Montag, 27. Februar 2012

Strukturaufkocher

„Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt setzen den Schwerpunkt dabei auf das Ziel der verstärkten Aufhellung bestehender militanter Strukturen und eine vermehrte analytische Aufbereitung linksextremistischer Gewalttaten.“ Das kam aus dem Bundesinnenministerium, der taz[1] zufolge.
Welch ein Satz! Da werden die militanten Strukturen aber gelb werden vor Neid; so schön bekommen sie es selber nicht hin, wie man hier sieht: „Angesichts wachsender Repression und Nazigewalt gegen linke Strukturen ist es dringend notwendig, ein starkes Zeichen gegen Nazis und für Autonome Zentren zu setzen. …. Die Angriffe gegen die linksradikale Szene von Seiten des Staates stehen nicht in einem luftleeren Raum: Durch ihre basisdemokratische und emanzipatorische Struktur stellen Autonome Zentren einen konkreten Gegenentwurf zum parlamentarischen Politik-Verständnis, zu Nationalismus, Rassismus und der Festung Europa dar. Sie ermöglichen unkommerzielle Subkultur, politisches Arbeiten und versuchen durch Selbstorganisation dem Staat die Grundlage für seine Herrschaft auf allen Ebenen zu untergraben.“[2] Das steht auf einer Freiburger Autonomen-Internetseite. Man möchte gern wissen, wer da wessen Stil kopiert.
Ich hätte einige Fragen an das Innenministerium. Warum reicht es nicht, den Schwerpunkt auf die Aufhellung zu setzen? Warum muß er auf das Ziel der Aufhellung gesetzt werden? Vielleicht schreibt man bei der Polizei einfach gerne Ziel. Gehört es doch zu ihren vornehmsten Aufgaben, stets genau ins Ziel zu treffen, etwa beim finalen Todesschuß; oder heißt es Rettungsschuß?
Daß man Strukturen aufhellen möchte, ist verständlich. Strukturen sind ja oft schwer zu erkennen; strukturalistische Wissenschaftler forschen nicht selten ihr Leben lang und es will und will nicht heller werden. Überflüssig finde ich aber das „bestehende“, denn die Aufhellung zukünftiger Strukturen wird einem sowieso nicht gelingen, und für die Aufhellung vergangener bezahlen wir das Innenministerium nicht, dafür haben wir die Historiker.
Was aber wohl militante Strukturen sein mögen? Militante Menschen und auch Gruppen, darunter kann ich mir etwas vorstellen. Aber Strukturen? Werfen denn Strukturen Steine auf Polizeiautos? Um militant sein zu können, muß man zunächst einmal eine Person sein, muß Willen und Bewußtsein haben, vor allem politisches. Da reicht es nicht, einfach nur ein Lebewesen zu sein. Auch der bissigste Hund ist kein militanter. Und gar eine Struktur! Der fehlt doch alles zu einem Militanten!
Und dann will man Gewalttaten aufbereiten. Das wird wohl etwas Ähnliches sein wie aufkochen, nur daß es halt, wie man uns mitteilt, analytisch zugeht, beim Kochen dagegen synthetisch. Man kann die Gewalttaten dann noch einmal benutzen bzw. genießen. Aufbereiten kann man auch die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung, z. B. über Gewalttaten. Das kann bedeuten, die Daten in eine bestimmte Ordnung zu bringen, Überflüssiges wegzulassen usw., damit man einen besseren Überblick hat. Allerdings ist das etwas ganz anderes als die Aufbereitung der Gewalttaten selbst.

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