Jahrelang war ich Kunde der
Bäckerei Muschler in Freising bei München, aber nie hätte ich gedacht, daß ich
mich damit einer Gruppe von Personen angeschlossen habe, deren Definition eine
derart ehrfurchtgebietende, wenn nicht gar einschüchternde Formulierung
erfordert: „Ein Kunde
ist eine Person oder eine Institution, die ein offensichtliches Interesse am Vertragsschluss
zum Zwecke des Erwerbs eines Produkts oder einer Dienstleitung gegenüber einem Unternehmen oder einer Institution zeigt.“[1]
Ich kann mich nicht
mehr erinnern, aber sicher hat mir meine Mutter oder ein Verkäufer einst mit
etwas anderen Worten erklärt, was ein Kunde sei, und mein Eindruck war bis
jetzt nicht, daß sie mir eine falsche Vorstellung mitgegeben hätten. Aber nun
weiß ich's.
Ein offensichtliches
Interesse an Dienstleistungen einer Institution, z. B. der Institution Meldeamt
und ganz früher der Institution Schule, habe ich gelegentlich auch schon
gezeigt. Aber bei denen ist wohl keiner auf den Gedanken gekommen, daß ich ihr
Kunde sein könnte. Vielleicht lag das daran, daß ich das Interesse nicht nur der
Institution gegenüber gezeigt
habe, sondern auch noch, als ich schon drin war, und daß ich auch nicht gerade
an einem Vertragsschluß interessiert war.
Das kommt alles daher,
daß Kaufmannslehrlinge sich heutzutage BWL-Studenten nennen, natürlich im Wesen
immer noch Kaufmannslehrlinge sind, aber lernen müssen, sich anders
auszudrücken. So, wie man halt in den Kaufmannsschulen, die sich jetzt
BWL-Fakultäten nennen, glaubt, daß man als Wissenschaftler reden muß.
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