Mittwoch, 6. Januar 2016

Vom Nutzen des Denglischen für die private Chinareise

„Durch die Verwendung von Anglizismen ergeben sich eigentlich mehr Vor- als Nachteile, solange es sich dabei nicht um vermeidbare oder Pseudo-Anglizismen handelt“. Das behauptet einer, bei dem man „Wording“ lernen kann.[1]
Nur der Aussage im Hauptsatz ist zuzustimmen, denn was wiegt schon das ungeheure Blähpotential auf, das Anglizismen für jemanden haben, der unter seiner provinziellen, d. h. deutschen Herkunft leidet? Diesen Dienst leisten aber gerade vermeidbare Anglizismen. Unvermeidbare lassen sich nun einmal nicht vermeiden. Mit ihnen schafft man es darum nicht, sich aus der Masse der anderen Provinzler und derer, die sich dafür halten, herauszuheben, denn diese müssen diese Anglizismen, da unvermeidbar, auch benutzen. Und Pseudo-Anglizismen bringen einen nur dann in Schwierigkeiten, wenn’s einer merkt, aber wann kommt das schon einmal vor?
Der mit dem Blähpotential verbundene Hauptvorzug der Anglizismen ist unserem Sprach- oder Sprechlehrer aber seltsamerweise gar nicht der Erwähnung wert. Ihm erscheint statt dessen folgendes von Bedeutung: „Auch für private Auslandsreisen sind gemeinsam benutzte Vokabeln von Vorteil.“
Ich glaube aber nicht, daß in Schanghai oder Rio ein Satz wie dieser verstanden wird: „Unter dem Label 'Outdoor Challenge' bietet das Trainingsunternehmen Process One seit 15 Jahren Outdoortrainings, Outdoorevents und Outdoorprojekte an. Diese können als Stand-alone-Maßnahme realisiert oder in ein vorgegebenes Programm integriert werden“. Er wird ja auch von vielen Deutschen nicht verstanden, von mir z. B. nicht. Da wird man am Ende doch nicht darum herumkommen, anstatt Anglizismen ins Deutsche einzubauen – nein, nicht die Sprachen, die man in Rio oder Schanghai spricht, Gott bewahre, sondern Englisch zu lernen.





[1] http://www.www-kurs.de/wording.htm


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