Wikipedia erklärt uns unter dem Stichwort
„Führungspsychologie“[1] zunächst,
was Führung überhaupt ist. Das ist sehr löblich, denn wenn man das nicht weiß,
wird man kaum verstehen können, was es mit der Führungspsychologie auf sich
hat:
„Die Führung von
Menschen stellt ein komplexes Phänomen dar, dessen Facetten nach differenzierter
Betrachtung und Analyse verlangen.“
Zweifellos ist das
zutreffend. Allerdings könnte man anstelle von Führung von Menschen auch Bratkartoffelbraten, Nasebohren,
Gummistiefel, Maikäfer, Neujahrsansprachen und einige zehntausend oder
hunderttausend oder wie viele es halt gibt andere Dinge und Vorgänge nennen.
Alle erweisen sich, wenn man nur genau genug hinsieht, als komplex, und ihre
Facetten verlangen allesamt nach differenzierter Betrachtung und
Analyse. Wikipedia sollte sich
bemühen, etwas mehr auf das Spezifische des vorzustellenden Gegenstandes
einzugehen.
So geht es dann weiter:
„Die Führungspsychologie leistet ihren Beitrag durch die Beschäftigung mit den
Teilaspekten der Führung auf den verschiedenen Gebieten des menschlichen
Zusammenlebens. In Anlehnung an Gibb nennt Lukascyk zur
Führungspsychologie folgende vier Variablen, die miteinander in Beziehung
stehen und als Wegbereiter der führungsbezogenen Interaktionstheorie gelten:
Die Persönlichkeitsstruktur der Führungskraft
einschließlich ihrer angeborenen Begabungen, und Fähigkeiten als auch ihrer
individuellen Erfahrungen.
▪
Die Persönlichkeiten der
Geführten einschließlich deren individueller Einstellungen, Erwartungen und
Bedürfnissen in bezug auf den Führenden als auch auf die Situation.
▪
Die Gruppe als Ganzes als ein differenziertes
und integriertes System von Status-Rollen-Beziehungen und von gemeinsamen
Gruppennormen.
▪
Die Situation, in der sich
Führungskraft und Gruppe befinden. Hierzu gehören die Art und Weise der zu
bewältigenden Aufgabe, das Gruppenziel und sonstige äußere Bedingungen.“
(Interpunktion und überhaupt alles im Original)
Man beschäftigt sich
also mit Teilaspekten, was auf viel größere Genauigkeit und Differenziertheit und
unvergleichlich mehr Tiefgang hoffen läßt, als wenn man sich nur mit Aspekten
oder Teilen beschäftigte. Einer nennt „zur“ Führungspsychologie vier Variablen.
Eine Variable, so erfahren wir, kann ein Wegbereiter einer Theorie sein, was
neu sein dürfte in der Geschichte der Wissenschaft, denn bisher waren die
Wegbereiter von Theorien immer Wissenschaftler. – Das Zitat ist bei weitem noch
nicht umfassend gewürdigt, ich will aber trotzdem gleich zum Ende kommen. Und
zwar wird der ganze Definitionsversuch so gekrönt und abgeschlossen: „Werden
diese Elemente durch Führungsziele, Führungsinstrumente
bzw. den gemeinsam zu erzielenden Erfolg ergänzt und systemtheoretisch
in einen Regelkreis eingebracht, dann entsteht der personenorientierte Führungsprozess.“
Ich war bisher der
Meinung und bin es im Grunde immer noch, daß schon Arminius der Cherusker seine
Horden in einem höchst erfolgreichen personenorientierten Führungsprozeß in den
Teutoburger Wald geführt hat, und der hat doch sicher nicht Elemente
systemtheoretisch in einen Regelkreis eingebracht, der hatte gar keine Ahnung,
daß es so etwas überhaupt gibt. Eher wäre das schon dem Varus als einem
gebildeten Römer zuzutrauen, aber der hat seine Elemente bekanntlich nicht um
den Erfolg ergänzt, weshalb das der Definition zufolge kein Führungsprozeß
gewesen sein kann, was er da mit seinen Legionen gemacht hat. Alles in allem
kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Führungsprozesse, mittels
derer Wikipedia seine (oder heißt es
ihre?) Autoren zum gemeinsam zu erzielenden Erfolg leitet, noch einiges zu
wünschen übrig lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen