Samstag, 28. November 2015

Klarspülmittel

„Bahnchef Grube machte klar, daß es keinen Baustopp geben wird“, behauptete der Bayerische Rundfunk;[1] es ging um den geplanten Bahnhof in Stuttgart.
Der Bahnchef machte, wenn’s hoch kommt, klar, daß er einen Baustopp nicht will. Ob es einen geben wird, wußte zu jener Zeit weder er noch irgendein anderer, und darum konnte das einem auch keiner klarmachen.






[1] Nachrichten am 24.9.2010

Mittwoch, 18. November 2015

Optimierungsbasistalente

„Die Optimierung der internen und externen Talent Base beschäftigt sich mit der ganzheitlichen Optimierung der Talentbasis eines Unternehmens durch eine Reihe von zielgerichteten und inhaltlich aufeinander abgestimmten Maßnahmen.“ [1]
Was wohl der Unterschied zwischen einer Talent Base und einer Talentbasis ist? Die Optimierung der einen „beschäftigt“ sich jedenfalls mit der Optimierung der anderen.



[1] dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/hrm/stellen/download.php?id=1261493103

Dienstag, 17. November 2015

Management von Talenten oder so

„Ein sehr häufiges Problem, welches schon aus der Anfangszeit des Talent Managements stammt, besteht darin, dass Unternehmen einen zu starken Fokus auf einzelne Talent Management Maßnahmen legen, wie beispielsweise die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern, während andere Aktivitäten (Lernen und Weiterbildung, Mitarbeiterbindung etc.) vernachlässigt werden.“[1]
Das Problem stammt aus der Anfangszeit oder es war schon in der Anfangszeit vorhanden, aber schon aus der Anfangszeit stammt es nicht.
Zu den vernachlässigten Aktivitäten gehört auch, Studenten (für die Jüngeren: Studierende) der Betriebswirtschaftslehre hundert Mal den Satz schreiben zu lassen: Es heißt nicht Talent Management Maßnahmen, sondern Talentmangementmaßnahmen oder Talentmanagement-Maßnahmen.





[1] dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/hrm/stellen/download.php?id=1261493103

Samstag, 14. November 2015

Eierfänger oder so ähnlich

Preiswürdig:
„Eyecatcher ein echter Blickfang für den Erfolg ?“[1]






[1] http://blogger-world.de/eyecatcher-ein-echter-blickfang-fuer-den-erfolg/



Samstag, 7. November 2015

Ewige Jugend


„Schullandheim? So yesterday!“ Das konnte man gestern auf taz.de in einer Überschrift lesen. Im Text kam weder das Wort Schullandheim noch das Wort yesterday vor, die Redaktion hat beides wohl eingefügt.

Ich glaube, wir haben es hier nicht mit der üblichen Motivation, englische Wörter zu benutzen, zu tun („Blähdeutsch“), sondern damit: Man will jung erscheinen. Es gibt englische Wörter, die vorwiegend oder ausschließlich von Berufsjugendlichen, wie Sozialarbeitern in Jugendzentren, benutzt werden. Beispielsweise habe ich das Wort „kids“ einige Jahre nur von solchen „Betreuern“ gehört, nicht von den Jugendlichen. Und die ergrauten Damen und Herren der
 taz sind ja auch so etwas wie Berufsjugendliche.

Freitag, 6. November 2015

Stellenmitte

Jobcenter. Center ist das amerikanische Wort für Zentrum, Zentrum ein Fremdwort für Mitte. Job ist ebenfalls amerikanisch, seit langem im Deutschen eingebürgert, und seit etwa fünfzehn oder zwanzig Jahren wird dieses Wort, anders als vorher, auch im Sinne von Arbeitsplatz und von Stelle verwendet. Das ist hier offensichtlich gemeint. Was, um Himmelswillen, soll nun eine Arbeitsplatzmitte oder eine Stellenmitte sein?
Da kommt sicher gleich einer und keift: „Das paßt doch überhaupt nicht hierher! Natürlich ist ein Sportzentrum keine Sportmitte, sondern ein Zentrum, in dem Sport getrieben wird!“
Dann frage ich mich aber, wieso heutzutage jeder Dorfbolzplatz Sportzentrum heißt oder man ihn wenigstens gern so nennen möchte. Die zentrale Ausbildungsstätte des Deutschen Sportbunds könnte man meinetwegen Sportzentrum nennen, und das Arbeitsamt in Nürnberg Jobcenter, wenn dieses Wort nicht gar zu debil klänge. Aber so ist es ja nicht. Wenn etwas „Center“ heißt, kann man zu 99 % sicher sein, daß es keines ist. Eher wird man mit der Vermutung recht haben, daß es eine Filiale ist.
Doch schon wieder meldet sich einer und keift: Es soll ja gar nicht behauptet werden, daß das Sportcenter, also der Dorfbolzplatz, das Zentrum vieler noch unbedeutenderer Bolzplätze ist, die dann in der Tat den Namen Center nicht verdienen. Das wäre wirklich falsch, diese letzteren Bolzplätze gibt es gar nicht, weil ja bereits das Sportcenter der unbedeutendste ist. Sondern der Center genannte Bolzplatz ist das Zentrum einer Tätigkeit, nämlich des Bolzens. Das kann man auch auf dem Parkplatz oder dem Bürgersteig tun, aber sein Zentrum hat diese Tätigkeit dorfweit gesehen im Sportcenter.
Na gut. Dann möchte ich aber vorschlagen, konsequent zu sein und die Küche in Food Center und das Bett in Sleeping Center (oder SleepingCenter) umzubenennen. Die Tätigkeit des Schlafens kann man auch im Sessel ausüben, aber ihr Zentrum hat sie zweifellos eben da: im Sleeping Center.

Donnerstag, 5. November 2015

Käfighaltung von Philosophen

„Kann man nun Immanuel Kant einen Vorwurf für seine Überzeugung machen? Schließlich habe er wie in einem pharadäischen Käfig gesessen und von dort aus die Welt durch seine theoretische Lupe gesehen.“ (Thüringische Landeszeitung)[1]

Inhaltlich ist es von Anfang bis Ende vollkommener Stuß, was in dem Artikel über Kants „Antisemitismus“ steht. Aber das soll uns hier nicht interessieren, etwas anderes ist viel aufregender: Stehen wir am Beginn eines europäischen Aufbegehrens gegen den angloamerikanischen Kulturimperialismus? Pharadäisch, das klingt doch altgriechisch, finde ich.




[1] http://www.tlz.de/web/zgt/kultur/detail/-/specific/Warum-hatte-Immanuel-Kant-Vorurteile-gegenueber-Juden-251875623

Mittwoch, 4. November 2015

Noch idealer

"Natürlich, die Kirche ist nicht so ideal wie sie sein sollte." So der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Thies Gundlach, in einem epd-Gespräch.

Sie ist also durchaus ideal, aber nicht so ideal, wie sie sein sollte, sie sollte noch idealer sein. Die protestantischen Pfarrhäuser waren einst der Hort – was sag ich: die Bastion, die feste Burg des Bildungsbürgertums. Nun meint man selbst dort, daß sich „ideal“ steigern läßt.

Dienstag, 3. November 2015

Warum so bescheiden?

„Die vier untersuchten Wohnverbünde wurden gegründet, um die Wohnangebote von Einrichtungen der Behindertenhilfe besser an die Bedarfe und Vorstellungen der BewohnerInnen anzupassen und ihnen nach Wunsch bzw. bei Bedarf Übergänge zwischen verschiedenen Wohnformen zu ermöglichen.“[1] 
Ja warum denn bloß bei Bedarf? Ist denn das folgende „Übergänge“ nicht Hinweis genug, daß es sich um Bedarfe handelt?



[1] Modellprojekt „Selbstbestimmt wohnen im Alter – Gestaltung sozialer Infrastruktur für Menschen mit Behinderung angesichts demografischer Herausforderungen“. Evangelische Akademie Hofgeismar, Zweiter Meilensteinbericht. http://www.ekkw.de/akademie.hofgeismar/Projekt/Zweiter%20Meilensteinbericht.pdf

Sonntag, 1. November 2015

Und jetzt: Action!

Es soll Gesellschaften geben, die mehr zur Passivität neigen und die Menschen dort scheinen damit nicht unzufrieden. Unsere Gesellschaft dagegen hat allein an der Aktivität Spaß, auch wenn diese mit Arbeit verbunden ist und ganz besonders dann, wenn diese in einem Funjob besteht, und sowieso ist sie ja mit der Entspannung aufs Engste verknüpft.
In Bruchsal bietet man eine „aktivitätsgerechte Therapie“[1] an, in dem Film „Revanche" wird „das archaische ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’ actiongerecht zelebriert“[2] und „Mark ‚Boom, Boom’ Roper liefert hier wieder gute Actionarbeit ab.“[3] Ein Autobahnpolizist hat gleich einen ganzen „Actionjob“[4], und „der Zusammenhalt und das betriebliche Engagement werden außerdem durch eine reichhaltige freiwillige Vereins- und Aktivitätsarbeit gestärkt“[5]. Bei autotreff.com gibt es „Aktivitätsspaß“.[6] Ganz anders geht es dagegen bei www.ont.lu zu, da hat’s Spaßaktivität“.[7]
Die Aktivität muß irgendwie, ich weiß nicht wie, mit der Action und diese mit der Aktion verwandt sein, wenn diese Worte manchmal auch durchaus Verschiedenes zu bedeuten scheinen, wie man aus den folgenden Fügungen ersehen kann: Irgend etwas „bedeutet, daß User die Aktion action ausgeführt hat“.[8] Es gibt auch eine „Aktion ‚Action!Kidz’“ (von der Kindernothilfe), selbst „eine Aktionsaktion und eine zusätzliche Aktion“[9] und schließlich eine „Aktivitätsaktion“, und zwar bei Microsoft.[10]
Wieder einmal haben die Insassen die Leitung der Anstalt übernommen“ (E. Henscheid).

Höchst erfreulich ist aber, was uns patent-de.com mitteilt: „Tiere, die Sterbeaktivität zeigten, wurden durch Beatmen mit CO2 getötet.“[11] Nicht daß die armen Tiere getötet wurden natürlich, sondern daß das Sterben, das doch bisher im Aufhören jeder Aktivität bestand, nun auch als Aktivität zu haben ist. Das läßt Hoffnung aufkeimen. Wo ist dein Sieg, o bittrer Tod? Der grimmige Feind, der letzte und größte des Menschen, die stärkste Nicht-Utopie (Ernst Bloch) – bald wird’s aus sein mit ihm. Die Frage ist nur noch, wer das Patent für seine Überwindung bekommt. Und schade ist: Kommende Generationen werden mit der Zeile „Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“ (BWV 56) wohl nicht mehr so recht etwas anfangen können.





[1] http://www.rheumapraxis-bruchsal.de/downloads/vortag_kollagenosen.pdf
[2] www.mdr.de/mdr-figaro/6123619.html
[3] www.ofdb.de/review/1425,45073,Warhead
[4] board.gulli.com/thread/1551073-polizist-autobahnpolizist-actionjob/
[5] http://www.montana.dk/de/Living/Company/Environment/Raumklima-Zertifikat/
[7] www.ont.lu/spor-de-8-55.html
[8] http://www.fb10.uni-bremen.de/anglistik/ling/ws06/gem-materials/andre-diss-chap3.pdf
[9] www.trojaner-board.de/15319-bit-defender-desinfiziert-nicht.html
[10] msdn.microsoft.com/de-de/library/dd489447.aspx
[11] http://www.patent-de.com/20051117/DE69920940T2.html