Sonntag, 17. Juli 2011

Unheimlich spannender Spaß

„Der Erfolg der Rabattverträge wird der Politik unheimlich.“[1] Das kann ich mir gut vorstellen, auch wenn ich nicht weiß, was in diesen Verträgen steht. Wenn aber der christliche Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe dem gesinnungsverwandten Sender Bibel-TV anvertraut: „Ich lerne immer unheimlich spannende Leute kennen, das macht mir Spaß“,[2] dann will mir das weder inhaltlich – denn er meint, daß er die Leute, deren Kennenlernen ihm Spaß macht, ausgerechnet im Bundestag kennenlernt – noch von der Sprachlogik her so recht eingehen. Wenn die Leute spannend sind, dann mag die Spannung daher rühren, daß sie unheimlich sind, das kennt man ja aus dem Fernsehkrimi. Sie könnten auch heimlich spannend sein, was sie aber stets geschickt zu verbergen wissen, so daß einem jeder Spaß vergeht. Aber unheimlich spannend?
Und daß Spannendes Spaß machen kann, könnte ich mir auch gerade noch denken, manche Leute sind halt so. Aber Unheimliches? Das ist doch definitionsgemäß nicht lustig. Wenn nun gar Gröhes Fraktionskollege Dr. Rolf Koschorrek behauptet: „Ich habe mich in der Fraktion unheimlich schnell zurecht gefunden“,[3] dann legen wir, mit Henscheids Dummdeutsch-Lexikon, das „Unheimlich“ unter der Rubrik Infantilismus ab (was bei Gröhe, der ein gebildeter und reifer Mensch ist, nicht geht) und wenden uns dem „zurecht gefunden“ zu. Die Schreibweise verlangt, „gefunden“ zu betonen. Er hat sich also wohl verloren und dann gefunden, und zwar nicht zu Unrecht gefunden. Aber müßte es dann nicht statt „zurecht“ „zu Recht“ heißen? Wirr wird mir, seit ich erwacht: wild und kraus kreist die Welt! (Erda, der Welt weisestes Weib,  im Siegfried).

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