Mittwoch, 2. Januar 2013

Optimal schwerer Fall


Nicht irgendein Lebensberater, sondern ein Zeit-Journalist schreibt: „Falls Ihnen positives Feedback schwer fällt, erinnern Sie sich an Ihre Erfolge. Was ist Ihnen in der Vergangenheit gut gelungen? Wo liegen Ihre Stärken? Und wann können Sie diese optimal einsetzen?“[1]
Auf die letzte Frage ist zu antworten: wenn überhaupt, dann ganz, ganz selten. Optimal bedeutet: Besser ist nicht möglich. Darum gibt es das Wort optimaler nicht. Und wann kam es schon einmal vor, daß ich meine Stärken nicht noch besser hätte einsetzen können? Ich kann mich nicht erinnern.
Feedback bedeutet, die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern, Rückkoppelung. Es fällt mir zwar schwer, mir das Fallen eines Feedbacks vorzustellen, aber wenn es fallen kann, dann kann es auch schwer fallen – in beiderlei Bedeutung: Es fällt, also etwa stürzt schwer, mit großer Wucht, und es fällt schwer, also etwa: Es ist nicht leicht, es zum Fallen zu bringen. Doch was soll ich mir darunter vorstellen, daß es mir schwer fällt? Daß es mir schwerfällt, mir das vorzustellen, wird vielleicht jemand zum Anlaß nehmen, mich zu belehren: Schwer fallen hat noch eine weitere Bedeutung, es bedeutet nämlich neuerdings auch das, was schwerfallen bedeutet. Man darf es, der Rechtschreibkommission zufolge, an dessen Stelle schreiben.
Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber wir wollen es einmal annehmen. Dann stellt sich allerdings die Frage: Darf denn diese Kommission das?
Sie darf es nicht. Daß zwei mal zwei fünf ist oder daß sich die Sonne um die Erde dreht, darf keine noch so demokratisch zustande gekommene Kommission beschließen. Sie hat herauszufinden, was richtig ist, und das hat sie dann, wenn's schon sein muß, festzusetzen. Und so ist es in unserem Fall auch.


[1] ZEIT-ONLINE 21.10.10

Keine Kommentare: