Freitag, 21. Dezember 2012

Die gute Nachricht kurz vor Weihnachten


Am 17. Januar konnten wir hier melden: Endlich: Keine Armut mehr in Berlin! „Jeder Siebente in Berlin ist von Armut bedroht“ hatte der Tagesspiegel gemeldet, aber halt nur bedroht, arm war keiner. Jetzt hat sich das, der heutigen taz zufolge, leicht verändert: Jeder Fünfte lebt in Berlin unterhalb der „Armutsgefährdungsschwelle“. Doch arm ist immer noch keiner, wäre es anders, hätte man uns das doch in dem Artikel mitgeteilt, wo man schon mal beim Thema war.
So ganz eindeutig ist das aber nicht, was die da schreiben. „Von Armut bedroht“ ist eindeutig. Wer von ihr bedroht ist, ist nicht arm. Wenn ich von einer tödlichen Krankheit bedroht bin, dann lebe ich noch. Aber die „Armutsgefährdungsschwelle“ könnte ja auch – dieses Problem habe ich bereits in dem oben zitierten Blogartikel erörtert – die Schwelle sein, unterhalb derer die Armut selbst nicht gefährdet ist, was immer das heißen mag; oder unterhalb derer man durch die Armut gefährdet ist. Die könnte einen ja  z. B. in Versuchung führen, kriminell zu werden. Es mag noch mehr Möglichkeiten geben. 
Es ist ähnlich rästselhaft im Falle der „Armutsmisere“. „Daß die Ökonomie verantwortlich ist für die Armutsmisere [...] daran darf man nicht rütteln“ (ebd.). Man hätte ja auch „verantwortlich ist für die Armut“ schreiben können, dann wäre einigermaßen klar gewesen, was gemeint ist, wenn ich mir auch nicht so recht vorstellen kann, wie eine Ökonomie es schafft, verantwortlich zu sein; bei Ökonomen wär's was anderes. Aber Armutsmisere? Ist vielleicht die Misere gemeint, in der die Armut steckt, weil es partout keine Armen mehr geben mag, nur noch von ihr bedrohte Nichtarme? Einleuchtend kommt mir das aber auch nicht vor.


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