"Die Bildung und Vermittlung der
Unternehmenskultur erfolgt durch Lernprozesse und wird in einem
Sozialisationsprozess vermittelt. Je höher die Prägnanz, der Verbreitungsgrad
und die Verankerungstiefe einer Unternehmenskultur ist, um so stärker ist sie
zu bewerten.
Die Vorteile einer starken Unternehmenskultur, wie sie z.B. der Firma
McDonalds zugeschrieben wird, liegen in der Erhöhung der Effizienz des
Unternehmens und der hohen Loyalität der Mitarbeiter.“
(Stichwort „Marketing“, Hermann Diller (Hrsg.): „Vahlens Großes Marketing Lexikon“ München
1994, Stichwort „Strategisches
Marketing“, S. 649 f., S. 1174)
Die
Vermittlung wird also vermittelt. Und ob man die Reihenfolge der Prozesse nicht
genausogut umdrehen könnte? „Die
Bildung und Vermittlung der Unternehmenskultur erfolgt durch einen
Sozialisationsprozess und wird durch Lernprozesse vermittelt“ hört sich doch
auch irgendwie richtig bzw. genauso blödsinnig an. Und ob man nicht die beiden
Prozesse weglassen könnte? Sich mit Lernen und Sozialisation begnügen? Das
würde wohl nicht den Verbreitungsgrad eines betriebswirtschaftlichen Textes
erhöhen, denn der hängt sicher von der Menge überflüssiger Zutaten ab, mit denen
man in dieser Branche das Blähpotential
der Sprache zu „optimieren“ pflegt. Aber der Prägnanz und Verankerungstiefe
(was das heißen soll, weiß ich
nicht, aber es wird schon etwas heißen) könnte es dienlich sein.
Ein Rätsel ist mir, wie man eine Unternehmenskultur stark bewertet.
Vielleicht ist gemeint, daß man den Bewertungsakt mit einer solch dröhnenden
Wucht vollzieht, daß alle Welt hochfährt. Vielleicht ist aber auch gemeint, daß
sich der Bewerter beim Bewerten so stark anstrengt, daß ihm der Schweiß von der
Stirne heiß rinnt wie einst dem Glockengießer. Vielleicht hat der Autor aber
auch einfach ein Wörtchen vergessen und wollte sagen, daß die
Unternehmenskultur vom Bewerter als
stark bewertet wird, wenn sie z. B. eine Verankerungstiefe hat. Doch schien mir
zunächst „stark“ zu „Kultur“ nicht so recht zu passen. Hohe Kultur, auch
Hochkultur kennt man ja, aber starke Kultur, gar Starkkultur? Wäre in diese
vielleicht die ein wenig starkleibige Hochkulturgröße L. Pavarotti
einzusortieren?
Ich merkte allerdings bald, daß ich auf dem falschen Weg war. Kultur
ist wohl eher in dem Sinne gemeint, wie wir von der Kultur der Azteken
sprechen. Der fehlte es an Stärke, und darum wurde sie von der starken Kultur
der spanischen Marodeure ausgelöscht. Dazu paßt der Hinweis, der
Boulettenhändler McDonalds könne sich einer starken Kultur rühmen. Daß dies an
der hohen Loyalität der Mitarbeiter liegt, stimmt allerdings nicht so recht mit
dem Volksglauben überein und auch nicht damit, was der investigative
Journalismus in Gestalt des G. Wallraff über diese Firma herausgefunden
hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen