit den Grünen umsetzen wollen, müssen die anderen Parteien entscheiden. Diese könnten es sich einerseits ein wenig einfacher machen: Es reicht, wenn sie die Inhalte mit den Grünen umsetzen; sie müssen das nicht gleich, wie Frau Löhrmann will, gemeinsam mit ihnen tun, denn das wäre auch nichts anderes. Andererseits ist die Sache schwieriger als Frau Löhrmann sie sich gedacht hat. Ein Klima umzusetzen[4] ist jedenfalls beim heutigen Stand der Technik gar nicht möglich. In fernerer Zukunft aber wird man es vielleicht hinbekommen, daß man z. B. ein mediterranes Klima nach Skandinavien umsetzt.
Im Übrigen: Inhalt ist ein Singularetantum. Wenn eine Einkaufstasche Gurken, Tomaten und Eier enthält (für die Jüngeren: beinhaltet), dann sind das nicht die Inhalte der Tasche. Es ist ihr Inhalt.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

„Ich nehme schon nach zehn Monaten als Fraktionsvorsitzender wahr, dass uns die Menschen deutlich mehr zuhören und wir dadurch unsere Inhalte deutlich besser transportieren“, sagte der Berliner FDP-Politiker Christoph Meyer.

Gestatten sie eine Frage, Herr Meyer? Glauben sie, die Zuhörenden sind für das Transportieren ihrer Inhalte verantwortlich? Ich sage nein, die Vermittelung ihrer "Inhalte" an die Wähler (Wählenden) müssen sie schon selbst übernehmen. Willfähige "Zuhörende" und Transporteure (für sie Transportierende) sollten doch in der eigenen Parteibasis zu finden sein, insofern sie nicht grade dahinschmilzt.

http://www.derwesten.de/staedte/essen/FDP-verliert-17-Prozent-ihrer-Essener-Mitglieder-id4501391.html