„Union und FDP wollen das Grundgesetz ändern. Die für Kultur zuständige Arbeitsgruppe der künftigen Koalition hat sich Berichten zufolge dafür ausgesprochen, die deutsche Sprache und Kultur in die Verfassung aufzunehmen“, schrieb der Spiegel.[1]
Ob das nicht ein Eigentor wird? Jedenfalls müssen sich diese Parteien einige Mühe geben, wenn sie dem neuen Verfassungsgebot gerecht werden wollen. „Die Nettokreditaufnahme in 2010 wurde im Ergebnis um 5,9 Mrd. € auf 80,2 Mrd. € gesenkt,“ schreibt „cducsu.de“.[2] „In 2010“ ist englisch[3] und heißt auf deutsch „2010“. „They don’t understand me“ heißt auf deutsch nicht „sie tun nicht verstehen mich“.
Noch schöner:
„Die FDP-Fraktion legte gestern ein Sechs-Punkte-Paket vor, um den Hundedreck ein für allemal aus dem Stadtbild zu verdrängen. ... So sollen künftig mehr Abfallbehälter und Mülleimer in Parks und Grünflächen stehen; es wird ein Pilotprojekt ‚dogstations’ vorgeschlagen, das Mülltüten für Hundekot anbietet; die Bußgelder für nicht weggeräumten Hundedreck sollen erhöht werden auf 50 (für Kot in Grünanlagen) bis 250 Euro (Kot auf Kinderspielplätzen); ein ‚dogpatrol’-Außendienst mit 150 Mitarbeitern soll die Hundehalter überwachen.“[4] Man fragt sich, warum diese Fraktion – es gibt sie inzwischen nicht mehr – Hundedreck nicht ins Amerikanische übersetzt hat. Ich weiß nicht, wie das heißt, aber vielleicht klingt es ja für deutsche Ohren hinreichend appetitlich und man könnte sich das aufwendige „Paket“ sparen. Zwar unappetitlich, aber doch irgendwie reizvoll ist die Vorstellung, daß der Hundedreck nicht etwa beseitigt wird, sondern verdrängt. Wie die Polizei die Teilnehmer einer Demonstration von der Straße, so drängen die dogpatrol-Mitarbeiter die heftig widerstrebenden Hundehaufen aus der Grünanlage.
[3] Für unsere Linguisten, die der seltsamen Meinung sind, das sei kein Anglizismus, weil es vor 200 Jahren im Deutschen vorkam: http://deutsche-sprak.blogspot.com/2012/01/in-2012.html.
2 Kommentare:
Das mit dem Verfassungsrang hat sich ohnehin vorerst erledigt, seitdem die entsprechende Petition im Bundestagsausschuss auf Ungnade stieß.
Richtig, 'in 2012' ist englisch - und niederländisch und eben auch deutsch, als Abkürzung von 'im Jahre 2012'. Man sagte es vor 200 Jahren, man sagt es heute; warum sollte das kein Deutsch sein?
Dass die Präposition nicht notwendig ist, ist kein Argument. 'Im Jahre ...' ist ebenso überflüssig, von anderen Features der deutschen Sprache ganz zu schweigen.
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