Donnerstag, 27. März 2014

Auffahrunfall auf der Krim


Wenn die Parteien ihre Wahlergebnisse „einfahren“, kann man sich dabei ja noch etwas denken. Sie bilden sich ein, eine große Arbeit geleistet zu haben, im Schweiße ihres Angesichts das Feld, auf dem die Stimmen wachsen, beackert zu haben, und nun fahren sie die Ernte in die Scheune ein wie einst der Bauer die Kartoffeln. Aber nun dies: „Er bestreitet nicht, dass Russia Today eine kremltreue Berichterstattung fährt“[1]. Wie fährt man denn eine Berichterstattung? So wie ein Auto oder so wie ein Fahrrad? Und wohin? In die Redaktion oder in die Wohnzimmer der Leser? Oder vielleicht gegen die Wand? Wieso fährt man die Berichterstattung überhaupt? Man könnte sie doch ebensogut werfen oder tragen oder auszahlen oder gießen oder breitklopfen. Rätselhaft, wieso sich die Journalisten ausgerechnet für „fahren“ entschieden haben, wo es doch Möglichkeiten ohne Zahl gibt.




[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/berichterstattung-ueber-die-krim-krise-blick-aus-der-blase-1.1914499

1 Kommentar:

Michael Allers hat gesagt…

Ich hätte die Berichterstattung gern mit DSG und total schadstoffarm. ;)

Im Ernst:
Es könnte eine - ausnahmsweise (!) wirklich missglückte - Lehnübersetzung von 'to drive coverage' sein. Eine adäquate Übersetzung habe ich allerdings auch nicht parat. Es könnte soviel heißen wie 'Berichterstattung pushen' ... ups ... ;)