Montag, 23. Juli 2012

Betreuung der Körperlichkeiten


„Seitdem die Kirchen von Mißbrauchsfällen erschüttert werden, wird das Thema auch im Sport immer offensichtlicher“, schreiben die für die Unter- und Zwischenüberschriften in der taz zuständigen PraktikantInnen. Im Artikel[1] steht aber: „Seitdem die katholische Kirche von Mißbrauchfällen bei Jugendlichen erschüttert wurde, sind sexuelle Belästigungen von Minderjährigen auch im Sport immer mehr zum Thema geworden.“
Man sollte auf die PraktikantInnen ..., halt, das ist ja nicht mehr zeitgemäß, und der Sprachpapst A. Stefanowitsch könnte es rügen, während „die Praktizierenden“ sicher seinen Beifall findet, „die Studierenden“ mag er ja auch; also, ich fang’ noch mal ein: Man sollte auf die Praktizierenden besser aufpassen, die setzen in ihrem jugendlichen Ungestüm ohne hinzuschauen riskante Behauptungen in die Welt. Sonst hat die taz mir nichts dir nichts eine Klage am Hals, in diesem Fall von den evangelischen oder den orthodoxen Kirchen. Aber das ist Sache dieser Zeitung. Unsere ist die Behauptung, daß ein Thema offensichtlich werden kann. Ich glaube nicht, daß das möglich ist. Eine Lüge kann offensichtlich sein. Eine Behauptung kann offensichtlich wahr oder falsch sein. Ein Thema kann zwar langweilig sein oder spannend, aber offensichtlich zu sein, gar zu werden, das ist ihm nicht gegeben.
Der Artikel hat es auch sonst in sich. Sein Autor tut sich vor allem mit den Bedeutungen der für „das Thema“ einschlägigen Begriffe nicht leicht. Da ist ein Schwimmtrainer „wegen sexuellen Mißbrauchs“ (also nicht wegen des Verdachts) „ins Visier der Justiz geraten“. Er „soll“ (also doch nur: Verdacht) ein Mädchen zwar nicht „direkt betreut“, sich aber immerhin zwei mal an ihm „vergangen“ haben, was, wie man etwas weiter unten erfährt, eine „sexuelle Belästigung“ ist und vor allem daher kommt, daß beim Schwimmen, besonders seit der Weltverband die Ganzkörperanzüge verboten hat, die „Körperlichkeit“ besonders „ausgeprägt“ ist. Letzteres hab’ ich mir schon immer gedacht; Laufen ist dagegen eher eine Sache des Geistes, wenn nicht gar der Geistigkeit, Fußballspielen sowieso. Deshalb gibt es ja auch Fußballweise, Schwimmweise aber nicht. Wie auch immer: Jedenfalls scheint die taz der Meinung zu sein, daß der Tatbestand der Belästigung dann erfüllt ist, wenn ein Trainer ein Mädchen mißbraucht, mit anderen Worten: sich an ihm vergeht, und das heißt: es betreut.



[1] 12.8.2010

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