Dienstag, 27. September 2011

Schuldienstverweigerer

„Der Minderleister (engl.: Underachiever, von: to achieve, zu dt.: ‚etwas zustande bringen’, ‚ein Ziel erreichen’) oder Leistungsverweigerer bezeichnet eine Person (wie z. B. Schüler), welche in ihren Leistungen (z. B. Schulnoten) unter ihren Möglichkeiten bleibt. Sie erbringt also Minderleistungen im Vergleich zu dem, was aufgrund ihres kognitiven Leistungsvermögens zu erwarten wäre. Im Gegensatz dazu stehen die ‚Überleister“.[1]
Der Minderleister bezeichnet nicht eine Person, sondern der Wikipedia-Autor bezeichnet eine Person als Minderleister. „Wie z. B. Schüler“ ist doppelt gemoppelt, das „wie“ kann weg, und es muß einen Schüler heißen. Schulnoten sind keine Leistungen und also auch kein Beispiel für Leistungen, sondern man bekommt sie für Leistungen. Ob man den Wikipedia-Autor wegen dieser beiden Sätze einen Leistungsverweigerer nennen muß, weiß ich nicht. Es könnte ja auch sein, daß die obige Leistung aufgrund seines kognitiven Leistungsvermögens zu erwarten gewesen wäre.
Ich weiß auch nicht, ob einer, der im Fach Sport schlechte Noten bekommt, weil seine Leistungen verweigerungsbedingt schlechter sind als die, die zwar nicht aufgrund seines kognitiven, aber doch seines körperlichen Leistungsvermögens zu erwarten wären, anders als es die Definition vorschreibt nicht auch Leistungsverweigerer genannt werden könnte.
Leistungsverweigerer ist immerhin ein deutsches Wort, Minderleister dagegen nicht, und Überleister auch nicht. Letzteres, aber seltsamerweise nur letzteres, hat der Autor selbst gemerkt und hat Überleister darum in Anführungszeichen gesetzt. Trotzdem kann man nicht einfach Leistungsverweigerer schreiben in all den Fällen, in denen unsere Bildungsminister, Abgeordneten, Schulbürokraten und Pädagogikprofessoren – hoffentlich nicht auch die Lehrer – das tun. Wer schlechtere Noten hat, als es aufgrund seines kognitiven Leistungsvermögens zu erwarten wäre, muß kein Verweigerer sein; vielleicht war er einfach nur müde. Underachiever trifft die Sache eher. Es hat aber den Nachteil, daß es, wie die meisten in deutsche Sätze eingebauten englischen Wörter (nicht die Lehnwörter englischer Herkunft, aber zu denen gehört underachiever ja nicht) die Minderwertigkeitskomplexe dessen, der dieses Wort benutzt, in ein grelles Licht rückt statt sie gnädig zu verhüllen. Man kommt wohl nicht darum herum, das Gemeinte mit ein paar Wörtern mehr auszudrücken. In den meisten der Fälle, in denen Leistungsverweigerer paßt, kann man allerdings – und sollte es auch, weil es viel schöner ist – wie früher das Wort Faulpelz verwenden.

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