Auf event-incentive-training.de erfährt man:
„Tribal-Travel. Unsere expeditionsartigen Abenteuerreisen zu den letzten Naturvölkern sind gerade in Vorbereitung.“[1]
Wenn die vorbei ist, geht’s z. B. zu den Korowai:
„Ein Großteil der Korowai gilt aufgrund ihres schwer zugänglichen Siedlungsgebietes, den dort offensichtlich nicht vorhandenen Bodenschätzen und dem somit verbundenen ökonomischen Desinteresses, als unkontaktiert. Infolge dieser Isolation zur Außenwelt ist die materielle Kultur dieses Volkes noch in der Steinzeit verwurzelt. Sie kennen weder Töpferei, weder Metall noch Schrift. Wie alle übrigen Wanderfeldbauern mit stark ausgeprägter Jagd- und Sammelorientierung leben sie von einer aneignenden Wirtschaftsform.“
Was sagen die tribal travellers den Korowai aber, wenn diese wissen wollen, welche Sprache man bei ihnen, den travellers, zuhause spricht? Und wie die geht?
Doch vielleicht kommt es ja gar nicht dazu:
„Da die Korowai buchstäblich mit ihrem Territorium verwachsen sind, würde ein unangemeldetes Betreten gleichsam einen direkten Angriff bedeuten und eine sofortige Tötung der Eindringlinge fordern.“
Die in dem Satz enthaltene Schlußfolgerung ist mir nicht ganz verständlich. Die Bewohner der Alpen sind, hört man immer, mit ihrem Territorium auch ziemlich verwachsen, und doch kommen die Touristen in der Regel unbeschädigt wieder im Flachland an. Davon abgesehen: Ich bin sonst nicht so, in diesem Fall aber doch; ich wäre nicht traurig, wenn die Event-Incentive-Trainings-Abenteurer vergäßen, sich anzumelden.
Erstaunlich finde ich wie in zahllosen anderen Fällen auch hier: Wörter werden verwendet, die darauf hindeuten, daß der Schreiber ein Hochschulstudium hinter sich hat (ökonomisches Desinteresse, unkontaktiert, materielle Kultur, Aneignung, Wirtschaftsform). Diese Wörter aber werden in Sätze eingebaut, wie sie vor fünfzig Jahren einem typischen Volksschulabsolventen nie und nimmer unterlaufen wären.
Früher war alles besser? Nein nein, das aber schon.
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