„Sonnen-Diesel im Schatten“ lautet eine Überschrift in der taz vom 13.9.2011, und in der Unterüberschrift steht: „Die Idee: Sun-Diesel“.
In besseren Zeiten hätte man das so gedeutet: Mit Sonnen-Diesel geht’s nicht so gut, und da hat man sich ein neues Produkt ausgedacht, nämlich Sun-Diesel, das soll’s bringen. Heute ist der erste Gedanke: Die Überschriftenschreiber sind höhere Journalisten, also in der Regel ältere, die können noch einigermaßen Deutsch, die PraktikantInnen[1], die sich an den Unterüberschriften probieren dürfen, sprechen diese Sprache altersbedingt kaum mehr. Aber es ist doch anders. Im Text erfährt man, daß die deutsche Firma, die Sonnen-Diesel herstellt, eben diesen Sun-Diesel nennt und eben mit diesem Diesel im Schatten steht. Dabei hatte sie doch darauf gerechnet, daß das Erzeugnis mit dieser Benennung in die Sonne bzw. die Sun rückt. Denn die Firma weiß: Die meisten Deutschen schämen sich, Deutsche zu sein – nicht wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit, mit der hat man seit mindestens zwei Jahrzehnten nichts mehr zu tun, sondern weil Deutschland gar zu weit hinterm Wald liegt. Darum senden sie ständig Signale aus, die sagen sollen: Ich bin gar keiner, im Grunde bin ich Amerikaner, oder, was etwa das gleiche ist, Weltmensch.
Da kommt natürlich gleich einer, ein Gläubiger aus der Kirche der empirischen Sozialforschung, und fragt: Woher wollen Sie das denn wissen? Nennen Sie mir Umfragen, in denen es, statistisch abgesichert, herausgekommen ist!
Bei einer Meinungsumfrage wird das aber nicht herauskommen. Da würde sich die Mehrheit vielmehr entschieden gegen die Anglisierung ihrer Sprache aussprechen. Nicht, weil sie lügt, sondern weil geheime Wünsche oft und so auch hier derart geheim sind, daß die Wünschenden selbst sie nicht kennen. Die Werbebranche aber ist schlau und kennt sie, und darum ersetzt sie ein deutsches Wort nach dem anderen durch ein amerikanisches. In unserem Fall aber scheint man sich verrechnet zu haben. Ob Sonnen-Diesel oder Sun-Diesel – das Zeug taugt einfach nichts.
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