Montag, 11. Juni 2012

Amiland und Schwabenland

Die meisten Deutschen nennen die USA einfach „Amerika“. Das wird zwar manchmal gerügt; politisch sei es nicht korrekt und wer so spricht, mache sich – sagt man heute nicht mehr, sagte man aber vor 30 oder 40 Jahren noch – der Unterstützung des US-Imperialismus verdächtig, wenn nicht gar schuldig. Aber es klingt am besten. Leute, die sich ihres Mangels an Reife bewußt sind und darunter leiden, versuchen ihre Infantilität zu ironisieren und sagen „Amiland“. Von Angehörigen gediegenerer Stände hört man manchmal „die Vereinigten Staaten“ oder gar „die Vereinigten Staaten von Amerika“.
„In den Staaten“ aber sagen minderwertigkeitskomplexgeplagte Knallchargen. Es gibt unter diesen auch welche, die sagen „in den States“ und entschuldigen sich dann damit, daß sie einige Zeit dort gelebt haben und es ihnen darum leider immer mal wieder rausrutscht. Es rutscht ihnen also raus, weil sie den Drang nicht beherrschen können, der Welt mitzuteilen, daß die dort gelebt haben. Vergleichsweise selten kommt es vor, daß jemand Schwäbisches in seine Rede einflicht, um auf diese Weise durch die Blume mitzuteilen, daß er vier Monate in Donaueschingen Reutlingen gewohnt hat.

2 Kommentare:

Patrick hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Trepl,

ich möchte hier energisch protestieren! Donaueschingen liegt mitnichten in Schwaben, sondern in Baden. So spricht man dort auch nicht Schwäbisch, sondern Alemannisch!

Freundliche Grüße,

Patrick

Ludwig Trepl hat gesagt…

Au weia! Das ist natürlich ein schwerer Fehler, ich werde in mich gehen. Er kommt davon, daß ich zu lange im Norden lebe und von da aus gesehen diese hochwichtigen Unterschiede klein erscheinen. Für meine in Berlin geborenen Kinder waren Bayern und Österreicher, Schweizer und Slowenen unterschiedslos "Seppls".
Eines muß ich aber doch berichtigen: "So spricht man" - also weil in Baden, darum alemanisch. Das stimmt aber nicht, im Norden, etwa von Karlsruhe an, spricht man in Baden fränkisch ("rheinfränkisch", sagt meine Dialektkarte).