Dienstag, 26. März 2013

Kaum mehr Steigerungsmöglichkeiten


„Die Zahl der Demenzkranken in psychiatrischen Kliniken und privaten Pflegeheimen wächst stetig. Nicht immer werden die Patienten optimal versorgt.“ Das schreibt die taz heute in einer Unterüberschrift.
Wenn das keine Nachricht ist! Nie hätt ich das für möglich gehalten! Nicht immer, also doch meist oder fast immer, werden sie optimal, also so, daß es besser nicht möglich ist, versorgt. Was geht es uns in Deutschland doch gut! Und das erfährt man aus der taz, die doch sonst an allem etwas auszusetzen hat!



Sonntag, 24. März 2013

Der beste Freund des Grünen ist der Mensch


„Wir stehen gut da, aber ausruhen ist nicht! Weil es bei all diesen Themen auf die nächsten Jahre ankommt, wollen und müssen wir auch gestalten. Also stellt sich die Frage: mit wem? Und die erste Antwort ist: mit den Menschen!“ 
Das ruft die Grünen-Politikerin Sylvia Löhrmann ihrem Parteivolk zu.[1]
Mit wem? Ich hab’s mir gleich gedacht, daß diese Aufgabe nicht mit den Hauskatzen, Salatgurken oder Kieselsteinen anzupacken oder gar zu schultern ist. Außer den Menschen bleibt in der Tat wenig, wenn nicht gar nichts. Doch frage ich mich, ob die Grünen sich wirklich, wie die Politikerin behauptet, der Aufgabe, ach was, der Herausforderung, wenn nicht gar der Challenge der Gestaltung verweigern würden, wenn es bei „diesen Themen“ nicht auf die nächsten Jahre, sondern auf die nächsten Monate oder Jahrzehnte ankäme.

Mittwoch, 20. März 2013

Machbarkeitswahn


Angefangen hat es damit, daß sie nicht Pläne von Straßen, sondern die Straßen selbst umgesetzt haben. Jetzt haben sie dieses Prinzip ausgebaut und vertieft und dabei in gewisser Weise umgedreht:
„HOAI-Reform 2013 – BMWi: Der Zeitplan ist ehrgeizig, aber machbar“[1]
Garantiert meint das Ministerium oder die uns über die Reform berichtende Redaktion nicht, daß der Plan machbar ist – denn der war schon fertig, als die zitierte Zeile formuliert wurde, er mußte nicht mehr gemacht werden –, sondern daß das machbar ist, was im Plan geplant wird. Aber egal, Hauptsache, man hat „machbar“ untergebracht. Klingt ähnlich entschlossen und „praxisnah“ wie „umgesetzt“.




[1] http://www.bdla.de/nachricht688_13.htm


Donnerstag, 14. März 2013

Nur fast immer


Papst Franz hinten, Papst Franz vorne, Papst Franz an allen Ecken und Enden, und von der evangelischen Kirche redet gar keiner mehr. Dem wollen wir uns entgegenstemmen:
„Wie ist Gerechtigkeit zu definieren? Aber ob wir das in den Kirchen wirklich immer besser wüßten?“ So die ev. Zeitung für Berlin, Brandenburg und die schlesische Oberlausitz Die Kirche[1]).
Also wenn schon nicht wirklich immer, was bekanntlich dem Papst, also jetzt dem Franz vorbehalten ist, so wissen wir es in den Kirchen doch zumindest fast immer besser.
Da muß man Die Kirche aber zu mehr Demut mahnen.




[1] 28. Februar 2010.

Mittwoch, 13. März 2013

Neusprech


Es kommt zwar vor, daß mit „befrieden“ eine friedliche Tätigkeit gemeint ist, z. B. hier:
„Zwei Mediatoren sollen Grüne befrieden“.[1]
Aber das ist selten. Gemeint ist im allgemeinen: Dreinschlagen, bis Friede herrscht; z. B. ist es hier so gemeint, auch wenn die Tagesschau ein wenig rumdruckst:
„Von der Schwierigkeit, die Taliban zu befrieden“.[2]
Es ist vielleicht das älteste Neusprech-Wort überhaupt. Seine lateinische Entsprechung benutzten schon die Römer genau in der heutigen Hauptbedeutung. Auch in der Nazizeit ist man dabei geblieben. Wikipedia irrt darum, wenn es schreibt:
„Während des zweiten Weltkriegs, im besetzten Polen wurde das Wort in einer anderen Bedeutung verwendet. Man sprach von Pazifikation eines Dorfes um seine Zerstörung und Ermordung oder Vertreibung seiner Bewohner auszudrücken.“[3]
Das Wort wurde auch von den Nationalsozialisten so wie im alten Rom und so wie heute verwendet. Nach der Pazifikation herrschte Friede im Dorf.

Freitag, 8. März 2013

Kundenbetreuung


Jahrelang war ich Kunde der Bäckerei Muschler in Freising bei München, aber nie hätte ich gedacht, daß ich mich damit einer Gruppe von Personen angeschlossen habe, deren Definition eine derart ehrfurchtgebietende, wenn nicht gar einschüchternde Formulierung erfordert: „Ein Kunde ist eine Person oder eine Institution, die ein offensichtliches Interesse am Vertragsschluss zum Zwecke des Erwerbs eines Produkts oder einer Dienstleitung gegenüber einem Unternehmen oder einer Institution zeigt.“[1]
Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber sicher hat mir meine Mutter oder ein Verkäufer einst mit etwas anderen Worten erklärt, was ein Kunde sei, und mein Eindruck war bis jetzt nicht, daß sie mir eine falsche Vorstellung mitgegeben hätten. Aber nun weiß ich's.
Ein offensichtliches Interesse an Dienstleistungen einer Institution, z. B. der Institution Meldeamt und ganz früher der Institution Schule, habe ich gelegentlich auch schon gezeigt. Aber bei denen ist wohl keiner auf den Gedanken gekommen, daß ich ihr Kunde sein könnte. Vielleicht lag das daran, daß ich das Interesse nicht nur der Institution gegenüber gezeigt habe, sondern auch noch, als ich schon drin war, und daß ich auch nicht gerade an einem Vertragsschluß interessiert war.
Das kommt alles daher, daß Kaufmannslehrlinge sich heutzutage BWL-Studenten nennen, natürlich im Wesen immer noch Kaufmannslehrlinge sind, aber lernen müssen, sich anders auszudrücken. So, wie man halt in den Kaufmannsschulen, die sich jetzt BWL-Fakultäten nennen, glaubt, daß man als Wissenschaftler reden muß.

Sonntag, 3. März 2013

Ratzinger und das Deppenleerzeichen


Seit Tagen bewegt – diesen Eindruck gewinnt man zumindest im Internet – viele Menschen eine einzige Frage: Darf ein Papst zurück treten? Ich kann sie beantworten: Es ist nicht klar geregelt. Anders als beim Fußball, wo eindeutig vorgeschrieben ist, daß der Schiedsrichter in einem solchen Fall die Rote Karte zu zeigen hat, kennt man im Vatikan weder Gesetze noch Verordnungen, die Päpsten verbieten, zurück zu treten. Allerdings, so wird man wohl sagen müssen, gibt es ungeschriebene Gesetze. So etwas tut man als Papst einfach nicht. 


Samstag, 2. März 2013

Hochgradige Clowns


„Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben“, so Steinbrück.
Nun regen sich alle darüber auf, daß man doch einen Verbrecher nicht als Clown verharmlosen dürfe usw. Aber den ersten Teil des Satzes läßt man dem Kandidaten durchgehen. Dabei sollte einen doch da das Entsetzen packen, und zwar bis zu einem hohen Grad.