Mittwoch, 4. Januar 2012

Schlüsselinkompetenz

„Kürzlich hat die EU-Kommission einen europäischen Referenzrahmen für lebenslanges Lernen vorgeschlagen, der sowohl die Schlüsselkompetenzen festlegt, über die jeder Europäer verfügen sollte (...) Am Ende ihrer Grund(aus)bildung sollten junge Menschen danach über acht Schlüsselkompetenzen verfügen:
muttersprachliche Kompetenz,
fremdsprachliche Kompetenz,
mathematische Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz,
Computerkompetenz,
Lernkompetenz,
interpersonelle, interkulturelle und soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz,
unternehmerische Kompetenz,
kulturelle Kompetenz.“
Das steht in einer Kleinen Anfrage des rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Jürgen Creutzmann (FDP).[1]

Ich ahne schon lange, daß mir nicht alle Schlüsselkompetenzen, über die jeder Europäer verfügen sollte, zu Gebote stehen. Jetzt hab’ ich's schriftlich und man wird mich wohl bald nach Übersee ausbürgern. Aber ein paar Fragen hätte ich vorher noch: Wozu brauche ich eine kulturelle Kompetenz, wenn ich schon eine interkulturelle habe? Oder anderes gefragt: Ist die interkulturelle nicht bereits eine kulturelle und habe ich nicht eine kulturelle immer dann, wenn ich eine interkulturelle habe? So wie ich Deutscher bin, wenn ich Hesse bin? Und: Ist Bürgerkompetenz nicht eine soziale Kompetenz? Und: Wozu brauche ich unternehmerische Kompetenz, wenn ich weder Unternehmer bin noch werden will? Sollte man nicht stattdessen Kompetenzen in den Katalog aufnehmen, die sowohl Unternehmer als auch Angestellte, Arbeiter, Beamte, Rentner, Bauern, Hausfrauen, Arbeitslose und was es sonst noch alles gibt brauchen können? Beispielsweise Zähneputzkompetenz? Und: Wird man mir muttersprachliche Kompetenz bescheinigen, wenn mir der modische Jargon gar nicht so recht über die Lippen will und ich statt „ich verfüge über muttersprachliche Kompetenz“ lieber „ich kann deutsch“ sage?

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