Dienstag, 13. März 2012

Heilig’s Manterl

„Wie Martin Runge betont, hatte sich auch die Staatsregierung zur Monopolrechtfertigung gerne das scheinheilige Deckmäntelchen der Bekämpfung der Spielsucht umgehängt.“ Das schreiben die bayerischen Grünen.[1]
Martin Runge hat das nicht betont, sondern behauptet. Betont hat er seine Behauptung, und das ist etwas ganz anderes.
Was aber mag ein scheinheiliges Deckmäntelchen sein? Wissen wir nicht seit Kant, daß selbst der Mensch, auch wenn er sich der Heiligkeit anzunähern beständig bestrebt sein muß, zur derselben nie gelangen kann, weil er nun einmal „keinen heiligen Willen, d.i. einen solchen, der keiner dem moralischen Gesetze widerstreitenden Maximen fähig wäre“, hat? Erklärt sich die merkwürdige Aussage der Grünen vielleicht aus einem gewissen archaisch-heidnischen, vom Katholizismus konservierten Glauben der Bayern, daß Menschen, ja sogar Dinge, beispielsweise Deckmäntelchen, doch heilig sein können, weshalb es naheliegt, ihnen auch Scheinheiligkeit zuzutrauen?

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