Am 17. Januar konnten wir hier melden: Endlich: Keine Armut mehr in Berlin! „Jeder
Siebente in Berlin ist von Armut bedroht“ hatte der Tagesspiegel gemeldet, aber
halt nur bedroht, arm war keiner. Jetzt hat sich das, der heutigen taz zufolge,
leicht verändert: Jeder Fünfte lebt in Berlin unterhalb der
„Armutsgefährdungsschwelle“. Doch arm ist immer noch keiner, wäre es anders,
hätte man uns das doch in dem Artikel mitgeteilt, wo man schon mal beim Thema
war.
So ganz eindeutig ist das aber nicht, was die da
schreiben. „Von Armut bedroht“ ist eindeutig. Wer von ihr bedroht ist, ist
nicht arm. Wenn ich von einer tödlichen Krankheit bedroht bin, dann lebe ich noch. Aber die
„Armutsgefährdungsschwelle“ könnte ja auch – dieses Problem habe ich bereits in
dem oben zitierten Blogartikel erörtert – die Schwelle sein, unterhalb derer
die Armut selbst nicht gefährdet ist, was immer das heißen mag; oder unterhalb
derer man durch die Armut gefährdet ist. Die könnte einen ja z. B. in Versuchung führen, kriminell zu
werden. Es mag noch mehr Möglichkeiten geben.
Es ist ähnlich rästselhaft im
Falle der „Armutsmisere“. „Daß die Ökonomie verantwortlich ist für die
Armutsmisere [...] daran darf man nicht rütteln“ (ebd.). Man hätte ja auch „verantwortlich
ist für die Armut“ schreiben können, dann wäre einigermaßen klar gewesen, was
gemeint ist, wenn ich mir auch nicht so recht vorstellen kann, wie eine
Ökonomie es schafft, verantwortlich zu sein; bei Ökonomen wär's was anderes.
Aber Armutsmisere? Ist vielleicht die Misere gemeint, in der die Armut steckt,
weil es partout keine Armen mehr geben mag, nur noch von ihr bedrohte Nichtarme?
Einleuchtend kommt mir das aber auch nicht vor.
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