Freitag, 4. Februar 2011

uncool



„Um eine zeitnahe Beantwortung Ihrer Frage werde ich mich gerne bemühen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg“[1]

Was treibt Leute wie Herrn zu Guttenberg, „bald“ durch „zeitnah“ zu ersetzen? Das scheint mir eines der größten Rätsel der neueren Sprachgeschichte. Wenn der Autohändler Carlo Jesse „Herausforderung“ durch „challenge“ ersetzt („Das Leben ist eine challenge“, sagte er bei der Verleihung eines Jungunternehmerpreises[2]), dann versteht man das ja. Er stammt aus Ibbenbüren bei Osnabrück, es könnte auch Köln bei Düsseldorf sein oder Winsen an der Luhe oder Knösel an der Plotz, und von Jugend an fürchtet sich so einer vor nichts so sehr wie davor, daß das herauskommt. Und wenn es schon nicht zu verbergen ist, dann soll man wenigstens nicht erfahren, daß man dort nicht so spricht, wie man in N. Y. oder in L. A. spricht, sondern deutsch. Darum spricht er so, wie man in N. Y. spricht oder in L. A. und sagt challenge.
Aber wem macht es der Herr Baron nach? Das Wort zeitnah haben vermutlich leitende Beamte einer Bezirksfinanzdirektion oder führende Mitglieder einer Studiengangsneuordnungsevaluationskommission erfunden – und wie können denn die, die grauesten aller Mäuse, für jemanden wie den Herrn zu Guttenberg, der doch zu den ganz feinen und weltgewandten und coolen, ja bestfrisierten Leuten gehört, ein Vorbild sein?

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