Freitag, 6. November 2015

Stellenmitte

Jobcenter. Center ist das amerikanische Wort für Zentrum, Zentrum ein Fremdwort für Mitte. Job ist ebenfalls amerikanisch, seit langem im Deutschen eingebürgert, und seit etwa fünfzehn oder zwanzig Jahren wird dieses Wort, anders als vorher, auch im Sinne von Arbeitsplatz und von Stelle verwendet. Das ist hier offensichtlich gemeint. Was, um Himmelswillen, soll nun eine Arbeitsplatzmitte oder eine Stellenmitte sein?
Da kommt sicher gleich einer und keift: „Das paßt doch überhaupt nicht hierher! Natürlich ist ein Sportzentrum keine Sportmitte, sondern ein Zentrum, in dem Sport getrieben wird!“
Dann frage ich mich aber, wieso heutzutage jeder Dorfbolzplatz Sportzentrum heißt oder man ihn wenigstens gern so nennen möchte. Die zentrale Ausbildungsstätte des Deutschen Sportbunds könnte man meinetwegen Sportzentrum nennen, und das Arbeitsamt in Nürnberg Jobcenter, wenn dieses Wort nicht gar zu debil klänge. Aber so ist es ja nicht. Wenn etwas „Center“ heißt, kann man zu 99 % sicher sein, daß es keines ist. Eher wird man mit der Vermutung recht haben, daß es eine Filiale ist.
Doch schon wieder meldet sich einer und keift: Es soll ja gar nicht behauptet werden, daß das Sportcenter, also der Dorfbolzplatz, das Zentrum vieler noch unbedeutenderer Bolzplätze ist, die dann in der Tat den Namen Center nicht verdienen. Das wäre wirklich falsch, diese letzteren Bolzplätze gibt es gar nicht, weil ja bereits das Sportcenter der unbedeutendste ist. Sondern der Center genannte Bolzplatz ist das Zentrum einer Tätigkeit, nämlich des Bolzens. Das kann man auch auf dem Parkplatz oder dem Bürgersteig tun, aber sein Zentrum hat diese Tätigkeit dorfweit gesehen im Sportcenter.
Na gut. Dann möchte ich aber vorschlagen, konsequent zu sein und die Küche in Food Center und das Bett in Sleeping Center (oder SleepingCenter) umzubenennen. Die Tätigkeit des Schlafens kann man auch im Sessel ausüben, aber ihr Zentrum hat sie zweifellos eben da: im Sleeping Center.

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