Freitag, 16. September 2011

Kluge Köpfe

„Für das Programm Heterogenität als Chance: Weichen stellen in entscheidenden Phasen des Student-Life-Cycle werden ab 01.10.2011 zahlreiche kluge Köpfe in insgesamt 35 Projekten gesucht, die uns bei unseren ausgezeichneten Aktivitäten unterstützen. Zu besetzen sind Stellen als Professorin/Professor (W2) Juniorprofessorin/Juniorprofessor (W1) ...“ (Stellenausschreibung der Universität Paderborn, September 2011).
Was wohl ein Student-Life-Cycle sein mag? Ich übersetze mir’s mit „Studenten-Lebenzyklus“. Ein Lebenszyklus reicht von einer Lebensphase, z. B. der Geburt, bis zur Wiederkehr derselben in der nächsten Generation. Es fällt mir schwer, das auf ein Studentenleben zu übertragen. Es gibt doch auch keinen Lebenszyklus von Kindergartenkindern, denn die schaffen es ja nicht, eine nächste Generation zu – wie sagt man doch? – generieren. Doch wahrscheinlich liege ich ganz falsch und so ein Life-Cycle ist etwas ganz anderes.
Aber das wollte ich ja gar nicht sagen.[1] Sondern folgendes:
Man sieht, das Eliteförderungsprogramm beginnt an unseren Hochschulen schon zu wirken. Während an den Exzellenzuniversitäten in aller Regel „herausragende“ oder eben "exzellente" wissenschaftliche Leistungen verlangt werden und vor allem „umfassende Kompetenzen im Wissenschaftsmanagement“, genügt an einer ordinären Universität wie Paderborn ein kluger Kopf, also das, was – die Älteren werden sich erinnern – früher zum Lesen der FAZ erforderlich war. Ob das reicht, um etwas so Kompliziertes wie einen Student-Life-Cycle zu erforschen? Aber vielleicht sollen diese W2-Professorinnen/Professoren und W1-Juniorprofessorinen/Juniorprofessoren das ja gar nicht, sie sollen ja nur „uns“ bei „unseren Aktivitäten“ „unterstützen“. Auch wenn es „ausgezeichnete“ Aktivitäten sind – ein paar Hilfstätigkeiten, für die man mit einem klugen Kopf auskommt, werden schon abfallen.
Man fragt sich, auf wen sich „uns“ bezieht. Vielleicht sind es die Ordinarien (für die Jüngeren: W3-Professorinnen/Professoren). Das wäre schön, wüßte man doch, daß in all dem Neuerungswirrwarr wenigstens eine Sache konstant bleibt, die Herrschaftsverhältnisse.




[1] Das ist von Dittsche – nur um mir keinen Plagiatsvorwurf einzuhandeln.

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