Montag, 30. Dezember 2013

Sogenannte Intelligenz


„In der Debatte um intelligente Stromzähler, die sogenannten Smart Meter ...“ steht heute in der taz.
 Der/die AutorIn (oder der/die/das Schreibende; ich weiß leider nicht, was zur Zeit politisch korrekt ist) hat da sicher mit sich ringen müssen: Ist der Hauptkampf für die Reinhaltung des Deutschen zu führen? Dafür hat sie/er sich schließlich entschieden, er/sie hat „sogenannte“ vor „Smart Meter“ und nicht vor "intelligente" gesetzt. Vielleicht tat er/sie das auch aus Opposition gegen den Mainstream der taz, von dem er/sie sich gemobbt fühlt, denn kein anderes deutsches Blatt fördert die Anglisierung so verbissen wie dieses.
 Mir allerdings scheint die andere Front wichtiger, die gegen die Dummheit: Weniges zeigt eindrücklicher das Verschwinden eines jeden Restes von Intelligenz aus einer Population wie die Bezeichnung von Geräten und ähnlichen Dingen als intelligent. Denn auch wenn man es nicht glauben will: Der sogenannte intelligente Stromzähler ist nicht etwa der Bedienstete des E-Werks, der ab und zu vorbeischaut und Zahlen aufschreibt, sondern der/das sogenannte Smart Meter.


Mittwoch, 25. Dezember 2013

Luft


Der Zeitgeist zeigt Ermüdungserscheinungen. Anfang Dezember fand im Berliner Musikinstrumentenmuseum eine Vortragsveranstaltung „Zweihundert Jahre Ventile an Blechblasinstrumenten“ statt. Noch vor wenigen Monaten hätte man es dabei nicht belassen, es hätte mindestens eine Lange Nacht der Ventile an Blechblasinstrumenten sein müssen.


Mittwoch, 18. Dezember 2013

US-Regierung verwirklicht Gottes Talente


„’Gott’ kommt wieder im Parteiprogramm der US-Demokraten vor“, jubelt Die Kirche.[1] „Die Regierung müsse Menschen helfen, ihre ‚Gott gegebenen Talente zu verwirklichen’, heißt es darin.“
Mein Glaube an Die Kirche war tief, ja zutiefst erschüttert. Im Englischen ist ein Satz, der sich so ins Deutsche übersetzen läßt, einfach nicht möglich, dachte ich. In keiner Sprache der Welt ist er möglich. Doch dann merkte ich, daß ich nur falsch gelesen hatte. Sprachlich ist alles in Ordnung. Um so gewaltiger schienen mir die politischen und theologischen Probleme, die sich da auftürmen: Die Menschen haben ihre Talente Gott gegeben, steht da. Sie haben sie also nicht mehr, sondern Gott hat sie jetzt. Dennoch soll nicht etwa Gott sie verwirklichen, sondern sie, die Menschen, sollen das tun. Wie sollen sie das bloß machen? Es ist doch ganz unmöglich, ein Talent zu verwirklichen, das man gar nicht hat, denkt der naive Europäer. Doch gottseidank gibt es ja die Regierung, die ihnen hilft, und daß die amerikanische Regierung auch das ganz Unmögliche möglich macht, glaubt man gerne.


[1] 16.9.2012. 

Sonntag, 15. Dezember 2013

Lernwillige Bildungsbürger


„Der Sparkurs der britischen Regierung ist beachtlich. Doch die Tories haben dazu gelernt und müssen deshalb auch keinen Volksaufstand befürchten.“ Das teilt uns die Zeit mit.[1]
Die Tories haben also dazu gelernt. Was das wohl bedeuten soll? Sie haben Intrigen angezettelt und Wahlkämpfe geführt und kleine Geschenke angenommen und was man als Politiker halt so tut, und dazu – also außerdem – haben sie gelernt? Vielleicht nach Feierabend? Hört sich irgendwie schief an. Aber was bedeutet es dann? Dazugelernt wird es wohl nicht heißen sollen, so etwas unterläuft einem Zeit-Journalisten nicht, der schreibt für Bildungsbürger und ist sicher selber einer.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Hin gestellte Natur


„Die Orthodoxie hat immer Mensch und Natur als eine Einheit gesehen, während wir in Europa Mensch und Natur gegenüber gestellt haben.“ So Jürgen Moltmann in einem Interview.[1]
Nein, das ist einem 80jährigen Theologieprofessor ganz gewiß nicht zuzutrauen, das Deppenleerzeichen haben die Journalisten zu verantworten, die das Interview führten. Mensch und Natur sollen wir gegenüber gestellt haben? Beim Menschen kann man sich das schon vorstellen, daß man ihn gegenüber gestellt hat und nicht etwa gelegt oder, falls gestellt so wie in den Dieb gestellt gemeint ist, entwischen ließ. Aber wie stellt man die Natur? Und gegenüber von was? Gegenüber von Europa? Bzw. wir in Europa gegenüber von uns? Also vielleicht in Nordamerika oder Afrika?




[1] 8.4.2011 (http://www.evangelisch.de/themen/religion/moltmann-nur-dumme-menschen-lernen-aus-katastrophen38375)

Freitag, 22. November 2013

Verloren im Universum


Alle paar Monate lassen die Journalisten „einen der letzten“ Universalgelehrten sterben oder sie erinnern daran, daß vor 100 oder 200 Jahren einer der letzten gestorben ist. Ein Universalgelehrter ist einer, der sich nicht nur in einem Fach auskennt, sondern in zwei oder drei anderen auch noch ein bißchen oder, wie ein Journalist, in allen, aber eigentlich in gar keinem. 
Jetzt aber gibt’s auch noch Universalkünstler. Schinkel war einer, schreibt die taz[1]. Die Kriterien für die Ernennung sind die gleichen. Man hat zwar noch nicht davon gehört, daß Schinkel als Sänger, Tänzer, Komponist, Pianist, Regisseur, Romanschreiber oder Lyriker Nennenswertes geleistet hat, aber immerhin, er war Architekt, Maler, Bühnenbildner und Designer. (Auch wenn man bisher noch nicht wußte, daß es letztere damals schon gab: Das war er, liest man neuerdings, auch.)
Ein Wort wie „universal“ hinzuschreiben, das hebt einen Journalisten halt gleich in eine ganz andere Sphäre.



[1] 12.9.12


Sonntag, 10. November 2013

Armutsbericht


Vorige Woche sollte die Bevölkerung Berlins in einem Volksentscheid „über die Rekommunalisierung der Berliner Energieversorgung“ abstimmen. Zustimmen sollte sie unter anderem diesem Punkt:
  • „Entgegenwirken von Energiearmut (Energiearmut ist der mangelnde Zugang zu bezahlbaren Energiedienstleistungen)“

Sie stimmte nicht zu, die Bevölkerung, was man ja verstehen kann. Sie beugte ihre Köpfe über den Zettel, auf dem sie ein Kreuz machen sollte, schüttelte sie und ging, ohne abgestimmt zu haben, grübelnd nach Hause. Was „Entgegenwirken von Energiearmut“ wohl heißen sollte? Was mache ich, wenn ich eine Aspirintablette nehme? Entgegenwirken von Kopfschmerzen? 


Freitag, 8. November 2013

Deppenleerzeichen des Tages


Das dachte ich erst, als ich heute die fette Überschrift im Berlinteil der taz las:

„Stadtwerk läßt Wowereit heiß laufen“.

Aber dann ging mir auf: Bedenkt man den Ruf, den unser Bürgermeister nun einmal hat, dann scheint es gar nicht so abwegig, daß tatsächlich „heiß laufen“ gemeint ist und nicht „heißlaufen“, wie ich zunächst vermutete.


Montag, 4. November 2013

Anhängeartenwiederherstellung


„Das Schleswig-Holsteinische Artenhilfsprogramm unterstützt den Erhalt und die Wiederherstellung von Arten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie sowie Arten der Vogelschutz-Richtlinie und deren Habitate“.[1]
Keine Angst, ich komme nicht schon wieder mit dem Unterschied zwischen Erhalt und Erhaltung. Vielmehr möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein biotechnologisches Problem lenken: Wie mag das wohl zugehen, wenn man in Schleswig-Holstein Arten, und zwar solche der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie sowie Arten der Vogelschutz-Richtlinie, wiederherstellt? Ist es doch bereits bei einem einzigen Exemplar einer solchen Art schwer, sich das vorzustellen!




[1] Bericht der Landesregierung. Schutzmaßnahmen in Vogelschutz- und FFH-Gebieten. Drucksache 17/26  (http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl17/drucks/0100/drucksache-17-0165.pdf)


Dienstag, 29. Oktober 2013

taz revolutioniert Schlafforschung


Ach unser Engelchen ist ja schon wach! Unser Putzilein hat bereits die Äugeleinchen offen! Hast du gut geschlafen? Hattu schön Schlummi-Schlummi gemacht?

Das hab' nicht ich erfunden, die taz war's, gestern. Vor einen Artikel über biologische Schlafforschung hat die Redaktion in knallroten Buchstaben das Wörtchen „Schlummi“ setzen lassen.


Freitag, 25. Oktober 2013

Händitor

In der taz findet man heute, gänzlich unerwartet, auf der Titelseite und auch weiter hinten das Wort "Handygate". Ich meine, daß diese Zeitung sich damit den Great Thoughts Award verdient hat. 

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Von der Top auf den Summit

Für unsere Freunde der Anglisierung des Deutschen hat Matthies hier etwas geschrieben.



Montag, 21. Oktober 2013

Zutiefst getäuschte Würdigkeit


„In vielen Diakonieeinrichtungen gebe es Leiharbeit zu Dumpinglöhnen, was die ‚Glaubwürdigkeit der Diakonie zutiefst enttäuscht’.“ Das sagte dem Tagesspiegel[1] zufolge der Verdi-Vorsitzende Bsirske.
Bisher haben Dumpinglöhne immer nur Menschen, vor allem Gewerkschaftsfunktionäre, enttäuscht; von denen, die mit solchen Löhnen auskommen müssen, reden wir ja sowieso nicht. Jetzt soll eine Glaubwürdigkeit enttäuscht sein, sogar zutiefst. Ich glaube es ihr nicht, die tut nur so. Eine Glaubwürdigkeit, glaube ich, kann gar nicht enttäuscht sein, denn dazu müßte sie sich vorher ja getäuscht haben können.




[1] 5.11.11

Montag, 14. Oktober 2013

Flatrate


„Non-Flatrate-Forscher“ steht in einem Leser-Kommentar zu einem Telepolis-Artikel.[1] Gemeint scheinen mir Forscher, die keine Dauerstellen haben.
Das hat Zukunft. Kommissarin Odenthal ist eine Flatrate-Detektivin, Sherlock Holmes dagegen ein Non-Flatrate-Detektiv. Der Gärtner vom Amt, der die Straßenbäume beschneidet, ist ein Flatrate-Gärtner, der von der Firma, die einem den privaten Rasen mäht, ein Non-Flatrate-Gärtner. Was uns das spart! All die Wörter, die nun überflüssig werden! Vor der Disko steht ein Non-Flatrate-Türsteher, der Polizeibeamte vor dem Ministerium ist ein Flatrate-Türsteher. Beamte sollen ja ohnehin nicht mehr zeitgemäß sein, sagen die Neoliberalen. Aber irgendwie kommt es mir doch komisch vor. Einen Pauschalpreis (das ist, für die nicht ganz so jungen unter Ihnen, mit Flatrate gemeint, glaub’ ich zumindest) zahlt man und kann sich dann bedienen, so oft man will. Wer zahlt denn den im Falle der Forscher und der Detektive? Der Staat? Und dann kann er oder man sich beim Forscher oder Detektiv bedienen, so oft er/man mag? Das ist von der Wirklichkeit eines Beamtendaseins doch ziemlich weit entfernt, und vom Prinzip erst recht. Denn das lautet, daß der Beamte gar nicht für seine Arbeit bezahlt wird, sondern damit er standesgemäß leben kann, und daß er nicht etwa deshalb arbeitet, weil er dafür Geld bekommt, sondern weil er einen Diensteid geleistet hat. Vielleicht sollten wir mit der neuen Sprachregelung nicht ganz so hastig sein. Mag sein, daß wir die alten Differenzierungsmöglichkeiten doch noch einmal brauchen könnten.  



[1] 24.10.11

Donnerstag, 26. September 2013

Stolz auf Erschöpfung der Kultur greift um sich


Nach dem Superintendenten jetzt eine Generalsuperintendentin, nämlich die Generalsuperintendentin Trautwein:
„Wir müssen wegkommen von einem Erschöpfungsstolz zu einer Erlaubniskultur“.[1]
Eventuell täte es fürs Erste auch eine Erschöpfungskultur oder eine Stolzkultur. Vielleicht sollte man aber schrittweise vorgehen und vor die Erlaubniskultur eine Phase des Erlaubnisstolzes einfügen, damit wir nicht gleich überfordert werden und vor Erschöpfung aufgeben. Ganz am Schluß könnte man dann die Erlaubnis zur Erschöpfungsstolzkultur erteilen. Oder so ähnlich.




[1] Die Kirche, 1.9.2013

Montag, 23. September 2013

Die Mühen der Ebenen


„Es ist ‚echt evangelisch’, dass sich alle Ebenen einbringen, sagt Christoph Pistorius über die Synode. Der Trierer Superintendent ist einer der 126 Synodalen in Magdeburg.“[1]
Ich glaub’ auch, daß es echt evangelisch ist, daß sich alle Ebenen einbringen; Betonung auf echt, auf Ebenen und auf sich einbringen. Ein „Alleinstellungsmerkmal“ ist es allerdings nicht. So reden sie ja auch an den Universitäten und in den Parteien und überhaupt ziemlich überall. Aber wie das die Ebenen anstellen, wenn sie sich einbringen, hat mir noch keiner erklären können. Was waren das für Zeiten, als Ebenen sich damit begnügten, weit zu sein oder fruchtbar oder einfach flach!


[1] evangelisch.de, 8.11.11

Samstag, 14. September 2013

Irrwege eines Wahrheitssuchers


„In Ihrem o.s. Artikel als einzigen Vertreter der Kritiker ausgerechnet einen Sprecher der ‚Linken’ zu nennen, der noch dazu keinerlei wirkliche Argumente liefert, ist doch wirklich schwach. Gerade die sogenannte ‚DDR’ war Paradebeispiel des politisch unmündigen Bürgers.“
Das schreibt ein wütender Leser unter dem Pseudonym „gralsritter“ im Tagesspiegel.[1]
Der Ritter wollte sicher sagen, daß die DDR gar nicht DDR hieß, sondern nur so genannt wurde oder sich selber so nannte. In Wirklichkeit hieß sie, wollte er sagen, „sogenannte DDR“ oder „DDR“; so hielten es ja seine Lieblingszeitungen über Jahrzehnte.
Indem er aber „sogenannte ‚DDR’“ schreibt, behauptet er das Gegenteil dessen, was er behaupten wollte: Dieser Staat wird nur „DDR“, in Anführungszeichen, genannt, nämlich von den westdeutschen Politikern. In Wahrheit, so unser Lohengrin, hieß er anders, nicht „DDR“; vielleicht sogar DDR, ohne Anführungszeichen. Das bedeutet das „sogenannte“ vor DDR in Anführungszeichen.

Dann aber vertritt er die merkwürdige Auffassung, daß dieser Staat gar kein Staat war, sondern ein Beispiel, ja ein Paradebeispiel eines Bürgers, also selbst ein Bürger.

Montag, 9. September 2013

Leckerlies mit Deppen Leer Zeichen


„Selbst gebackene Leckerlies“, also nicht nur gebratene und gekochte, sondern selbst, d. h. sogar gebackene, gibt es beim Pferdeforum hottelino.[1] Das Wort Leckerlies schauen wir uns lieber gar nicht erst näher an, sonst vergeht uns der Appetit.




[1] www.hottelino.de/ftopic10248.html

Mittwoch, 28. August 2013

Sparen!


„Wir ermöglichen Ihnen Fehlbesetzungen zu minimieren und Kosten zu reduzieren. ... Unsere Untersuchungen mit Hunderttausenden von Vertriebsleuten auf der ganzen Welt haben gezeigt, dass der Vertriebsbereich Qualitäten verlangt, die nicht jeder Mitarbeiter mitbringt.“ Damit dient sich eine Beraterfirma potentiellen Kunden an.[1]
Fehlbesetzungen in Branchen, in denen man die Kommaregeln einigermaßen kennen muß, lassen sich mit den Methoden der Firma offenbar nicht so leicht minimieren. Na ja, mit Branchen dieser Art hat die Firma sicher wenig zu tun. Erstaunlich ist aber, daß man selbst im eigenen Haus solche Fehlbesetzungen nicht bemerkt, die dazu führen, daß man Verschwendung erheblichen Ausmaßes nicht bemerkt. Um zu erfahren, daß der Vertriebsbereich Qualitäten verlangt, die nicht jeder Mitarbeiter mitbringt, wären nicht Untersuchungen „mit“ Hunderttausenden von Vertriebsleuten auf der ganzen Welt nötig gewesen. Das hätte den Forschern jeder Mitarbeiter, selbst der mit den geringsten Qualitäten, aus dem Stand und mit völlig hinreichender Zuverlässigkeit sagen können.


[1] http://www.cpm-bk.ch/de/pdf/Dokumentation_fuer_CPM_Homepage_mit%20Logo_23_04_09.pdf

Mittwoch, 21. August 2013

Eliteuniversität nimmt Anlauf


Das folgende Zitat sollten Sie gleich lesen, speichern und in ein paar Jahren wieder ansehen. Dann werden Sie vermutlich nicht mehr verstehen, was daran auszusetzen sein soll. Natürlicher Abgang und kollektive Gehirnwäsche werden dafür gesorgt haben, daß keiner mehr weiß, was mit dem Wort „Universität“ über die letzten paar Jahrhunderte hin gemeint war. Vermutlich wissen es auch jetzt nur noch wenige. „LMU“ steht für die (Münchener) Ludwig-Maximilians-Universität.
„Corporate Wording. Eine korrekte und einheitliche Verwendung der englischen Sprache ist die Basis für die internationale Außendarstellung der LMU.“[1]




[1] http://www.uni-muenchen.de/einrichtungen/zuv/uebersicht/komm_presse/verteiler/corporate_wording/index.html

Donnerstag, 8. August 2013

Endlich: Wesen des Todes entdeckt!


„Der Tod ist eine Angst, mit der jeder Mensch lebt.“[1]  
Bisher dachten manche, er sei ein Sensenmann, andere stellten ihn sich eher als einen dicken schwarzen Punkt vor. Doch daß er eine Angst ist, darauf ist bisher selbst von denen keiner gekommen, denen er Angst macht.

Samstag, 3. August 2013

Sieg der Demokratie


„Unter Angeln oder Sportfischen versteht man die Ausübung der Fischerei mit einer Handangel.“ (Wikipedia)[1]
Früher ist wohl auch der beschränkteste Verstand in der Lage gewesen zu begreifen, daß Sportfischen auch dann Sportfischen ist, wenn man sich dabei nicht einer Handangel bedient, sondern z. B. eines Keschers, und daß das Fischen mit einer Angel, die keine Handangel ist, auch unter Angeln fällt. Auch wäre ihm das „oder“ seltsam vorgekommen, denn man vermutet ja, daß gemeint ist, Angeln sei mit Sportfischen identisch, während es doch auch Fischer gibt, die mit Angeln ihren Lebensunterhalt verdienen.
Zumindest hätte früher einer, dem das zu hoch ist, nicht gewagt, seine Auffassung in Schriftform der Welt mitzuteilen. Der Zeitgeist aber ist damit einverstanden, daß er das tut, ist es doch einer der wenigen Erfolge der seit einigen Hundert Jahren anhaltenden Demokratisierungsbestrebungen. Während sonst immer weniger immer mehr haben und zu sagen haben, darf immerhin jeder, aber auch wirklich jeder seine Gedanken dem Publikum mitteilen, und kein Mangel an den Mitteln, von denen man meinen sollte, daß sie dafür nötig sind, kann ihn davon abhalten.


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Angeln_(Fischfang) (1.9.2010)

Donnerstag, 25. Juli 2013

Auf den Punkt gebracht


„Wo jetzt Schienen liegen, sollen künftig Wohn- und Gewerbebauten entstehen. Kostenpunkt: 4,1 Milliarden Euro“ (taz)[1].
Liebe taz-JournalistInnen: 4,1 Milliarden Euro – so ein Betrag wirkt schon wuchtig und ihn hinschreiben zu dürfen, macht Sie groß genug; das müssen Sie gar nicht mehr dadurch zu überbieten (für die Jüngeren unter Ihnen: zu toppen) versuchen, daß Sie einen Punkt an die Kosten anhängen. Also: nicht Kostenpunkt, sondern einfach „Kosten: 4,1 Milliarden Euro“.



[1] 7./8. August 2010

Mittwoch, 3. Juli 2013

Hochpreisige Wohnungen


werden, so heute die taz, in Berlin gebaut. Dutzende von Durchschnitts-Anglizismen würde ich in Kauf nehmen, wenn man dafür das wieder aus der Welt schaffen könnte.


Montag, 1. Juli 2013

Parkverbot!


Gewerbepark, Erlebnispark und Forschungspark, Wohnpark, Ferienpark, Urlaubspark, Wellnesspark, FitnessPark und Fitneß Park und Fitnesspark und Fitness-Park, Sportpark, Golfpark, Tennispark, Lernpark, Bildungspark (37.000 Treffer), aber weit übertroffen von Bildungscenter (126.000), Ausbildungspark, Seniorenpark, Datenpark, Schlagerpark, Walkingpark, Umweltpark, „Der Schlosspark wird zum Sprachpark“, Musikpark, Klassikpark, Pflegepark, Filmpark, Zukunftspark, Innovationspark, Verkehrspark, Jobpark, auch  Parkjob (und das kann, scheint’s, dreierlei bedeuten: 1. Job, auf dem man parkt, d. h. auf einen besseren wartet, 2. Laub harken, 3. einparken), Kompetenzpark, Teampark, Kreativpark, Partnerpark, Servicepark, Softwarepark, Hardwarepark, biblischer Sinnpark, KarrierePark, Ökopark, Windpark, Abenteuerpark und adventure park, Cleanpark und Clean-Park, Entsorgungspark, natürlich Entspannungspark, Eventpark, Saunapark, Outdoorpark, Indoorpark, Vitalpark, Beautypark, Anti-Aging-Park, Gesundheitspark, Spaßpark, Funpark (in Trittau heißt er fun-parc), Party-Park, Nachhaltigkeitspark, „Die Netzwerk Arena als interaktiver Netzwerk Park mit einem ‚Live Chat Room’“, Kommunikationspark, Trauerpark, Projekt Trauerpark, Wettbewerbspark, Marketingpark, überraschend selten Dynamikpark und Prozeßpark, Investmentpark natürlich sehr oft, auch Chatpark gibt es oft, Aktiv Park, Actionpark (Zehntausende von Treffern), Kulturpark, Fantasiepark, Fantasy Park und Phantasiepark, Baby Park und Babypark, Basis-Park, Begegnungspark, Lyrik-Park, Prosapark (die Werke von Jane Austen), Urlaubspark, Biopark, Biologiepark, Wir sind kein Betroffenheitspark, Business-Park, Paradies-Park und, was auch deutsch sein soll, Paradise Park, Erinnerungspark, Modell-Park, Model Park (deutsch), Design-Park, Connection-Park, Integrationspark, Stabilitätspark, Drive-Park, ferner Entsorgungspark, Ereignispark, Wohlfühlpark, Gender-Park (in Wien eröffnet), Frauenpark, Freiraumpark, Friedenspark, Konzeptpark, Gefühlspark, Glückspark, Hygienepark, sowie über 100.000 mal Ideenpark und IdeenPark.
Ein Park scheint etwas völlig Beliebiges zu sein, ein x, das sich mit jedem Wort, das es überhaupt nur gibt, verbinden läßt, vor allem aber mit Wörtern aus dem Dummdeutsch- und dem überfälligen Deppendeutsch-Lexikon.
Aber nein, selbst unter diesen Wörtern gibt es einige, die sich beharrlich sperren. Kernkompetenzpark gibt’s seltsamerweise ebensowenig wie Sprachkompetenzpark, obwohl es doch bereits Kompetenzpark gibt; und es gibt keinen Einkaufspark, keinen Einwegpark, wohl aber einen Mehrwegpark; keinen Du-Darfst-Park und keinen Frische-Park, keinen Fairnesspark, völlig überraschend auch keinen Komplexpark, und weder einen Ganzheitlichkeitspark noch einen Ganzheitspark.[1]



[1] Ich habe das schon vor einiger Zeit geschrieben, vielleicht gibt es das Eine oder Andere davon inzwischen doch.