„Scharfer kirchlicher Protest gegen ausbeuterische Kinderarbeit“, meldet die EKD.[1] Aber nicht nur gegen ausbeuterische Kinderarbeit scheint die evangelische Kirche etwas zu haben, sondern gegen Kinderarbeit überhaupt: „Zur Fairness gehört, dass Produkte ohne Kinderarbeit hergestellt werden.“[2]
Dann aber erfährt man, daß es in der Kirche selbst Kinderarbeit gibt, und daß man das nicht einmal zu verbergen versucht. Auf zahllosen Internetseiten kündigen Kirchengemeinden sie an, und sie versuchen, Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder dafür herzugeben. Bald kommt man allerdings dahinter, daß das Wort Kinderarbeit in der evangelischen Kirche in einer Weise verwendet wird, die mir in der ganzen übrigen Gesellschaft – die ich allerdings nicht bis in alle Ecken und Winkel kenne – noch nicht begegnet ist. Kinderarbeit ist nicht Arbeit von Kindern, sondern Arbeit, wie es heißt, mit Kindern. Das darf man nun wiederum nicht so verstehen, daß die Kinder das Material sind, so wie man sagt, daß ein Tischler mit Holz arbeitet. In der Praxis scheint es vielmehr die Regel zu sein, daß nur Erwachsene arbeiten und Kinder unter ihrer Aufsicht spielen, z. B. Theater. Der Sprachgebrauch ist seltsam, denn da läge es doch viel näher, das, was in der Schule geschieht, Kinderarbeit zu nennen, und sicher ist das auch die Meinung der Kinder. Allerdings will ich nicht ausschließen, daß es doch mitunter wirklich Arbeit mit Kindern gibt, d. h. daß die Kinder bearbeitet werden, ja daß das der eigentliche Sinn dieser Kinderarbeit ist. Aber wie auch immer: Die Kinder selbst müssen nicht arbeiten, und das ist doch beruhigend.
In der evangelischen Kirche gibt es aber nicht nur Kinder-, sondern auch Männer-, Frauen- und Altenarbeit. Auf den ersten Blick unterscheidet das die Kirche nicht von jedem traditionellen Bauernhof. Die Wörter haben einen seit unvordenklichen Zeiten feststehenden Sinn. Männerarbeit ist z. B. Pflügen und Holzfällen, Frauenarbeit Kochen, Waschen und Spinnen, und Altenarbeit allerlei, was die Alten halt noch können. Die Kirche widersetzt sich aber hartnäckig dem, was die Sprache gebietet und versündigt sich an ihr. Es kommt vielleicht noch ab und zu vor, daß die Frauen bei der kirchlichen Frauenarbeit stricken, aber normalerweise diskutieren sie, z. B. über die „Bibel in gerechter Sprache“. Das wäre, als Arbeit betrachtet, natürlich nicht Frauenarbeit, sondern ganz geschlechtsunspezifische. Aber das ist auch gar nicht gemeint. Nicht was die Frauen tun, ist die Frauenarbeit, sondern, wenn ich es richtig begriffen habe, das, was der die ganze Sache organisierende kirchliche Mitarbeiter, z. B. der Herr Pfarrer, dabei tut.
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