Donnerstag, 27. September 2012

FDP unterstützt Thema


Ralf Grabow, FDP: „Insofern finde ich das gut, wenn wir im Ausschuss darüber diskutieren können, auch eigene Wege zu finden, wie wir dieses Thema unterstützen können“.[1]
Was meint er nun: „fände ich das gut, wenn wir könnten“ oder „finde ich das gut, daß wir können“? Und meint er vielleicht statt „das“ „es“? Vor allem aber: Wie unterstützt man ein Thema? Unterstützen kann man nur etwas, was von sich aus etwas unternimmt. Wenn einer nicht mehr so recht laufen kann, dann kann man ihn beim Laufen unterstützen. Bei einem, der völlig bewegungsunfähig ist, geht das nicht. Ein Thema ist jedenfalls nicht in der Lage, in irgendeiner Hinsicht unterstützt zu werden. Daß Politiker trotzdem dauernd so reden, hat vielleicht mit dem von Helmut Kohl eingeführten Brauch des Aussitzens zu tun. Man tut einfach gar nichts, kann in seiner Tätigkeit also auch nicht unterstützt werden, und erreicht, daß gerade dadurch die Unterstützung durch die Parteifreunde größer und größer und größer wird.

Montag, 24. September 2012

FDP für Zukunftsbündnisernennungsbeauftragten


„Offen auch die Art der Bürgerbefragung; wer und wie viele Personen werden instrumentalisiert um das desolate selbsternannte Zukunftsbündnis und deren Fraktionen bis zur Kommunalwahl zusammen zu halten.“ Das schreibt Thomas Rathcke, Fraktion FDP, in der Lübecker Stadtzeitung[1]
Die instrumentalisierten Personen sollen also zusammen das Zukunftsbündnis und die Fraktionen halten. Wessen Fraktionen, ist nicht leicht zu erraten, „deren“ halt, vermutlich die Fraktionen der Personen; eine Person allein reicht da wohl nicht. Aber wenn sie alle zusammenhalten, schaffen sie es vielleicht gemeinsam, das Bündnis zu halten.
Besonders interessant ist das selbsternannte Zukunftsbündnis. Man sollte endlich etwas dagegen tun, daß sich immerzu Zukunftsbündnisse selbst zu solchen ernennen. Darum nämlich dauert es immer so lang, bis eines zustande kommt, z. B. gegen Ghaddafi. Da muß ein Ernennungsbeauftragter her. Der zitiert dann Ahmadinedschad und Obama zu sich und verkündet ihnen mit Amtsstimme: „Hiermit ernenne ich offiziell ein Zukunftsbündnis, das aus Ihren beiden Staaten besteht“. Da wäre doch gleich viel mehr Ruhe auf der Welt. Vielleicht wär’s ja noch besser, statt eines Zukunftsbündnisses einfach nur ein Bündnis zu ernennen, sonst glauben die vielleicht noch, mit dem bündnistypischen Verhalten bräuchten sie erst in irgendeiner fernen Zukunft zu beginnen.

Mittwoch, 19. September 2012

Panther für Superman


Früher gab es Berufe wie Pfleger, Erzieher und Heiler. Nun gibt es in Dresden einen Heilerziehungspfleger. Mit solch einem unglaublich vielseitigen, anspruchsvollen, ja interdisziplinären, wenn nicht gar multi- oder transdisziplinären Beruf hat man sich schon eine Belohung verdient. Die taz schenkte ihm darum ein Haustier, den Panther Preis.[1] Nun würde es mich nicht wundern, wenn es noch tollere, ja wahnsinnigere Berufe gäbe, z. B. den Heilerziehungspflegemanager. Dem könnte man dann vielleicht den Eisbären Knut schenken.


[1] taz,17.9.12

Montag, 17. September 2012

Neues aus der Welt des Wanderer


„Tuncay Kulaoglu und Wagner Carvalho sind stilprägend für das „postmigrantische“ Theater.“ Das schreiben die für die Unterüberschriften in der taz[1] zuständigen Praktizierenden (für die Älteren unter Ihnen: PraktikanInnen, für die Uralten: Praktikantinnen und Praktikanten). Liebe Praktizierende, es ehrt Euch ja, daß Ihr Euch für dieses Wort schämt und es darum in Anführungszeichen setzt. Aber warum schreibt Ihr es überhaupt?



[1] 11.9.12

Mittwoch, 12. September 2012

Fakten Fakten Fakten


„Der Iran hat die Zahl seiner Uran-Zentrifugen verdoppelt. Wie wirkt sich dieser Fakt aus?“ (Tagesspiegel, 1.9.2012) Vor gar nicht so langer Zeit hätte sogar der allerletzte Journalist geschrieben: „Wie wirkt sich das aus?“


Montag, 10. September 2012

Das Wesen der Führernatur


Wikipedia erklärt uns unter dem Stichwort „Führungspsychologie“[1] zunächst, was Führung überhaupt ist. Das ist sehr löblich, denn wenn man das nicht weiß, wird man kaum verstehen können, was es mit der Führungspsychologie auf sich hat:
„Die Führung von Menschen stellt ein komplexes Phänomen dar, dessen Facetten nach differenzierter Betrachtung und Analyse verlangen.“
Zweifellos ist das zutreffend. Allerdings könnte man anstelle von Führung von Menschen auch Bratkartoffelbraten, Nasebohren, Gummistiefel, Maikäfer, Neujahrsansprachen und einige zehntausend oder hunderttausend oder wie viele es halt gibt andere Dinge und Vorgänge nennen. Alle erweisen sich, wenn man nur genau genug hinsieht, als komplex, und ihre Facetten verlangen allesamt nach differenzierter Betrachtung und Analyse. Wikipedia sollte sich bemühen, etwas mehr auf das Spezifische des vorzustellenden Gegenstandes einzugehen.
So geht es dann weiter: „Die Führungspsychologie leistet ihren Beitrag durch die Beschäftigung mit den Teilaspekten der Führung auf den verschiedenen Gebieten des menschlichen Zusammenlebens. In Anlehnung an Gibb nennt Lukascyk zur Führungspsychologie folgende vier Variablen, die miteinander in Beziehung stehen und als Wegbereiter der führungsbezogenen Interaktionstheorie gelten:
Die Persönlichkeitsstruktur der Führungskraft einschließlich ihrer angeborenen Begabungen, und Fähigkeiten als auch ihrer individuellen Erfahrungen.
                Die Persönlichkeiten der Geführten einschließlich deren individueller Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnissen in bezug auf den Führenden als auch auf die Situation.
                Die Gruppe als Ganzes als ein differenziertes und integriertes System von Status-Rollen-Beziehungen und von gemeinsamen Gruppennormen.
                Die Situation, in der sich Führungskraft und Gruppe befinden. Hierzu gehören die Art und Weise der zu bewältigenden Aufgabe, das Gruppenziel und sonstige äußere Bedingungen.“ (Interpunktion und überhaupt alles im Original)
Man beschäftigt sich also mit Teilaspekten, was auf viel größere Genauigkeit und Differenziertheit und unvergleichlich mehr Tiefgang hoffen läßt, als wenn man sich nur mit Aspekten oder Teilen beschäftigte. Einer nennt „zur“ Führungspsychologie vier Variablen. Eine Variable, so erfahren wir, kann ein Wegbereiter einer Theorie sein, was neu sein dürfte in der Geschichte der Wissenschaft, denn bisher waren die Wegbereiter von Theorien immer Wissenschaftler. – Das Zitat ist bei weitem noch nicht umfassend gewürdigt, ich will aber trotzdem gleich zum Ende kommen. Und zwar wird der ganze Definitionsversuch so gekrönt und abgeschlossen: „Werden diese Elemente durch Führungsziele, Führungsinstrumente bzw. den gemeinsam zu erzielenden Erfolg ergänzt und systemtheoretisch in einen Regelkreis eingebracht, dann entsteht der personenorientierte Führungsprozess.“
Ich war bisher der Meinung und bin es im Grunde immer noch, daß schon Arminius der Cherusker seine Horden in einem höchst erfolgreichen personenorientierten Führungsprozeß in den Teutoburger Wald geführt hat, und der hat doch sicher nicht Elemente systemtheoretisch in einen Regelkreis eingebracht, der hatte gar keine Ahnung, daß es so etwas überhaupt gibt. Eher wäre das schon dem Varus als einem gebildeten Römer zuzutrauen, aber der hat seine Elemente bekanntlich nicht um den Erfolg ergänzt, weshalb das der Definition zufolge kein Führungsprozeß gewesen sein kann, was er da mit seinen Legionen gemacht hat. Alles in allem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Führungsprozesse, mittels derer Wikipedia seine (oder heißt es ihre?) Autoren zum gemeinsam zu erzielenden Erfolg leitet, noch einiges zu wünschen übrig lassen.




[1] (27.8.2010)

Montag, 3. September 2012

Leitkultur


„Kruzifixe zeigen, wer der ‚Herr im Haus’ ist. Und gemeint ist damit nicht der Herr Jesu, sondern daß die eingeborene christliche in einer immer pluralistischeren Gesellschaft die ‚Leitkultur’ verkörpert.“ Das schreibt der bekannte Journalist Christian Rath in der taz[1].
Wie kommt das? Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder die Lateinkenntnisse sind bei unserer Meinungselite so sehr zusammengeschrumpelt, daß man, anders als früher jeder Bauer, nicht einmal mehr weiß: Es geht Jesus, Jesu, Jesu, Jesum, Jesu, Jesu. Oder die Vertrautheit mit den Kernstücken der Leitkultur ist derart geschwunden, daß man sich nur noch erinnert: Der Name des Gründers der christlichen Religion ist irgendwas mit Jes am Anfang. Und dann kommt man halt, weil es Jessy wohl doch nicht ist, auf Jesu.




[1] 1. Juli 2010