„Direkte Verkaufe vor Ort“ lautet eine Überschrift in der taz vom16.9.2011.
„Vor Ort“ hat Gerhard Polt [1] bereits kommentiert und dem traut man sich ja kaum zu widersprechen, aber ich wage es trotzdem: So schlimm ist es nicht. Aber die Verkaufe! Hätte irgendeiner im deutschen Sprachraum gedacht, daß die Verkehre[2] und Bedarfe[3] sich noch überbieten lassen?
Im Artikel steht dann:
„’Organizing’ etwa ist eine aus den USA importierte Methode, bei denen [sic!] hauptamtliche Gewerkschafter versuchen, mit nichtorganisierten Beschäftigten eines Betriebes in Kontakt zu kommen und gemeinsam Konflikte anzugehen. Auf diese Weise sollen mehr Mitglieder rekrutiert werden.“
Tja, die Amis. Die erfinden doch glatt etwas, was man fast überall auf der Welt vor hundert Jahren auch schon gemacht hat. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, daß eine der Haupttätigkeiten der hauptamtlichen Gewerkschafter, seit es solche gibt, darin besteht, mit nichtorganisierten Beschäftigten in Kontakt zu kommen und gemeinsam Konflikte anzugehen, und daß sie auf diese Weise neue Mitglieder gewinnen wollen, war auch schon immer so. Ich würde mich wundern, wenn das jetzt auf ganz andere Weise gemacht würde als bisher. Was die Amerikaner aber viel besser hinbekommen als alle anderen: Sie geben der Sache einen Namen in ihrer Sprache: organizing. Und schon wird es ein Exportschlager. Der Vorgang erinnert sehr an die Erfindung des Walking, das ja, obwohl schon vor 200 Jahren erfunden[4], auch erst so richtig in Gang kam, nachdem die Amerikaner dieser Erfindung ihre Sprache geliehen haben und darum jeder glaubt, sie käme von ihnen.
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