Freitag, 15. Juli 2011

Korrespondierender Coach

„Und das hat natürlich auch etwas mit der Korrespondenz zwischen mir und meinen Klienten zu tun. Jeder Coach wird sich mit der Zeit seine zu ihm passende Klientenpopulation heraus korrespondieren.“ Gesagt hat das „Dr. Wolfgang Looss (Jahrgang 1943)“; der ist „seit mehr als zwanzig Jahren Coach und zählt zu den Begründern der deutschen Coaching-Szene.“[1]
Das Wort höre ich seit einigen Jahren ständig, weiß aber immer noch nicht, was es bedeutet und ob ein Coach etwas anderes ist als ein Trainer, davon einmal abgesehen, daß das Wort ein größeres Blähpotential hat. Daß es eine Szene gibt, zu der man als Coach und vielleicht auch als Gecoachter (sagt man das so?) gehört oder doch gehören sollte und daß diese Szene, was bei Szenen ja eher unüblich ist, Begründer hat – Gründer sind schon etwas häufiger –, hat mich überrascht. Eine Population aus irgendwas herauskorrespondieren ist eine beachtenswerte, beinahe geniale Erfindung. Das „heraus korrespondieren“ des Journalisten allerdings macht aus dem Satz des Dr. Loos eine unverständliche Aneinanderreihung von Wörtern.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Michael Allers hat gesagt…

Warum hat Coach ein größeres Blähpotenzial als Trainer? Weil sie das Wort erst seit einigen Jahren kennen statt seit ca. fünfzig?

Ja, es gibt einen Bedeutungsunterschied, s. z.B. hier.

Sie legen doch stets großen Wert auf eine präzise Ausdrucksweise. Warum also sollte jemand Trainer sagen, wenn er Coach meint?

Das wahre - und wieder mal überhaupt nicht denglische - Blähwort ist 'heraus korrespondieren'. Das würde ich auch ohne "Deppenleerzeichen" nicht verwenden.

Ludwig Trepl hat gesagt…

Danke!, Wieder was gelernt. Aber wenn einer Coach in der Bedeutung von Trainer verwendet - und meist ist das so ("XY wird neuer Coach von Borussia Mönchengladbach") da hat das die Funktion, den Sportreporter aufzublasen. Das hat natürlich damit zu tun, daß "Trainer" schon sehr lange eingebürgert ist, alle es benutzen und man sich damit nicht von der Masse abheben kann.
Herauskorrespondieren ist natürlich auch ein Blähwort in diesem Sinn, aber ein sehr schönes. Trotzdem: Es eignet sich nur zur ironischen Verwendung.

Michael Allers hat gesagt…

Tja, auch englische Sprak, schwere Sprak! Im Mutterland des Fußballs heißen Fußball-"Trainer" wie Felix Magath, Jürgen Klopp oder Jupp Heynckes wirklich coach oder manchmal auch team manager. 'Trainer' hat also im Deutschen einen Bedeutungswandel erfahren. Gegen solches "falsches Englisch" ziehen Sprachnörgler doch immer zu Felde, vgl. Public Viewing, Dressman und die übrigen üblichen Verdächtigen.

Wenn aber jemand den korrekten engl. Ausdruck Coach benutzt, ist es auch wieder nicht recht und ihm wird das übliche Blähmotiv unterstellt.

Übrigens: Sooo neu ist Coach im Deutschen nun wirklich nicht. Schon in den 1970-ern wurde nicht nur der Übungsleiter unserer Studentenmannschaft so genannt, auch in der Sportschau fiel dieser Begriff damals nicht gerade selten.

Ludwig Trepl hat gesagt…

Im Neudeutschen scheint mir ein Coach aber etwas anders zu sein als ein Trainer im Fußball, da ist doch eher ein Motivationstrainer oder so was neumodisches gemeint, oder? – Aber an meiner Argumentation ändert das alles nichts. Wenn ein Sportreporter den Jupp Heynckes Coach nennt, was er – auch wenn es seit 30 Jahren Ausnahmen gegeben hat – bisher in der Regel nicht tat, dann deshalb, weil er sich damit aufblasen will, und zwar entweder einfach, weil es neu ist und englisch, oder, weil er die wahre englische Bedeutung erfahren hat und er nun damit hervortun will, so wie einer, der cell phone sagt statt Händi.
Gegen solches "falsches Englisch" zu Felde zu ziehen kann man uns Sprachnörglern nicht ankreiden, denn das darf man ja wohl: jemandem, der angeben will mit seinen Englischkenntnissen, klarmachen, daß das gar nicht englisch ist, was er da sagt. Daß das den Pseudo-Englischsprechern dann peinlich ist, zeigt, was ihre Motivation war.