Donnerstag, 17. März 2011

Kirche und Kellner

„’Niemand bedient so viele Fragen nach Leben und Tod wie die Kirche’. Ohne ‚Mission und Marketing zu verwechseln’, stellte [Bischof] Jansen außerdem fest, dass die Kirche in Sachen seelisch-geistiger Fürsorge und meditativer Einkehr den Angeboten der Tourismusbranche weit voraus sei.“[1]
Sollte sich der erste Satz auch, wie der zweite, auf die Tourismusbranche beziehen, dann muß man sich nicht wundern. Diese Branche hat ja genug mit der Bedienung von Feriengästen zu tun, und da müssen die Fragen halt warten, bis sie dran kommen. Sollte der Satz aber so gemeint sein, daß die Kirche hinsichtlich der Fragen nach Leben und Tod überhaupt die Nase vorn hat, dann habe ich meine Zweifel, jedenfalls was die Anzahl der Fragen angeht, und nur davon ist ja hier die Rede. Die Versicherungsbranche hat da auch einiges zu bieten, und bei der Medizin könnte ich mir sogar vorstellen, daß sie es auf ein paar Antworten mehr bringt (falls das mit „bedienen“ gemeint sein sollte) als die Kirche. Allein schon die Unzahl von Krankheiten, an denen man entweder stirbt oder mit denen man weiterlebt, die einem ein Arzt aufzählen kann! Da muß ein Pfarrer erst mal mithalten können!
Der zweite Satz vermag mich nicht ganz zu beruhigen. Zwar habe ich durchaus den Eindruck, daß die Kirche „in Sachen“ seelisch-geistiger Fürsorge und meditativer Einkehr den Angeboten der Tourismusbranche zur Zeit weit voraus ist, aber das kann sich rasch ändern. Was hindert diese Branche, bei der Bedienung der Touristen mit Dingen, die dem leiblichen Wohl dienen, etwas zurückzustecken und statt dessen Meditationsübungen in ihr Angebot aufzunehmen? Die Kirche ist hier schon deshalb im Nachteil, weil sie, wie gesehen, gar nicht so viel Zeit für die Bedienung der Touristen hat, sie hat ja mit der Bedienung von Fragen zu tun. Mir scheint jedenfalls die Gefahr groß, daß sie die Markführerschaft auf dem Sektor der seelisch-geistigen Fürsorge und meditativen Einkehr abgeben muß. Und überhaupt bin ich mir nicht ganz sicher, ob der gute Bischof nicht doch Mission und Marketing ein wenig durcheinandergebracht hat.

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