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Donnerstag, 5. Januar 2012

Keinster Sinn

„Inhaltlich bekam Westerwelle von den CDU-Ministern Wolfgang Schäuble (Finanzen) und Thomas de Maizière (Inneres) Zustimmung. Doch nicht alle Unionspolitiker stellen sich hinter den FDP-Chef. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, erklärte Fordern und Fördern gehöre zwar immer zusammen. Doch gehöre Solidarität zu den Grundpfeilern der sozialen Marktwirtschaft. ‚Das ist in keinster Weise sozialistisch’, sagte Dobrindt.“ So der Focus.[1]
Die Zeitschrift mit dem unappetitlichen Chef[2] kennt zwar nach eigenem Bekunden die Fakten wie keine andere, aber bei den Kommaregeln hapert es ein bißchen, wie man sieht. – Wenn Herr Dobrindt „Das ist in keiner Weise sozialistisch“ gesagt hätte, hätte er schon nicht recht gehabt, denn Solidarität ist durchaus sozialistisch, wenn auch nicht nur. Vielleicht wird er widersprechen und sagen, die sozialistische Solidarität sei keine wahre, sondern eine Scheinsolidarität. Die wahre ist unsere, die der CSU. Darüber ließe sich diskutieren. Mit „in keinster Weise“ aber hat er das Gebiet möglicher Diskussion verlassen und sich ins Reich des Irr- und Wirrsinns begeben. In keiner Weise: Da ist nichts, rein gar nichts, das läßt sich nicht unterbieten, so wenig wie sich optimal und ideal überbieten lassen.

Jetzt kommt sicher gleich einer und sagt mir, daß „in keinster Weise“ zu fast neun Millionen Treffern bei Google führt und man doch bitteschön zu akzeptieren habe, daß es nun einmal eine feststehende Redewendung ist und daß es vielleicht schon im Duden steht oder doch bald stehen wird. Da frag’ ich mich aber: In welchen Kreisen ist es denn eine feststehende Redewendung? Und ist es denn wichtig, wie groß diese Kreise sind? Das Argument hat die Qualität der Bild-Reklame „Millionen Leser können sich nicht irren“. Man klebte damals Plakate daneben: „Millionen Fliegen können sich nicht irren.“



[2] Böswillige werden behaupten, das schreibe ich nur, weil der immer auf den VIP-Plätzen bei dem Münchner Fußballklub sitzt, dessen Namen fromme Menschen nicht nennen, ohne sich zu bekreuzigen. Zugegeben, das läßt mich nicht unberührt. Im Übrigen haben sie bei Focus jetzt einen Neuen, der scheint aber von ähnlicher Qualität zu sein: http://blogs.taz.de/wortistik/2011/01/19/denkwert/.

Mittwoch, 31. August 2011

Aufstellen

www.landtag-bw.de berichtet aus den Darlegungen eines Vertreters des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums: „Baden-Württemberg sei hinsichtlich der vollzeitschulischen beruflichen Ausbildung im Bundesvergleich mit Abstand exzellent aufgestellt und habe in diesem Bereich hohe Schülerzahlen.“[1]
„Vollzeitschulisch“ hat eine Auszeichnung verdient. „Mit Abstand exzellent“ kann man allerdings nicht „aufgestellt“ sein. „Mit Abstand am besten“ ginge. So sollte es ursprünglich gewiß heißen. Aber ohne das Wort exzellent ist eine Darlegung vor einem Landtag heutzutage, so vermute ich, nicht mehr möglich. Dann aber ist dem Vertreter wahrscheinlich eingefallen, daß man „exzellent“ nicht steigern kann, daß es insbesondere „am exzellentesten“ nicht gibt. Doch ist er, gehetzt, wie so einer sicher ist, mit seinen Überlegungen nicht zu Ende gekommen, und so ist „mit Abstand exzellent“ herausgekommen.
Aber das nur am Rande. Wir wollen das Thema nicht weiter vertiefen und uns statt dessen dem „aufgestellt“ widmen. Man sollte es zum Deppenwort des Jahrzehnts ernennen, es wenigstens in die engere Wahl nehmen (Hauptkonkurrent ist Migranten). Wozu man es, bei der nötigen Unbedarftheit, doch alles gebrauchen kann! „Deutsch-Chinesischer Rechtsstaatsdialog ist breit aufgestellt“, behauptet die Bundesregierung.[2] Deutschland ist, nach Auffassung der CSU, „beim Bevölkerungsschutz gut aufgestellt“.[3] Der Abgeordnete Jens Koeppen ist gar selbst „gut aufgestellt im 17. Deutschen Bundestag“.[4] Und eben meldet, als Krönung, die Berliner Abendschau, daß nach Ansicht der zuständigen Lobbyisten die Aluminiumdose „ökologisch gut aufgestellt“ ist.
Interessant und rätselhaft ist folgendes: "Überragend aufgestellt" ergab bei Google 324 Treffer, meist waren das Seiten von Fußballvereinen. „Herausragend aufgestellt“ ergab 442 Treffer, vorwiegend in der Sphäre von Wirtschaft und Politik. „Exzellent aufgestellt“ aber erzielte 18.400 Treffer, auch meist Politik und Wirtschaft, Sport kam kaum vor. Von „breit aufgestellt“ wurde es allerdings übertrumpft: 22.600 Treffer, ebenfalls vor allem Politik und Wirtschaft. Woher diese Unterschiede wohl rühren?
Wo es aber herkommt, daß „aufgestellt“ überhaupt eine solche Karriere gemacht hat, ist nicht schwer zu erraten: Man will halt volksnah sein, und das Volk interessiert sich für Fußball. Ganz nahe am Volk schien mir die bayerische SPD-Innenpolitikexpertin, und ich dachte zunächst, sie hat „aufgestellt“ sogar richtig verwendet: "Quasi ihr Mannschaftsführer, Innenminister Beckstein, hat allerdings die bayerische Polizei nicht optimal aufgestellt". Wahrscheinlich, so dachte ich, hat er die Haupteinsatzkräfte beim Spiel 1860 gegen Bayern nicht da in der Stadt aufgestellt, wo es nötig gewesen wäre, um die Unruhen „optimal“ unter Kontrolle zu bekommen. Aber nein, denn so geht es weiter: „So [ist] eine 42-Stunden-Woche, eine Urlaubssperre und der zwischenzeitliche Abbau von mehr als 1000 Planstellen nicht akzeptabel.“[5]
Geheimnisvoller geht es auf www.spirituelle.info zu. Zum Beispiel wird ein Seminar „Aufstellungsarbeit nach Bert Hellinger“ angeboten. In diesem wird nicht etwa nur die Polizei aufgestellt, sondern da gibt es „Familienaufstellungen zur Lösung Ihrer privaten, beruflichen, finanziellen Themen“, auch „Familien- und Systemaufstellung (Geistiges Familienstellen)“, und man kann sogar bei einem Seminar „Familienstellen mit schamanischer Integrationsarbeit“ mitmachen. Das Aufstellen scheint ein Wundermittel zu sein. Nicht nur Rätsel lassen sich, wenn man so ein Seminar absolviert hat, lösen, sondern, wie wir sehen konnten, sogar Themen (siehe Themen), was seit Menschengedenken keinem gelungen ist.
In welchem Verhältnis das Stellen und das Aufstellen stehen, ist mir nicht klar geworden. Mal werden Familien aufgestellt, mal, wenn’s mehr ums Geistige geht, gestellt. Das sind alles „weitere Seminar Veranstaltungen in der Familienaufstellungen Kategorie“. Sprechen und schreiben lernt man also beim Aufstellen und Stellen offenbar nicht. Vielleicht ist das Seminar sprech- und schreibmäßig nicht richtig aufgestellt, möglicherweise nicht breit genug.

Montag, 27. Juni 2011

CSU-Minister: Hineinintegration leben

„Diese Menschen“ – er meint die Einwanderer oder im Jargon seiner Kaste: die Migranten, also die Wanderer (siehe Migranten) – „können ihre eigenen Überzeugungen in einem gewissen Rahmen natürlich auch hier weiter leben. Aber klar ist, dass unsere gewachsene Verfassung und Werteordnung gilt. Und in die hinein wird integriert.“ Das sagte Radio Vatikan zufolge der bayerische Minister Herrmann.[2]
Daß ein bayerischer Minister jetzt auch schon so redet wie all diese allerpeinlichsten Figuren, denen es nicht reicht, Frau, christlich, schwul oder sonstwie zu sein, sondern die unbedingt ihr Frausein, ihr Christsein oder ihr Schwulsein leben wollen! Oder die gar, wie der FDP-Vorsitzende Westerwelle, Maßstäbe leben möchten![3] Und da hielt man die CSU immer für eines der letzten Bollwerke gegen diese Flut. Man ist in Bayern so stolz auf die von PISA getesteten Schulen, und in denen sollte man doch gelernt haben, daß „leben“ intransitiv ist und es „diese Menschen können nach ihren eigenen Überzeugungen hier weiter leben“ heißen muß, natürlich nur „in einem gewissen Rahmen“, während Herr Herrmann seine eigenen Überzeugungen selbstverständlich voll und ganz leben darf. Und gelernt müßte man auch haben, daß man nicht in etwas hinein integriert wird, sondern einfach integriert. Aber vielleicht ist das in Ländern ja anders, in denen Verfassungen nicht beschlossen werden, sondern wachsen.




[3] Er halte es für „wichtig, daß wir unsere eigenen Maßstäbe von Toleranz leben“ (taz, 12. August 2010).

Dienstag, 29. März 2011

Die großen Reden des Jahrhunderts 3

Der CSU-Politiker Edmund Stoiber ist einem größeren Publikum vor allem durch die sogenannte Flughafen-Rede bekannt geworden. Auch wenn sie jeder kennt und sie auch auf diesen Seiten schon gewürdigt wurde: Man liest sie doch immer wieder gern und in dieser Serie hat sie natürlich ihren Ehrenplatz: „Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten, ohne daß Sie am Hauptbahnhof noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen, am Hauptbahnhof in München starten Sie ihren Flug.“
Die Grünen müssen sich aber nicht verstecken. Da wächst offenbar eine Großmeisterin heran:
„Liebe Freundinnen und Freunde,
heute und morgen sind Grüne Herzkammertage:
   Weil unsere Inhalte unsere Stärke sind!
   Weil wir die Programmpartei sind!“[1]
Ganz anders, gewiß. Aber nicht weniger großartig.

Samstag, 12. März 2011

Hau-Ruck-Deutsch

Die bayerische Sozialministerin Haderthauer ist der Meinung, so war kürzlich in den Zeitungen zu lesen[1], daß jeder innerhalb eines Jahres Deutsch zu lernen hat. Kinder schaffen es ja auch in dieser Zeit, meint sie. Wenn’s einer nicht lernt, will sie ihn zwar nicht gleich rausschmeißen, aber ihm doch manche Sozialleistungen kürzen oder so ähnlich.
Es ist schön, daß sie sich so eifrig um die deutsche Sprache bemüht – mit Erfolg, denn eben (10.3.2011) hat die Bundesregierung die Idee aufgegriffen. Doch sollte man nicht schematisch vorgehen. Zu berücksichtigen wäre, daß das höchstmögliche Lerntempo vom Alter abhängt. Auch wenn es jeder kennt, wir zitieren es noch einmal: „Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten, ohne daß Sie am Hauptbahnhof noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen, am Hauptbahnhof in München starten Sie ihren Flug.“ Darf man von dem alten Herren wirklich verlangen, daß er seinen Rückstand in nur einem Jahr aufholt?
Die das hier
 „Shape.de - Das Sport und Wellness, Fashion und Lifestyle Magazin[2]
anbieten und dabei „interessante Shape-Members“ zueinander bringen, scheinen mir aber noch ziemlich jung zu sein. Sie sollten es packen können in einem Jahr. Wenn nicht: Ich wäre für Ausbürgerung. Das ist humaner als vieles andere, was die Frau Ministerin im Sinn haben mag, denn die finden sich in der Welt draußen mit ihren Englischkenntnissen sicher leicht zurecht, während es in Deutschland doch einige gibt – mich zum Beispiel –, denen sie sich offenbar nicht so ohne weiteres verständlich machen können.



[1] 13.11.2010.