"Wir sehen uns dabei
in der Rolle des ehrlichen Maklers zwischen den verschiedenen Interessen der
Parteien und der gesellschaftlichen Akteure", formulieren die Grünen-Landeschefs.[1]
Das ist, bis auf die
Kleinigkeit, daß auch Parteien gesellschaftliche Akteure sind und daß man, wenn
man nicht gerade Soziologe ist und zu anderen Soziologen spricht, das Wort
Akteure meiden sollte, in Ordnung. Wenn den Landeschefs die genannte Rolle
nicht mehr behagt, können sie ja eine andere spielen, z. B. die des unehrlichen
Maklers.
Aber die große Mehrheit
der Soziologen spricht ohne rot zu werden auch von der sozialen Rolle der
Bauern in Mali oder der Frauen in Afghanistan, als ob diese ein Spiel spielten,
in dem sie sich halt für eine Rolle entschieden haben oder man sie meinetwegen
auch dazu zwingt, d. h. zum Spielen zwingt. Das zeigt, wie sehr diese Zunft in den
letzten Jahrzehnten heruntergekommen ist. „Der Protest des lebendigen Subjekts
dagegen, daß es generell zu Rollen verurteilt ist – die amerikanische
Rollentheorie ist so beliebt, weil sie das zur Struktur von Gesellschaft
überhaupt auswalzt [...]“, beginnt ein Satz von Adorno in Jargon der Eigentlichkeit. Aber die Dummheit und Hinterlist des neoliberalen Zeitgeists und seiner Soziologen zeigt sich bereits
darin, daß man überhaupt auf den Gedanken kommt, ein Begriff aus der Theaterwelt
eigne sich zur Bezeichnung der Tatsache, daß jemand im wirklichen Leben unterdrückt
und geschunden wird.
[1]
http://www.rp-online.de/landtagswahl/nachrichten/Gruene-setzen-auf-Mitarbeit-der-CDU_aid_906146.html
1 Kommentar:
d
Kommentar veröffentlichen