Montag, 31. Januar 2011

Prozeßhansel

„Wir feiern Weihnachten. Für Christen und Christinnen ein Fest, das etwas Unglaubliches behauptet: Gott ist Mensch geworden! Gott hat Fleisch und Blut angenommen. Es ist ein prozesshaftes Geschehen: Gott wird. Gott entsteht.“ Das verkünden uns die Oberzeller Franziskanerinnen.[1]
So wirklich revolutionär kommt mir das nicht vor. Auch die Göttin Venus ist ja – aus Schaum – geboren, also entstanden. Für einen Gott macht es sich aber meines Erachtens besser, nicht zu werden, sondern von Ewigkeit zu Ewigkeit zu sein. Doch in die theologische Debatte will ich mich nicht einmischen, da kennen sich die Franziskanerinnen sicher besser aus. Um so mehr bewegt mich die Frage, was sie bewogen haben mag, statt „Geschehen“ oder „Prozeß“ „prozeßhaftes Geschehen“ zu schreiben. Wogegen wollten sie diese Art von Geschehen bzw. Prozessen abgrenzen? Gegen Arten des Geschehens, bei denen keine Prozesse ablaufen? Gegen Prozesse, bei denen nichts geschieht?
Eher könnte man schon die Deutsche Hochschule der Polizei verstehen, die bezüglich der Aufarbeitung eines Ereignisses im Bereich der zuständigen Polizeiinspektion 1 in Köln schreibt: „Mehrfach verwies der Vortragende darauf, dass die Aufarbeitung ein prozesshaftes Geschehen ist und bleibt.“[2] Denn da scheint es immerhin möglich, daß „Prozeß“ in der Bedeutung „Gerichtsverfahren“ verwendet wird und nicht in der Bedeutung „Geschehen“.

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