„Der Duden ist nicht verbindlich für die deutsche Sprache. Sonst würde ein privates Unternehmen sie für alle Deutschen definieren. Was richtig und was falsch ist entscheiden letztlich die Deutschen selbst. Da der Duden dies nur zusammenträgt hat er schon recht, wenn er den Wortschatz anpasst.“ Das schreibt ein Kommentator zu meinem Beitrag „Erhalt und Erhaltung“.
In der Tat: Der Duden ist nicht verbindlich. Auch was die Rechtschreibkommission beschließt, ist das nicht. Trotzdem hätte der Duden nicht recht, wenn er einfach nur zusammentrüge, was so geschwätzt wird, und die Duden-Redaktion weiß das auch. Denn sonst würde sie ja eine Unzahl von weiteren Fehlern aufnehmen und so den Wortschatz anpassen, nur weil sie gemacht werden. Sie nimmt sie aber nicht auf, eben weil sie sie für Fehler hält. Aufgenommen wird, was sie für richtig hält. Die Frage ist: Was hält die Redaktion für einen hinreichenden Grund, offensichtlich Falsches für richtig zu erklären? Und damit dazu beizutragen, daß es möglicherweise eines Tages tatsächlich richtig ist? Ich weiß es nicht. Aber in der Zeit zwischen von „Ach Ernst, ach Ernst, was du mir alles lernst“ und „Erhalt der Natur“ hat sich, das liegt auf der Hand, in der Haltung der Redaktion einiges tiefgreifend verändert.
Vielleicht hilft es für eine Antwort ein wenig, wenn man fragt, was es denn mit dem Satz „Was richtig und was falsch ist entscheiden letztlich die Deutschen selbst“ auf sich hat. Sollte er sich auf das beziehen, was in jedem Augenblick richtig oder falsch ist, so wäre dieser Satz falsch. Weder „die Deutschen“ noch sonst jemand entscheidet. Die Mathematiker entscheiden ja auch nicht, was mathematisch richtig ist, sondern etwas ist eben richtig und die Mathematiker haben das zu erkennen. Das ist etwas vollkommen anderes, als zu entscheiden. Die Richtigkeit von Sprachlichem erkennen aber nicht „die Deutschen“. Nur die Minderheit der Deutschen, die Deutsch kann, erkennt sie.
Anders verhält es sich, was den langfristigen Sprachwandel angeht. Hier kann man in der Tat von entscheiden sprechen, und es entscheiden „die Deutschen“ (und mehr und mehr vor allem diejenigen unter ihnen, die nicht Deutsch können). Denn der faktische Sprachgebrauch ist auf längere Sicht nicht ohne Wirkung auf das, was als richtig zu gelten hat. „Klassenerhalt“, so meine ich, ist inzwischen richtig. „Erhalt der Arbeitsplätze“ aber ist falsch. Da müssen noch einige Hunderttausend wegsterben, bevor das richtig wird.
P.S.: Ich habe oben unbeholfen von meinem Beitrag „Erhalt und Erhaltung“ geschrieben. Im allgemeinen schreibt man ja heute „der Post“. Aber das hört sich derart grunzdämlich an, daß ich es nicht hinbekomme, es hinzuschreiben. Weiß jemand ein besseres, ein einigermaßen wohlklingendes Wort? Es muß nicht deutsch sein. Vielleicht haben ja die Franzosen oder die Finnen etwas Passendes.
4 Kommentare:
Na ja, korrekt wäre ja auch, nicht "der Post", sondern "der post" zu schreiben. Statt "Beitrag" wäre es außerdem natürlich nicht falsch, einfach "Text" zu schreiben - nur weniger präzise. "Textbeitrag" gefällt dir vermutlich gar nicht, wenn es auch kein weißer Schimmel ist, weil ja auch "Bildbeiträge" möglich wären. "Artikel" wäre noch eine Überlegung: Ein Blog hat ja was von einem "Journal". Bei längeren Beiträgen würde ich auch "Aufsatz" passend finden. Damit wäre aber wieder keine Allgemeinheit für alle Beiträge gegeben... ich beginne dein Problem zu begreifen. Im Woxikon werden unter anderem vorgeschlagen: Ausführung, Versuch, Aufsatz, Artikel, Skizze, Feuilleton, Aufzeichnung, Traktat, Betrachtung und Dossier.
(http://synonyme.woxikon.de/synonyme/beitrag.php)
Kapitulation?
Oder vielleicht geht doch einer der Vorschläge: "In meinen obigen Ausführungen zu xy"?
Jemand hat zu diesem Text einen ziemlich genialen Kommentar geschrieben, den ich aus Versehen gelöscht habe. Die Wörter "Hitler" und Himmler" kamen In dem Kommentar vor. Wenn der Kommentator ihn vielleicht noch mal hinbekommen könnte?
Hallo !
Also mir persönlich gefällt "Ausführung" oder "Betrachtung". "Traktat" hat so was Negatives ...
Gruß,
Trip
Denken Sie an die Abenteuer-der-Seefahrt-Filme: "Eintrag ins Logbuch...".
"Blog" kommt von "log", also: Eintrag.
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