Freitag, 17. Februar 2012

Hilfestellung in der Parallelwelt

„Beobachten und steuern Sie den Bildschirm eines Kontakts über das Internet mit der Bildschirmfreigabe und arbeiten Sie so mit anderen Benutzern zusammen oder leisten Sie Hilfestellung.“ („Willkommen bei iChat“)
Vieles sah ich / Seltsames fand ich / Doch solches Wunder gewahrt’ ich nie. Alberichs Tarnhelm ist gemeint. Aber der konnte sicher den Nibelung nicht so vollständig verbergen wie jener Satz den Sinn, den sein Autor im Sinn gehabt haben mag.
Hat man je derart Geheimnisvolles gelesen? Wie kann man mit einer Freigabe beobachten? Kann man eine Freigabe vors Auge halten wie ein Fernrohr? Erlaubt das Wesen einer Freigabe denn so etwas? Ist es nicht so ähnlich wie beispielsweise bei einer Preissteigerung, deren Wesen es schlechterdings nicht erlaubt (für die Studierten unter Ihnen: verunmöglicht), daß man sie zum Schuhputzen benutzt?
Ein Kontakt[1] kann eng sein oder flüchtig, stabil oder wacklig, er kann an mangelnder Pflege leiden oder einen Schaden haben. Aber wie kann ein Kontakt einen Bildschirm haben? Wie ist die Parallelwelt beschaffen, in der das möglich ist? Besteht sie aus Antimaterie? Ist es eine Welt, in der unter den Kategorien der Modalität die der Realität gänzlich fehlt? Ist es die zweite Welt, in die wir, wenn's gut geht, dereinst verklärten Leibes eingehen?
Dafür spricht, daß dort ja rundum alles in Ordnung ist, keiner mehr Not leidet und darum Hilfe niemand mehr nötig hat, wodurch begreiflich würde, daß „iChat“ einen nicht dazu auffordert, Hilfe zu leisten. Aber einen gewissen Bedarf, Hilfestellung geleistet zu bekommen, könnte man sich dort schon vorstellen. Man erinnert sich, daß der Turnunterricht manchen Mitschülern durchaus Vergnügen bereitet hat, und dieses wurde mitunter durch die Hilfestellung, die der Sportlehrer anordnete, noch gesteigert. Und der Gedanke scheint mir nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, daß, vorausgesetzt, manche der irdischen Gelüste bestehen drüben fort, man auch in Engelsgestalt dergleichen zur Aufrechterhaltung des Zustands der Seligkeit sich noch gerne gefallen läßt.

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