Freitag, 30. Dezember 2011

Einnahmengenerator

Der Abgeordnete Dietmar Bartsch von den Linken sagt im Bundestag: „Die Linke sagt: Wir müssen über die Erbschaftsteuer mehr Einnahmen generieren.“ Der Abgeordnete Otto Fricke von der FDP blökt dazwischen: „Sie wollen den Leuten mehr Geld wegnehmen!“[1]
Ob das stimmt, sei dahingestellt, aber der Abgeordnete von der Schreihalspartei hat doch insofern recht, als er uns dazu bringt, über die Vergeblichkeit des Ansinnens des Herrn Bartsch nachzudenken. Einnahmen kann man haben, man kann sie, wenn man sie hat, in die Sparbüchse tun oder gleich wieder ausgeben. Aber generieren kann man sie nicht, auch wenn gerade die Partei des Herrn Fricke das den Leuten weismachen will und Herr Bartsch ihr auf den Leim gegangen ist.
Generieren heißt erzeugen. Ein Betrieb kann z. B. Essiggurken oder Autoreifen erzeugen, also generieren, und dann verkaufen; dann hat er Einnahmen. Wenn man das Erzeugen von Autoreifen und das Erzielen von Einnahmen dadurch, daß man andere übers Ohr haut, mit dem gleichen Wort „generieren“ belegt, dann vernebelt man die gesellschaftlichen Ausbeutungsverhältnisse. Das hat die Partei des Herrn Bartsch ganz, ganz früher, als sie noch anders hieß, schon mal gewußt und hat sich darum beim Vernebeln auf andere Gebiete verlegt. Dabei sollte sie bleiben. Sie sollte es der Partei des Herrn Fricke überlassen, Leute, die Einnahmen durch das Herstellen von Autoreifen und Essiggurken erzielen, und Leute, die Einnahmen dadurch erzielen, daß sie andere übers Ohr hauen, gleichermaßen „Leistungsträger“ zu nennen. Daran hält sich, wie mir scheint, die Partei des Herrn Bartsch bisher auch. Aber wenn man einmal Einnahmen für etwas hält, das man generieren kann, dann ist man nicht mehr weit davon entfernt, „Leistungsträger“ in der Bedeutung zu verwenden, die das Wort im Jargon der Partei der Besserverdienenden hat.

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