Freitag, 30. September 2011

Schultern-Schluß

„Etwa 330 000 Euro hätte der Freistaat schultern sollen – als Bürgschaft, sollte das Ticket beim Verkehrsverbund MVV ein Finanzloch aufreißen.“ Das sagte, dem Münchner Merkur zufolge, jemand von der Opposition im bayerischen Landtag.[1]
Dieses Bild geht ja noch. Man kann sich die Bavaria – ein Riesenweib aus, glaub’ ich, Bronze, das in München steht und jenen Freistaat symbolisiert – vorstellen, wie sie einen gewaltigen Geldsack auf der Schulter trägt.
Bei diesem wird’s schon schwerer: „Das Geld, um solche Investitionen schultern zu können, fehlt meist oder wird von den Banken nicht zur Verfügung gestellt.“[2] Oder gar bei diesem: „Die flächendeckende Versorgung mit schnellem Breitband ist nur in einem Mix mit mehreren Techniken zu schultern vor allem im Ländlichen Raum“. So meint der SPD-Landtagsabgeordnete Alfons Maximini formulieren zu müssen.[3] Und schließlich bei dem: „Die Zentralwerkstatt bei der Bereitschaftspolizei in Nürnberg kann die Wartung der 165 Fahrzeuge und drei Polizeiboote aber nicht zusätzlich schultern, wenn sie nicht ausgebaut wird.“[4] Eine Versorgung auf die Schulter zu hieven, vor allem im ländlichen Raum, dazu braucht es wohl mehr als nur einen „Mix“ „mit“ mehreren Techniken. Die 165 Fahrzeuge und die drei Boote hätten selbst auf den Schultern der Riesin Bavaria keinen Platz. Gar eine Wartung auf eine Schulter zu laden dürfte kaum möglich sein. Das Ansinnen stellt einen vor schwierige ontologische Fragen. Ist denn eine Wartung von einer Seinsart, daß man ihr die Eigenschaft des Gewichts zuschreiben kann? Wenigstens im übertragenen Sinne? Daß eine schwere Verantwortung auf einem lastet, das ist schon möglich. Sie kann einen niederdrücken. Das kann auch die Verantwortung für eine Wartung. Aber kann es die Wartung selbst? Oder die Versorgung?
Nachbemerkung für die Älteren unter Ihnen: Der Mix wurde vermutlich von dem Wetteransager Kachelmann erfunden: „ein Mix aus Sonne und Wolken“. Ein Mix ist, glaub ich, das, was Sie unter der Bezeichnung Mischung oder Gemisch kennen. Weil man Techniken nicht mischen kann, dürfte hier allerdings eher Kombination gemeint sein. Da hat es die SPD-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz in ihrem branchentypischen Drang, kein Modewort auszulassen, ein wenig zu weit getrieben.

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