Der Internetauftritt kinderfreundlichkeit.com
gehört einer „Initiative für mehr Kinderfreundlichkeit in Herne und Umgebung“.[1]
Darauf haben wir schon lange gewartet. Die Kinder in Herne und Umgebung waren
ja auch sowas von unfreundlich. Auch für die Umweltfreundlichkeit sollte man
etwas tun. Seit Wochen regnet es bei Temperaturen um die 10 Grad, und das im Februar. Insbesondere die klimatischen Umweltfaktoren (nach Wikipedia „Strahlungsverhältnisse,
die Lufttemperatur und die Luftfeuchtigkeit, Niederschläge, sowie
verschiedenste Wettererscheinungen, wie Nebel, Winde oder Blitze“) verhalten sich außerordentlich unfreundlich. Dabei haben wir ihnen doch
gar nichts getan.
Aber, so wendet einer ein, kinderfreundlich heißt doch nicht, daß die
Kinder freundlich sind, sondern daß man zu den Kindern freundlich ist.
Menschenfreundlich ist der Philanthrop, der Menschenfreund, der Freund der
Menschen. Gut, aber die Kinderfreundlichkeit ist die Freundlichkeit der Kinder,
wenn sie auch im Zuge der vor, glaub ich, etwa drei bis vier Jahrzehnten
ausgebrochenen Freundlichkeitsepidemie die Nebenbedeutung der Freundlichkeit zu
den Kindern angenommen hat. Und wie ist's, frag’ ich, mit diesem Satz: „Leicht und vitaminreich und deshalb ebenfalls höchst saunafreundlich: die leckere Salatauswahl.“[2]
Oder mit wellnessfreundlich und schnäppchenfreundlich? Wie soll man das anstellen:
zur Wellness und zum Schnäppchen oder zur Sauna freundlich sein?
Die Epidemie hat teils zu erwartende, teils erstaunliche Kreationen
hervorgebracht: suchmaschinenfreundlich, servicefreundlich, jobfreundlich, spaßfreundlich, eventfreundlich,
outdoorfreundlich, actionfreundlich, aktionsfreundlich, kompetenzfreundlich,
aber eigenartigerweise nicht sprach- und kernkompetenzfreundlich, sexfreundlich
(angeblich das Christentum in Wirklichkeit), dynamikfreundlich, nachhaltigkeitsfreundlich
(überhaupt alles, wozu man auch -gerecht
sagen kann), nicht nur kundenfreundlich, sondern auch kundennah und preisfreundlich.
Businessfreundlich ergab nur 115 Google-Treffer (businessgerecht auch nicht
allzu viel mehr, nämlich 542) – überraschenderweise, wo doch der Zeitgeist zu
nichts freundlicher ist als zum Geschäftswesen. Nicht weniger erstaunlich:
genderfreundlich nur 106, dagegen die Hundert-Prozent-Synonyme – soll bloß kein
Schlaumeier daherkommen und widersprechen – gendergerecht 18.700, frauengerecht 5.770, frauenfreundlich 52.600. Migrationsfreundlich aber, man mag es
kaum glauben, erbrachte lediglich 166 Treffer, migrantenfreundlich 749, die Synonyme migrationsgerecht und migrantengerecht nur 76
bzw. 75. Integrationsgerecht kam nur auf 10, integrationsfreundlich aber auf
die vergleichsweise ungeheure Zahl von 2.310.
Wer löst dies Rätsel nur? Wer hilft mir auf die Spur? (Gasparone)
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