Samstag, 3. Dezember 2011

Neusprech auf lutherisch

Dr. Michael J. Inacker ist „Vorsitzender der Internationalen Luther-Stiftung und Bereichsleiter Unternehmenskommunikation der Metro AG.“ Er erklärt in der christlichen Zeitschrift Chrismon[1], warum „das System der sozialen Marktwirtschaft“, das ihm zufolge vor allem den USA ihr Gepräge gibt, nicht schuld ist an der Bankenkrise und überhaupt an allem, was es nach allgemeiner Meinung anrichtet: Diese Krise „hat ihre Ursachen vor allem in einer falsch verstandenen Sozialpolitik. Viele Menschen, die es mit ihrem Einkommen nicht konnten, sollten sich ein Haus kaufen können. Die Marktwirtschaft hat aber letztlich funktioniert, indem sie diese Fehlentwicklungen an den Immobilienmärkten aufgedeckt hat.“
Ich wollte, nebenbei bemerkt, immer schon wissen, was der Unterschied zwischen einer falschen und einer falsch verstandenen Sozialpolitik ist. Es gibt wohl einen; eine richtige Sozialpolitik kann ja durchaus falsch verstanden werden, ohne daß sie dadurch zu einer falschen wird. Auch unser Vorsitzender scheint mir - wie alle, die von „falsch verstandener“ Sozialpolitik, Umweltpolitik, Kulturpolitik oder was auch immer reden - zu meinen, es gebe einen, denn sonst würde er sich das "verstanden" ja sparen. Aber andererseits kann ich beim besten Willen nicht erkennen, daß er etwas anderes meint als eine falsche Politik.
Aber zur Hauptsache: Ist das nicht eine ungeheure Verschwendung? Hätte man zum Aufdecken nicht einen Ermittler, einen Hauptkommissar z. B. wie im Tatort, einsetzen können? Das wäre doch viel billiger gekommen als eine ganze Marktwirtschaft! Abgesehen davon, ob sie dafür überhaupt zuständig ist; ich habe immer gedacht, sie sei zu etwas anderem da. Und schließlich: Wie macht sie es denn, wenn sie etwas aufdeckt? Sie beschert uns eine Krise, dann wissen wir alle, was los war und uns bisher entgangen ist. Manchmal beschert sie uns auch einen Krieg, daran kann man ebenfalls sehen, daß sie letztlich funktioniert,  denn was deckt sie damit nicht alles auf an Fehlentwicklungen! Man mag sich gar nicht vorstellen, wohin diese noch geführt hätten, wenn die Marktwirtschaft nicht rechtzeitig mit einem enthüllenden Krieg dazwischengefahren wäre!




[1] 11/2011

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